Oberhausen. Mehr als 100 hell gekleidete Gäste teilten in der Oberhausener City ihre Speisen miteinander. Wie sie feierten, zeigen Video und Fotostrecke.
Blauer Himmel, das Wetter ist beachtlich. „Dunkle Kleidung schluckt die Sonne, dann wird dir noch wärmer. Zieh was Helles an!“, hat man noch aus Kindertagen in den Ohren. Daher konnte man am Samstagabend meinen, dass dutzende Menschen auf dem Saporischschja-Platz in Oberhausen beim „Dinner in Weiß“ früher bei mahnenden Eltern gut zugehört hatten. Das Event kam an. Dabei hätte es fast sogar überhaupt nicht stattfinden können. Denn die Stadt übernimmt die Kosten nicht mehr.
Weiße Schuhe, weiße Westen, weiße Shirts, weiße Hemden, weiße Sommerkleider, sogar schicke weiße Zylinder fallen ins Auge. Es klirren Gläser, es zuppeln entspannte Menschen ihre Teller auf den Tischen mit natürlich weißen Tischdecken zurecht. Wie ist die Stimmung unter sonnigen Gemütern? „Wunderbar!“
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Doch dass rund 100 Menschen beim großen Picknick in der Innenstadt in Einheitsklamotten erscheinen, hat natürlich nichts mit dem Wetter zu tun. Das „Dinner in Weiß“ ist streng genommen ein Flashmob und geht auf das in Frankreich gewachsene „Dîner en blanc“ zurück.
Dinner in Weiß in Oberhausen: Gäste basteln Pinguine aus Oliven und Käse
Der Legende nach soll eine private Gartenparty eines Franzosen so überfüllt gewesen sein, dass er in Paris in einen öffentlichen Park umzog. Daraus wuchsen jährliche Treffen, an vorher geheimen Orten, bei der die Utensilien von den Gästen stets selbst mitgebracht werden und einheitliche Garderobe erwünscht ist - ohne soziale oder politische Aussage. In Deutschland schwappte der Trend Anfang der 2000er-Jahre zunächst nach Hannover, landete später auch in Oberhausen.
Sie lachen, blicken auf die Tische von Nebenleuten und beginnen zu plaudern, während Gitarren-Musik des Mülheimer Musikers Detlef Neuls ertönt. Er sagt: „Zum Dinner in Weiß passen leichte musikalische Klänge. Hallelujah von Leonard Cohen und Songs von den Beatles sind immer beliebt.“ Vier Musikblöcke gibt es für die Besucher gratis. Die Tische und Stühle haben sie zu Hause in den Kofferraum der eigenen Autos geladen. Daraus werden nun auch Schüsseln, Töpfe und Tupperboxen ausgeräumt.
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Welche Gerichte gehören zu so einem Picnic dazu? Die Meinungen gehen auseinander. „Käsehappen passen immer“ und „Brühwürstchen schmecken auch kalt“ und „Baguette ist Pflicht“ hört man häufiger. Eine gesellige Gruppe aus Osterfeld hat sich vorher sogar kreativ betätigt und kleine Pinguin-Figuren, bestehend aus aufgeschnittenen Oliven, Schafskäse und Karotten-Scheiben, gebastelt.
Das gesunde Konstrukt wird von einem Zahnstocher zusammengehalten und sieht nicht nur putzig aus, sondern schmeckt auch bestens. Dinner-Organisator Uwe Muth ergänzt: „Glasnudelsalate sind momentan schwer angesagt, aber auch der Linsensalat unter den Gästen ist beliebt.“
Dinner in Weiß in Oberhausen: Kosten für das Event übernahm eine Privatperson
Obwohl das vierstündige Event gut ankommt, war der Zuspruch in der Oberhausener Innenstadt schon einmal größer. „Das liegt an der Corona-Zeit. Dadurch ist die Regelmäßigkeit abhandengekommen. Das Dinner in Weiß muss sich erst wieder herumsprechen und dadurch erneut wachsen“, sagt der Planer. In der Spitze speisten auf dem Sapo-Platz schon bis zu 350 Menschen. Diesmal sind es gut 100.
Dabei wäre das jährliche Event in diesem Jahr beinah gescheitert. Zwar entstehen kaum Kosten für große Aufbauten oder Kulissen sowie durch den Mitbring-Gedanken, aber ein finanzieller Selbstläufer ist das „Dinner in Weiß“ trotzdem nicht. „Es entstehen Kosten, zum Beispiel für Musiker, Gema und Versicherungen“.
Bislang habe die Stadt Oberhausen diese Beträge übernommen. Dies sei nun nicht mehr der Fall. „Eine Privatperson, die nicht genannt werden möchte, hat die Geldbeträge in diesem Jahr übernommen.“ Ohne den Gönner hätte das „Dinner in Weiß“ nicht stattfinden können. Diesmal legte Muth einen „Hut“ aus, um Spenden für das kommende Jahr zu sammeln. Das gute Ergebnis von 500 Euro macht Hoffnung.
Das weiße Outfit der Besuchenden müsse übrigens nicht teuer sein, erklärt der Macher. „Einige nutzen dafür die Second-Hand-Shops. Weiße T-Shirts oder Hemden haben die meisten sowieso im Kleiderschrank. Bei Männern fehlt aber häufig die weiße Hose.“ Wer alles komplett einkaufen müsste, könnte dies für unter 100 Euro schaffen.