Oberhausen. Fans feierten am Wochenende in Oberhausen die Musik-Sommer-Nacht. Polizei patrouillierte nach der Gewalttat in Solingen. Dann kam das Unwetter.

  • Schon im Vorfeld war die Freude auf die diesjährige Musik-Sommer-Nacht in Oberhausen groß
  • Doch die Veranstalter mussten kurzfristig auf den Anschlag in Solingen reagieren
  • Und dann zogen auch noch Gewitterwolken auf

Die Vorzeichen waren euphorisch: Die Musik-Sommer-Nacht zählt zu den großen Events im Oberhausener Innenstadtkern. Tausende Besucherinnen und Besucher umlagern Jahr für Jahr die Bühnen der Gastronomen mit lokalen und regionalen Musik-Bands. Auch am Freitag und Samstag sollte es eine große Party werden. Doch die Veranstalter mussten kurzfristig Probleme lösen und wichtige Entscheidungen treffen. Das betraf vor allem den Samstag.

Am späten Samstag machte ein Unwetter den Machern auch auf dem Sapo-Platz zu schaffen. Grubenrock durften noch (verkürzt) spielen, Sänger Nockes konnte anschließend nur noch improvisieren.
Am späten Samstag machte ein Unwetter den Machern auch auf dem Sapo-Platz zu schaffen. Grubenrock durften noch (verkürzt) spielen, Sänger Nockes konnte anschließend nur noch improvisieren. © FUNKE Foto Services | Joshua Esters

Die tödliche Messerattacke auf einem Solinger Stadtfest vom späten Freitagabend beschäftigte die Veranstalter von „Indie Radar Ruhr“ noch in der Nacht von Freitag auf Samstag. Am frühen Samstagmorgen um sieben Uhr hatte Festorganisator Maximilian Janetzki die städtische Ordnungsbehörde und die Polizei kontaktiert. Die Beamten sahen schließlich keine konkrete Gefährdungslage für Oberhausen. Das Festival startete planmäßig. Dennoch wurden die Sicherheitsmaßnahmen in der Innenstadt verstärkt.

Musik-Sommer-Nacht in Oberhausen: Kneipen-Besitzer lassen Bands früher spielen

Normalerweise gilt die Musik-Party mit sieben Bühnen von Friedensplatz, über Elsässer Straße, Marktstraße, Saporischschja-Platz bis zum Altmarkt als friedliches Festival, bei dem es kaum Zwischenfälle gibt. Am Samstag sahen die Musik-Fans diesmal vereinzelt patrouillierende Beamten. Auch das Ordnungsamt war etwas häufiger zu sehen als üblich. Bis zum späten Samstagabend meldete der Veranstalter aber keine größeren Zwischenfälle.

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Manche Bühnen waren direkt zum Start um 18 Uhr schon beachtlich umlagert. Das wiederum lag wohl an diffusen Wetterprognosen. Für den Abend waren zu unterschiedlichen Uhrzeiten heftigere Regenfälle angesagt. Zumindest der Startschuss gelang am Samstag noch hochsommerlich bei schweißtreibenden Temperaturen.

Tutti Frutti! Vor dem „Uerige Treff“ durfte es am Samstag zur Musik-Sommer-Nacht auch ein wenig Rock‘n‘Roll sein.
Tutti Frutti! Vor dem „Uerige Treff“ durfte es am Samstag zur Musik-Sommer-Nacht auch ein wenig Rock‘n‘Roll sein. © FUNKE Foto Services | Joshua Esters

Das Kinderfest auf dem Sapo-Platz galt schon am Nachmittag den Familien. Im Schnitt hielten sich 200 bis 300 Personen zwischen Kindersängern und Schminkständen auf, teilten die Bühnenbetreiber von „Höppner Event“ mit. Am Friedensplatz tragen Kellner vor dem „Uerige Treff“ vor allem kühle Getränke an die Tische. Schwere Speisen? Fehlanzeige!

