Oberhausen. Tagsüber Lkw-Fahrer, abends Schlagersänger: Der Oberhausener Mario Maxim möchte mehr Interpreten auf die Bühne verhelfen. Was er Anfängern rät.

Aus dem Zelt hämmert der Bass. Mario Maxim ist schon startklar, sitzt vor dem Eingang zwischen Gästen an einer Bierzeltgarnitur und wippt mit den Beinen. Das Sommerfest der Karnevalsgesellschaft „Styrumer Löwen“ biegt auf die Zielgerade ein. „Wer kommt jetzt, der Stadtprinz - oder Mario?“ Planer mit gefalteten Notizzetteln zuppeln hektisch am weiteren Programm. Ja? Gleich? Der Schlagersänger hat noch einige Minuten Zeit.

Mario Maxim war nicht immer Mario Maxim. Während Roland Kaiser alias Ronald Keiler für die Karriere sogar doppelt seinen Namen veränderte, feilte der Alstadener etwas bescheidener. Geboren wird er vor 60 Jahren als Mario Heimers. „Die Leiterin meines Fan-Clubs hatte einen Neffen, der Maxim mit Vornamen hieß. M und M. Ich fand: Das passt doch gut!“ Und noch wichtiger: „Den Namen gab es im Geschäft noch nicht.“

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Der Oberhausener absolviert zunächst eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann, arbeitet so viele Jahre in einer Nachbarstadt. Die Musik lässt ihn nicht los. Mario wird zu DJ Mario. 37 Jahre legt er nebenbei Stimmungshits auf, lernt sein Publikum zu verstehen. 2006 zieht er beruflich die Reißleine, wechselt hinter das Steuer von großen Lkw. Auch musikalisch ändert er sein Leben vor zehn Jahren grundlegend. Mario wird Schlagersänger.

Schlagersänger Mario Maxim zwischen „Königin des Discofox“ und „Immer wieder“

„Meine Leidenschaft hatte immer mit dem Singen zu tun“, sagt der Alstadener, während aus dem Partyzelt wieder jauchzende Stimmung schwappt. Der Sänger dreht den Kopf zur Seite. „Singt der live?“, fragt ihn gerade Duett-Partnerin Sylvia Stern, die sich ebenfalls vorbereitet. Wer Leidenschaft zur Musik lebt, steht gedanklich irgendwie immer auf einer Bühne.

Erst DJ, dann Schlagersänger: Mario Maxim hat ein eigenes Schlagerlabel gegründet, um mehr Künstlern eine Plattform zu geben. Abseits der Top-Stars haben es die Sänger schwer, um an Auftritte zu gelangen, sagt der Hobby-Interpret.
Erst DJ, dann Schlagersänger: Mario Maxim hat ein eigenes Schlagerlabel gegründet, um mehr Künstlern eine Plattform zu geben. Abseits der Top-Stars haben es die Sänger schwer, um an Auftritte zu gelangen, sagt der Hobby-Interpret. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Mit seiner Gesangspartnerin singt er schwungvolle Liebeshymnen wie „Immer wieder“ und „Ich brauch mehr von dir“. Songs, die befreundete Komponisten schreiben, wie Danilo Morano. Mit ihm arbeitet er seit Jahren zusammen. Mario Maxim ist hauptsächlich im Popschlager zu Hause: kein Ballermann, keine getragene Schlager-Klassik, sondern sehr tanzbare Gute-Laune-Musik. Einer seiner neueren Titel heißt passenderweise: „Königin des Discofox“.

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Wenn ein neuer Song ins Haus flattert, heißt es zunächst: üben, üben, üben. Zu Hause und im Lkw. „Der Titel läuft dann den gesamten Tag über, bis er bei mir sitzt.“ Durch das Smartphone hat er sein Arbeitswerkzeug stets dabei. „Das Besondere beim Schlager ist die tanzbare Musik und das stressfreie und gepflegte Ambiente.“

„Schlagermusik bedeutet für mich Hobby und Leidenschaft. Es gibt aber Künstler, die sitzen in ihrer Garderobe, geben keine Interviews, schreiben keine Autogramme, rechnen ab und fahren wieder nach Hause.“

Mario Maxim (60)
Schlagersänger

Der 60-Jährige hat sich spezialisiert. „Wir bieten Musik für Schlager-Fans ab 50 Jahren an. Die Teenager können wir nicht mehr erreichen.“ Klar, auch junge Menschen feiern Schlagerlieder. „Aber dafür gibt es andere Künstler.“ Mario Maxim hat das kleine Label „Schlagerherzen“ gegründet, bei dem 20 weitere Genre-Sängerinnen und Sänger angeschlossen sind. Das Ziel: Mehr Auftritte, mehr Bühnenzeit. Endlich eine Plattform erhalten.

