Mülheim. Gleich mehrere Nachlass- und Erbstreitigkeitsfälle haben Mülheim in den vergangenen Wochen bewegt. Der aktuelle Stand in zwei besonderen Fällen.
Ist der Nachlass eines Verstorbenen nicht eindeutig geregelt oder gibt es keine Angehörigen, die sich kümmern können, kann das Probleme bedeuten. Wie bei den Autos des verstorbenen Ulrich L. an der Heini-Dittmar-Straße in Raadt, in denen seit Monaten Lebensmittel vergammeln. Oder im Fall jener fünf Pferde, um die sich eine Essenerin nach dem Tod der Besitzerin kümmert – und damit selbst in Existenzschwierigkeiten gerät, weil der Erbschein auf sich warten lässt.
In beiden Fällen sind sogenannte Nachlasspfleger aktiv. Der Bochumer Rechtsanwalt Henning Rose etwa regelt seit Anfang Januar dieses Jahres die Verhältnisse des Verstorbenen aus Raadt. Eine seiner ersten Amtshandlungen: die Entfernung der stinkenden Pkw, über die sich die Nachbarn seit Monaten beschwert hatten.
Stinkende Pkw in Mülheim-Raadt sind sichergestellt
„Die Wagen sind seit Mitte Januar abtransportiert und sichergestellt, jetzt wird ein Wertgutachten erstellt, um sie zu verkaufen“, so Rose. Ein Problem weniger in der Nachbarschaft, aber für den Nachlasspfleger erst der Auftakt der weiteren Arbeiten: „Jetzt geht es an die Wohnung und darum, die weiteren Vermögenswerte festzustellen und den Nachlass zu regeln.“ Das vorrangige Ziel: mögliche Erben auszumachen.
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Dass es seit dem Tod von Ulrich L. im September bis Januar gedauert hat, bis sich im Fall erstmals etwas tut, sieht Rose relativ gelassen: „Natürlich ist es für die Nachbarn eine unangenehme Situation. Aber diese Zeitspanne ist wirklich noch nicht besonders lang. Diese Verfahren dauern nun einmal und vor allem: Es muss erst einmal jemand beim Nachlassgericht eine Nachlasspflegschaft beantragen, also entweder das Ordnungsamt oder der Vermieter, weil vielleicht keine Miete mehr bezahlt wurde. Solange das nicht geschieht, können wir als Nachlasspfleger auch nicht tätig werden.“
Zu lange Verfahrensdauer am Nachlassgericht Mülheim
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Gerade die Dauer der Verfahren in Mülheim macht jedoch Friederike Lauritzen zu schaffen: Der Essenerin waren Geld und Immobilien zugesagt worden, damit sie künftig die Pferde ihrer im April 2023 verstorbenen Freundin versorgen kann. Doch bislang hat Lauritzen keinen Cent aus der Erbmasse gesehen; Verwandte der Verstorbenen haben Ansprüche angemeldet.
Geklärt werden konnte der Sachverhalt lange Zeit nicht. Lauritzen hat deshalb eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die zuständige Richterin am Nachlassgericht gestellt. Bei der dortigen Pressestelle bestätigt Sprecherin Antje Hahn auf Nachfrage erneut ein grundsätzliches Problem: „Dass es am Nachlassgericht Mülheim längere Rückstände gibt, ist bekannt. Wir versuchen das zu ändern, wir sind dran. Aber es fehlt an Personal.“
Nachlassgericht Mülheim: 2500 Verfahren jährlich
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Rund 2500 Verfahren behandle das Nachlassgericht jährlich, darunter auch Pflegschaften, für die es aber keine gesonderte Statistik gebe. Die Zahl der in Mülheim tätigen Nachlasspfleger liege etwa im zweistelligen Bereich.
Einer davon ist Thomas Bückmann, dessen Kanzlei bereits im Februar 2024 die Nachlasspflegschaft im Fall Lauritzen übernommen hat. Und der Rechtsanwalt kündigt jetzt zwar kein nahes, aber immerhin ein „absehbares Happy End“ in der Sache an. „Die Verträge sind aufgesetzt und den Parteien zur Prüfung zugegangen. Jetzt geht alles seinen weiteren Gang, und wir hoffen, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird.“
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