Zumindest für leichte Kost sorgt die Rock‘n‘Roll-Formation „Lennebrothers“, die allerdings früher auf die Bühne geht als im Programm geplant. Etliche Veranstalter hatten die Wetterprognosen studiert und ihre Bands eilig vorgezogen. Auch Gdanska-Wirt Czeslaw Golebiewski schaut am frühen Abend skeptisch gen Himmel. Im Hintergrund macht sich die Rock-Band „Echt Steinbach“ bereits warm und zupft an den Instrumenten: „Wir versuchen die Band so lange spielen zu lassen, wie es geht. Darum fangen wir eine Stunde früher an.“

Musik-Sommer-Nacht in Oberhausen: Zuerst kommt der Wind, gegen 21 Uhr setzt Regen ein

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Viele Fans sind sowieso schon da. Sie saugen die Sonne auf - und sichern sich am Altmarkt einen der rar werdenden Sitzplätze. „Wir wollen nicht auf die Musik-Sommer-Nacht verzichten. Die Veranstaltung ist eine Bereicherung für die Oberhausener Innenstadt“, findet eine Feiergemeinschaft mit Ausgeh-Freunden in ihren Vierzigern. „So etwas gibt es viel zu selten.“

Ja, man hat die Oberhausener Innenstadt zur Gratis-Musik-Sause allerdings schon voller gesehen. Das merkt man vor dem „Alten Hut“ an der Elsässer Straße, vor dem es meist beschwerlicher ist durchzukommen. Auch der Auftritt, der dort etablierten Cover-Band „Time“ wird nach vorne gezogen.

Auf der Elsässer Straße winkten die Fans ihren Lieblingsmusikern entgegen. Sieben Bühnen bespielten mit Cover-Rock, Elektro, Pop bis Schlager.
Auf der Elsässer Straße winkten die Fans ihren Lieblingsmusikern entgegen. Sieben Bühnen bespielten mit Cover-Rock, Elektro, Pop bis Schlager. © FUNKE Foto Services | Joshua Esters

Letztlich können sie dem Regen aber nicht entwischen: Gegen 21 Uhr öffnet der Himmel die Schleusen. Schon vorher fegt der starke Wind über den Saporischschja-Platz. Das führt dazu, dass Regenwasser vom Vortag von der Zeltplane der Bühne geweht wird und auf einem Musik-Verstärker landet, wie der Veranstalter auf Anfrage mitteilt. Die Band „Nockrock“ muss den vorgezogenen Auftritt abbrechen. Sänger Nockes wendet sich an enttäuschte Fans auf dem ordentlich gefüllten Platz: „Es tut uns leid. Die Sicherheit geht vor!“

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Techniker wuseln im Hintergrund. Mit einer halben Stunden Verzögerung kann zumindest Sänger Nockes als Solist doch noch spielen. Der erste Song lautet: „Sexy“ von Marius Müller-Westernhagen. Dass es später wieder feucht wird, schreckt die Fans zunächst wenig ab. Doch dann folgt die ganz große Dusche. Sogar Blitze zucken. Auch an anderen Bühnen fegt der Wind - und Bands packen notgedrungen ein. Wechselbad der Gefühle!

Musik-Sommer-Nacht in Oberhausen: Jörg Bausch lockt am Festival-Freitag die meisten Fans

Der erste Abend der Musik-Sommer-Nacht am Freitag lief problemloser ab: Nach der verregneten Eröffnung kam immerhin die Sonne raus. Der „Alte Hut“ meldet am Freitag mehr Umsatz als im Vorjahr. Schlagerstar Jörg Bausch brachte um 21 Uhr am Sapo-Platz die meisten Fans vor die Bühne. Der Interpret von Hits wie „Dieser Flug“ und „Wie ein Wolf in der Nacht“ postete noch in der Nacht über die sozialen Netzwerke im Internet ein Video von einem üppig gefüllten Innenstadt-Platz.

Einkaufsstraßen als Schwofparkett: Als es noch trocken war, wurde bei der Musik-Sommer-Nacht in Oberhausen auch getanzt.
Einkaufsstraßen als Schwofparkett: Als es noch trocken war, wurde bei der Musik-Sommer-Nacht in Oberhausen auch getanzt. © FUNKE Foto Services | Joshua Esters

Mehr als ein Geheimtipp ist wahrscheinlich längst die Traubenschmiede-Bar. DJs legten entspannte House-Klänge auf. Auf der Elsässer Straße gehörten die Sitzbänke mit einem Glas Wein in der Sonne wohl zu den gemütlichsten Orten der diesjährigen Musik-Sommer-Nacht.

„Die Stimmung war am Samstag friedlich und bis zum Unwetter auch harmonisch“, resümiert Organisator Maximilian Janetzki. „Leider hatten wir die Wettergöttin und den Wettergott nicht auf unserer Seite.“ Der Macher zählte mehrere tausend Besucher. Neue Rekordwerte für die Musik-Sommer-Nacht wurden allerdings deutlich verfehlt.

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