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Obwohl das Ruhrgebiet im Epizentrum des Schlager-Interesses liegt, haben es Sänger, die nicht zur Szene-Bundesliga gehören, spürbar schwer. „Viele sprechen ja von einem Haifischbecken. Da ist wahrscheinlich etwas dran.“

Die Hackordnung ist eindeutig: Künstler wie Helene Fischer („Atemlos durch die Nacht“) und Howard Carpendale („Ti amo“) füllen im Thronbereich große Konzertarenen. Ballermann-Stars wie Mickie Krause („Zehn nackte Friseusen“) und Ikke Hüftgold („Bumsbar“) beherrschen das Festival-Geschehen. Popschlager-Sänger wie Jörg Bausch („Wie ein Wolf in der Nacht“) sind regional bekannt, spielen auf Stadtfesten.

Neulinge im Geschäft haben es schwer - „Meine Visitenkarte sind die Konzerte“

Lokale Sänger müssen dagegen Trommeln ohne Ende. Vieles geht, wenn überhaupt, über persönliche Kontakte. „Veranstalter geben viel Geld für teure Stars aus. Dabei gibt es vor der Haustür tolle Sängerinnen und Sänger.“ Im Schnitt kommt Mario Maxim auf einen Auftritt im Monat. „Meine Titel werden nicht im Radio gespielt. Meine Visitenkarte sind die Konzerte.“

Sänger wie Norman Langen („Pures Gold“) oder Mike Leon Grosch („Wunderschön“) hätten es leichter, sie sind durch ihre Teilnahme bei „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) schon einem Million-Publikum bekannt. „Plattenfirmen pushen diese Künstler zusätzlich. Wir dagegen zahlen viel Geld für die Promotion und Bemusterung aus der eigenen Tasche.“

Am Samstagabend zu Gast beim Sommerfest der Karnevalsgesellschaft „Styrumer Löwen“: Mario Maxim sorgt mit Songs wie „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“ sonst in Oberhausener Gaststätten wie „Bitchen“ und „Kult“ für Stimmung.
Am Samstagabend zu Gast beim Sommerfest der Karnevalsgesellschaft „Styrumer Löwen“: Mario Maxim sorgt mit Songs wie „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“ sonst in Oberhausener Gaststätten wie „Bitchen“ und „Kult“ für Stimmung. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Während Top-Stars der Szene fünfstellige Euro-Gagen pro Auftritt fordern, sieht sich Mario Maxim als bodenständigen Kontrast. Über Summen wird nicht gesprochen, es sei aber ein Bruchteil. Er sagt deutlich: „Schlagermusik bedeutet für mich Hobby und Leidenschaft. Es gibt aber Künstler, die sitzen in ihrer Garderobe, geben keine Interviews, schreiben keine Autogramme, rechnen ab und fahren wieder nach Hause.“

Mario Maxim setzt auf eine Mischung aus 20 bis 30 eigenen Liedern und Cover-Songs wie „Ein Stern“ von Nk P., „Joleen“ von Mike Bauhaus und „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“ von Christian Anders. „Ich schaue, dass die Leute mitmachen können.“

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Der Auftritt rückt näher. Aus der Menge klopft ihm jemand auf die Schulter: „Wir kennen uns lange - cooler Typ.“ Einige seiner Musik-Videos erreichen auf Youtube ein paar hundert Klicks, andere sogar bis zu 10.000 Zugriffe. Der Schlagersänger tritt häufig in Gaststätten auf. Im „Bitchen“ in Styrum oder im „Kult“ in der Oberhausener Innenstadt. „Ich bin ein Typ zum Anfassen. Ich brauche keinen VIP-Bereich. Ich gehe zum Publikum, das ist meine Art - wie früher bei der Versicherung.“

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Finanziell alleine vom Schlager-Geschäft leben, kann er allerdings nicht. Allen Anfängern rät er deshalb: „Behaltet euren festen Job - und seht die Musik als Hobby.“ Sein eigener Traum? „Einmal im ZDF-Fernsehgarten auftreten!“ Ein anderes großes Ziel hat er jüngst erreicht. „Ich wollte unbedingt in Österreich auf einer Bühne stehen und habe es viele Jahre vergeblich versucht.“ Im kommenden November singt er mit vier weiteren Schlagerherzen-Künstlern endlich bei „Gasthubers Restaurant & Bühne“ in Stockerau, in der Nähe von Wien.

Ein Handzeichen aus dem Partyzelt. Jetzt geht‘s los! Aus den Standboxen krachen rhythmisch erste Bässe. Mario Maxim stellt eine Frage, auf die er längst eine Antwort kennt: „Seid ihr gut drauf?“

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