Oberhausen. Der Oberhausener Maschinenbauer MAN will mit der Energiewende neue, gewinnstarke Geschäftsfelder erschließen. Jetzt hat er einen Coup gelandet.
Im Oberhausener Werk von MAN Energy Solution dürfen diesmal ruhig die Sektkorken knallen: Der Standort des Tochterunternehmens der Volkswagen AG hat einen millionenschweren Großauftrag ergattert. Die Firma liefert eine Großwärmepumpe samt Zubehör für eine neue VW-Autofabrik in den USA.
Oberhausener Werk liefert Anlagen für VW-Tochter in den USA
Der Oberhausener Standort gehört mit seiner Produktion von Kompressoren und Turbinen zu den großen Arbeitgebern der Stadt. Da sich die Märkte weltweit stark wandeln, ist das in Augsburg sitzende Unternehmen angetreten, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Reichlich Potenzial sehen die Manager in der weltweit notwendigen Energie- und Wärmewende. Denn in den Hallen an der Steinbrinkstraße in Sterkrade, verkehrsgünstig direkt an der Autobahn gelegen, lassen sich dafür passgenaue Anlagen fertigen.
Vor kurzem hat nun das Unternehmen einen vielversprechenden Auftrag aus den USA an Land gezogen. Im Bundesstaat South Carolina startet Scout Motors, zum Volkswagen-Konzern gehörig, ein milliardenteures Großprojekt. In dem neuen Autowerk wollen die Wolfsburger vollelektrische Pick-up-Trucks und SUVs produzieren. Pro Jahr sollen 200.000 Fahrzeuge vom Band gehen.
Oberhausener Standort baut Großanlagen und Zubehör für Autofabrik
Für die Fabrik auf einem elf Quadratkilometer großen Gelände nahe Columbia, Hauptstadt des Bundesstaates, baut MAN eine Großwärmepumpe mit zwei Kompressoren, die im Winter für Wärme und im Sommer für Kühle sorgen. Die erzeugte Energie von 12,5 Megawatt würde reichen, um mehrere Zehntausende Haushalte zu versorgen. Das technische Prinzip der Anlage beruht darauf, der Umgebungsluft Wärme auch in geringen Mengen zu entziehen und sie in Energie umzuwandeln.
Der Lieferumfang umfasst über die Kompressoren und Großwärmepumpen hinaus Elektromotoren, Prozessequipment wie Kondensatoren, Kühler, Verdampfer, Rohrleitungen und ein Steuerungssystem. Die neue Produktionsstätte in den Vereinigten Staaten soll bereits im ersten Quartal 2025 ans Netz gehen.
Oberhausener Firma will Städte und Firmen beliefern+
Für VW-Vorstand Gunnar Kilian bekräftigt der Schulterschluss von MAN und Scout Motors das Ziel des VW-Konzerns, bis 2040 an allen Produktionsstandorten weltweit klimaneutral zu sein. Uwe Lauber, Chef von MAN Energy Solution, unterstreicht wiederum die technologische Kompetenz des Unternehmens, die es erlaube, Großwärmepumpen sowohl den Industriekunden als auch den Kommunen zu verkaufen.
Der Züricher Standort von MAN Energy Solution liefert beispielsweise die wesentlichen Bauteile für die weltweit größte Luft-Wasser-Wärmepumpe, die im finnischen Helsinki zum Einsatz kommt. Zudem stellt der Standort in der Schweiz ein Sortiment an Großwärmepumpen für das dänische Aalborg her. Sie sollen mithilfe von Meerwasser demnächst rund ein Drittel des Wärmebedarfs der Großstadt mit rund 210.000 Einwohnern erzeugen.
Werk in Oberhausen steht mit zahlreichen Städten in Kontakt
Das Oberhausener Werk von MAN wiederum steht hierzulande mit einer Reihe von Städten im engen Kontakt. Landauf, landab müssen Kommunen in den nächsten Jahren Planungen vorlegen, wie die Wärmeversorgung klimafreundlich gestaltet werden soll. Eine ganz entscheidende Rolle sprechen Fachleute dabei der Fernwärme zu, bei der auch Abwärme von Industrieanlagen und von Kohle- wie Gaskraftwerken zum Einsatz kommt. In Oberhausen greift der Energieversorger EVO dazu beispielsweise auf Abwärme der örtlichen Müllverbrennungsanlage GMVA zurück. Alle Fernwärmeanbieter sind allerdings gezwungen, in Zukunft neue Wärmequellen, etwa Geothermie oder Wärmepumpen, zu erschließen, wenn beispielsweise die Abwärme der klimaschädlichen Kohlekraftwerken in Zukunft wegbricht.
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Einige Städte, mit denen die MAN-Fachleute sprechen, wollen ein Fernwärmenetz auf- oder ein vorhandenes Netz ausbauen. Dazu könnte das Werk Kompressoren herstellen, erläutert Fachmann Tobias Hirsch. Eine weitere Möglichkeit bieten Großwärmepumpen, wie sie für die E-Fabrik in den Staaten geplant sind.
Oberhausener Standort unterstützt Städte bei der Wärmeplanung
Für solche Anlagen verwendet die heimische Firma bestimmte Kältemittel wie Ammoniak und Kohlenwasserstoffe, hat dazu inzwischen Wissen und Erfahrung erworben, um diese auch für weitere Projekte zu nutzen. Ob und inwieweit am Ende das Oberhausener Werk mit seinen rund 1600 Beschäftigten bei der Wärmeplanung der Städte zum Zuge kommt, hängt maßgeblich vom Ergebnis europaweiter Ausschreibungen ab. Dazu sind die Städte und die Versorgungsunternehmen bei der Vergabe von Aufträgen verpflichtet.
Und wie reagiert hier Oberhausen, wenn das heimische MAN-Werk solche Angebote macht? Grundsätzlich halten beide Seiten eine Zusammenarbeit für möglich. Der EVO seien die Wärmepumpenlösungen und insbesondere auch das Projekt in Dänemark bekannt, erklärt Sprecherin Annette Friese.
MAN in Oberhausen und Energieversorger EVO sind offen für Gespräche
Derzeit prüft das Unternehmen, mit welchen Chancen Geothermie, also Erdwärme, verknüpft sei, um Oberhausen zu versorgen. Dazu arbeite man eng mit dem Oberhausener Fraunhofer Umsicht Institut zusammen. Darüber hinaus befasse sich das Unternehmen mit dem Einsatz von Aquathermie. Hier wird die Wärme aus Abwasser zur Energiegewinnung genutzt. Je nach Temperatur sei der Einsatz von Wärmepumpen nötig, erklärt Friese. „Hierfür ziehen wir natürlich auch MAN als Lieferanten in Betracht.“ Mit dem Unternehmen verbinde die EVO eine jahrelange gute Partnerschaft. Gemeinsam habe man bereits einige Projekte geschultert.
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