Oberhausen. Wenn ein Fahrgast erst Kleingeld heraussuchen muss, um ein Ticket beim Stoag-Busfahrer zu kaufen, verliert man viel Zeit. Dabei ist das unnötig.
- Bei der Digitalisierung hängt Ruhrgebiet im öffentlichen Nahverkehr, bei Bussen und Bahnen, hinterher: Viele Kunden des Nahverkehr nutzten App-Lösungen oder bargeldlosen Zahlungsverkehr nur unterdurchschnittlich.
- Das ist die Beobachtung des Oberhausener Stoag-Chefs Werner Overkamp - er will das ändern.
- Denn viele Fahrgäste wissen nicht, dass in allen Stoag-Bussen auch Bank- und Kreditkarten eingesetzt werden können, um Tickets zu kaufen.
Als Vizepräsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat Werner Overkamp ganz Deutschland im Blick. Und deshalb weiß der Stoag-Chef: Die Bürger in anderen Großstädten in Deutschland nutzen beim Nahverkehr viel stärker als die Revier-Bewohner den digitalen Kauf von Fahrkarten.
„Wir müssen die Digitalisierung intensiver vorantreiben“, meint Overkamp auf der Bilanzpressekonferenz des städtischen Unternehmens. „Bisher zahlen beispielsweise nur ein bis zwei Prozent der Fahrgäste beim Ticketkauf im Bus den bargeldlosen Zahlungsverkehr, setzen also eine Kreditkarte oder Bankkarte ein. Das sollte in den nächsten Jahren mehr werden.“ Denn der kontaktlose Einkauf beim Busfahrer spart nicht nur Zeit, sondern auch den kostenträchtigen Aufwand für die Stoag, das Bargeld zu verwalten. „Wir benötigen eine Kasse, es muss gezählt, abgegeben, abgeholt und gesichert werden.“ Dabei ist es schon seit Jahren in allen 130 Stoag-Bussen möglich, kontaktlos zu bezahlen. „Viele Kunden wissen dies offenbar nicht.“
Fahrkarten-Verkauf beim Busfahrer ab 1. September 2024 eingeschränkt
Ohnehin wird auf Geheiß des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) schon bald der Ticketverkauf in den Oberhausener Bussen eingeschränkt: Dort gibt es dann nur noch bestimmte Tickets, wie Einzeltickets oder Fahrradtickets, aber nicht mehr die günstigen Vier-Fahrten-Fahrkarten. Diese sind ab 1. September 2024 nur noch am Ticketautomaten oder in den Stoag-Kundencentern zu kaufen. Offizieller Grund: Der Fahrer verliert zu viel Zeit mit dem Ticketverkauf; den Fahrplan pünktlich einzuhalten, ist auf diese Weise schwierig.
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Um aber die Digitalisierung voranzutreiben, muss auch noch der VRR seine Hausaufgaben machen. Der Stoag-Geschäftsführer räumt ein, dass nicht alle Verkehrsunternehmen im Ruhrgebiet mit solcher Technik ausgestattet sind wie die Stoag-Busse. „In manchen Städten kann man bisher nur mit Bargeld beim Fahrer Tickets kaufen.“
Lange Warteschlangen vor Stoag-Kundencentern
Dass die Oberhausener Nahverkehrskunden aber nicht so sehr bereit sind, vollständig auf Apps und Mobiltelefone zu setzen, kann man beim Zuspruch des Deutschlandtickets erkennen. Stolz kann die Stoag zwar davon berichten, dass man knapp 20.000 Abonnenten für das 49-Euro-Ticket gewinnen konnte, doch eine durchaus bemerkenswerte Anzahl von Fahrgästen kauft dieses eigentlich als rein digital geplantes Deutschlandticket in den Kundencentern der Stoag - und möchte eine Chipkarte im Scheckkartenformat haben.
Folge: „Wir haben an bestimmten Tagen wegen Kündigungen des Deutschlandticket-Abos und neuen Käufen lange Warteschlangen“, berichtet Kundencenter-Leiter und Unternehmenssprecher Jens Hüsgen. Denn der zeitliche Aufwand für Ausgabe und Rückgabe des Deutschlandtickets sei enorm.
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