Oberhausen. Für die meisten Termine vom 16. bis 31. August gilt: Eintritt frei. Gleich mehrere Schriftsteller-Debütanten aus Oberhausen stellen sich vor.
Mit seiner achten Auflage kann der Sterkrader Lesesommer eine stattliche Ernte einfahren: Denn Autorinnen und Autoren aus Oberhausen waren in dieser Saison besonders produktiv. Sowohl erfahrene Literaten als auch Debütanten sind mit Lesungen aus ihren Neuerscheinungen während der 16 Sommertage vom 16. bis 31. August zu erleben. Die Bandbreite reicht von Fantasy über Krimi bis zu Erinnerungsliteratur. 33 Termine sind‘s insgesamt - von Vorlesestunden im Kindergarten bis zum Auftakt mit Slam-Poetry während des munteren Markttreibens der Sterkrader Spätschicht am Freitag, 16. August, ab 16 Uhr.
Vertraute Sterkrader Leseorte sind dabei - aber auch ganz neue Adressen, die man zuvor wohl nicht mit Literatur in Verbindung gebracht hat. Vorstellen lässt sich aus dieser Fülle hier nur eine Auswahl aus Neuheiten und „Evergreens“ - wie der bewährten Krimilesung im Ambiente des „Atelier einzigartig kunterbunt“, Steinbrinkstraße 144. Dort liest Regina Trampnau am Freitag, 16. 8., um 18.30 Uhr unter dem Motto „Dreh dich nicht um“ - was erschauernde Zuhörer unweigerlich tun dürften. Allerdings macht sich der Lesesommer bereits um 19 Uhr selbst Konkurrenz, wenn Peter Kersken, erfahrener Autor historischer Kriminalromane, bei Klumpen Moritz, Bahnhofstraße 30, „Die Tote aus der Emscher“ hervorholt.
Sein Schauerstück aus dem Jahr 1816 beschreibt Oberhausen ein halbes Jahrhundert vor der Stadtgründung als nur vereinzelt bäuerlich bestellte Einöde. In ganz Europa schrieben Chronisten vor 208 Jahren von einem Elendsjahr: „Achtzehnhundertunderfroren“. Die Ursache lag eine halbe Weltreise entfernt, denn bereits im April 1815 war in Indonesien der Vulkan Tambora ausgebrochen. Seine Aschewolken sorgten in Mitteleuropa für Schneefälle bis in den Sommer. Vor diesem apokalyptischen Panorama lässt Peter Kersken einen Untersuchungsrichter dem Tod einer kräuterkundigen Bauersfrau nachforschen: War sie das Opfer eines letzten Aufflammens der Hexen-Hysterie? „Die Tote aus der Emscher“ ist mit 10 Euro Eintritt übrigens der einzige nicht kostenlose Termin dieses Lesesommers. Karten gibt‘s in der Buchhandlung Wiebus.
Theater weckt Vorfreude beim Sterkrader Lesesommer
Trotz der Theaterferien zeigt auch das Ensemble vom Will-Quadflieg-Platz doppelt Präsenz in Sterkrade. So liest Regina Leenders am Sonntag, 18. August, um 17 Uhr im Bistro Jahreszeiten, An der Guten Hoffnung, aus John Steinbecks berühmtem Roman „Die Früchte des Zorns“. Auch dieses sozialkritische Meisterwerk von 1938 schildert die Folgen einer ökologischen Katastrophe: Die Staubstürme des „Dust Bowl“ vertreiben die Farmersfamilie Joad aus ihrer Heimat Oklahoma. Doch im gelobten Kalifornien schlägt den „Okies“ nur Verachtung entgegen.
Noch mehr Theater Oberhausen gibt‘s für Ausgeschlafene am Mittwoch, 21. August, bereits um 10.30 Uhr im Smart Haus, Steinbrinkstraße 216: Dann präsentiert Anna Polke Kostproben aus gleich drei Romanen, die alle drei in der kommenden Spielzeit auf die große Bühne kommen werden: „Milch und Kohle“ von Ralf Rothmann, „Koller“ von Annika Büsing und „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher. Anmeldung erwünscht unter 0208 8825 3251.
Kenner des Islamismus diskutieren beim Sterkrader Lesesommer
Gleich drei starke Autorenlesungen folgen einander am Freitag, 23. August: Zunächst beleuchtet das Sophie-Scholl-Gymnasium um 15 Uhr das drängende Thema: „Die Rechte in Deutschland hat viele Gesichter“. Ismail Küpeli spricht über den Antisemitismus der türkischstämmigen Rechtsextremen. Weitere Aspekte des Islamismus diskutieren seine Partner an diesem spannend besetzten Podium.
„Feine Worte und feine Töne“ gibt‘s dann um 18 Uhr am geeigneten Schauplatz: dem Feinkostladen von Gebi Küper, Brandenburger Straße 2. Dort präsentiert die Sterkrader Autorin Nadine Rentmeister ihr Werk „Spülsaumfrau“. Und für Fantasy-Fans liest die als B. Weber publizierende Oberhausenerin um 18.30 Uhr bei Klumpen Moritz aus „Die schwarze Perle von Nevianar“.
Zukunftskritische Texte und DJ-Sets beim Sterkrader Lesesommer
Wie aufschlussreich literarische Fantastik aus Profi-Feder die heraufziehende Klima-Katastrophe beleuchtet, zeigt der außergewöhnliche Sonntags-Termin am 25. August um 14 Uhr draußen am Work up Studio, Ackerfeldstraße 13: Jeweils musikalisch eingeleitet von einem DJ-Set erlebt das Publikum zukunftskritische Texte von T. C. Boyle bis zum britischen Nobelpreisträger Kazuo Ishiguro.
Ein überaus produktiver junger Krimiautor besucht am Freitag, 30. August, um 11.45 Uhr den Schauplatz seines jüngsten Romans, das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Es ist die alte „Penne“ des 30-Jährigen, der mit seiner Krimireihe „Victoire Noire“ eine Ermittlerin in der nach-viktorianischen Tradition der guten alten Miss Marple erschaffen hat.
Nach zwei Wochen endet der wortreiche Zauber am Samstag, 31. August, ab 18.30 Uhr mit „Lieblingsbüchern am Lagerfeuer“ auf dem Gemeindefest vor der Evangelischen Friedenskirche.
Lesesommer ist ein Sterkrader Gemeinschaftsprojekt
Das komplette Programm gibt‘s online unter sterkrader-lesesommer.de sowie in einem Flyer, der an zahlreichen Orten in Sterkrade ausliegt.
Der Lesesommer ist ein Sterkrader Gemeinschaftsprojekt: Ein Team aus Citymanagement, Kulturflur e.V., Literaturhaus, Bücherleben e.V. und Stadtteilbibliothek stellt das Programm zusammen.