Oberhausen. Stoag-Chef Werner Overkamp hat Verständnis dafür, dass sich nach 20 Monaten das 49-Euro-Deutschlandticket verteuert - nennt aber die Preisgrenze.

  • Die Fahrgäste des öffentlichen Nahverkehrs müssen sich wohl damit abfinden: Das Deutschlandticket wird ab 1. Januar 2025 teurer.
  • Werner Overkamp, Stoag-Geschäftsführer und Vizepräsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), warnt die Politik allerdings davor, den Preis des heutigen 49-Euro-Tickets zu stark anzuheben.

Das zum 1. Mai 2023 eingeführte Deutschlandticket für 49 Euro wird ab dem nächsten Jahr teurer werden. Darüber herrscht weitgehend Konsens in der Bundesregierung und unter den Landesregierungen, weil sonst die Zuschüsse von Bund und Ländern an die Bus- und Bahnverkehrsunternehmen der Städte deutlich erhöht werden müssten.

Der Oberhausener Chef des städtischen Nahverkehrsbetriebs Stoag, Werner Overkamp, hat auf der Jahresbilanzkonferenz am Donnerstag davor gewarnt, den Preis für das Deutschlandticket zu stark anzuheben. „Man sollte den Preis nur maßvoll erhöhen, weil sonst die Gefahr besteht, dass viele Fahrgäste das Ticket kündigen.“

Grundsätzlich aber zeigt der Stoag-Geschäftsführer Verständnis dafür, dass das Ticket teurer wird. „Wir rechnen mit einer Erhöhung ab dem 1. Januar 2025. Dann läuft das Deutschlandticket schon 20 Monate, in dieser Zeit sind höhere Lohntarifsteigerungen und andere Kostenerhöhungen zu verkraften.“

Stoag-Geschäftsführer bringt einen Preisaufschlag von fünf Euro ins Spiel

Nach der Ansicht von Werner Overkamp, der auch Vizepräsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ist, befindet sich eine Preisanhebung von fünf Euro, also zehn Prozent, angesichts der Zeitspanne seit Einführung des Tickets durchaus noch im akzeptablen Rahmen. „Die Erhöhung muss so erfolgen, dass sie nicht zum Ärgernis für Fahrgäste führt.“

Beim WAZ-Leserdialog im großen Saal der Zentrale der Funke Mediengruppe in Essen hatte sich kürzlich auch Robert Habeck (Grüne), Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler, nicht gegen eine Verteuerung des Deutschlandtickets ausgesprochen. Er beteuerte nur, dass er von einer zu starken Preiserhöhung nichts hält: Das könne die Attraktivität des derzeitigen 49-Euro-Tickets zerstören.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) diskutierte mit Leserinnen und Lesern sowie WAZ-Chefredakteur Andreas Tyrock über viele kontroverse Themen beim WAZ-Leserdialog in Essen (von links). Dabei ging es auch um den künftigen Preis des Deutschlandtickets.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) diskutierte mit Leserinnen und Lesern sowie WAZ-Chefredakteur Andreas Tyrock über viele kontroverse Themen beim WAZ-Leserdialog in Essen (von links). Dabei ging es auch um den künftigen Preis des Deutschlandtickets. © dpa | Sebastian Christoph Gollnow

Die Gefahr, dass der Preis des Deutschlandtickets exorbitant steigen könnte, ist durchaus nicht unrealistisch. „69 oder 79 Euro ist der Worst Case, wenn der Bund nicht wie versprochen die Übertragung der Restmittel aus 2023 regelt“, hatte die „Rheinische Post“ vor kurzem aus Länderkreisen zitiert.

Stoag-Chef Overkamp jedenfalls hält das Deutschlandticket und dessen Akzeptanz in der Bevölkerung für wichtig. „Das Deutschlandticket hat der Verkehrswende einen Schub gegeben. Dessen Zukunft hängt davon ab, wie sehr Bund und Länder bereit sind, den Ticketpreis mit ihrem Geld zu stabilisieren.“ Insbesondere für Neukunden habe sich das Deutschlandticket als Alternative zum Auto etabliert - wegen seiner Flatrate und Einfachheit. Die Stoag hat auch deshalb derzeit knapp 36.600 Ticket-Abonnenten - ein Plus von 13.000 Abos gegenüber April 2023 (plus 36. Prozent).

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