Mülheim. Bei der Hochwasserrettung im Ahrtal verlor Mülheims DLRG dramatisch ihr wichtigstes Boot. Wofür der Nachfolger künftig eingesetzt wird.

Es war der 15. Juli 2021 als zwei Teams der Mülheimer DLRG zur Hochwasserrettung ins Ahrtal nach Swisttal-Heimerzheim gerufen wurden. Es galt, einen älteren Herrn aus einem Bungalow zu evakuieren. Doch auf einer engen Straße herrschte um sechs Uhr morgens eine Strömung wie auf dem Rhein, das Mülheimer Boot geriet ins Ungleichgewicht – und kenterte.

„Wir sind dankbar, dass die Mannschaft ohne körperliche Schäden davongekommen ist“, sagt Frauke Jerabeck über drei Jahre später. Die Bezirksleiterin der Mülheimer DLRG war damals selbst beim Einsatz dabei. „Zwei Personen wurden zwei, drei Stunden später mit einem Helikopter von einem Busch in einem Vorgarten gerettet. Drei weitere Personen inklusive des Evakuierten sind von einem anderen Boot gerettet worden. Wir haben in einem Vorgarten auf einem Baum gesessen“, berichtet sie.

Mülheimer Boot wurde beim Hochwasser schwer beschädigt

Einsatzleiter Finn Brose, Günter Behmenburg, Namensgeber des zweiten Bootes, Bezirksleiterin Frauke Jerabeck sowie Oberbürgermeister Marc Buchholz auf dem neuen Rettungsboot der Mülheimer DLRG.
Einsatzleiter Finn Brose, Günter Behmenburg, Namensgeber des zweiten Bootes, Bezirksleiterin Frauke Jerabeck sowie Oberbürgermeister Marc Buchholz auf dem neuen Rettungsboot der Mülheimer DLRG. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Wer nicht mehr gerettet werden konnte, war das Boot. Es wurde auf dem Kopf liegend in einem Vorgarten gefunden und hatte so schwere Schäden davon getragen, dass die Sicherheit nicht mehr gewährleistet war. „Ob es durch das Kentern selbst beschädigt wurde oder durch die Anfahrt, konnten wir gar nicht genau sagen“, so Jerabeck. Denn das Wasser hatte auf der fraglichen Straße sämtliche Kofferraumklappen der Autos aufgedrückt.

DLRG Mülheim mit neuem Boot

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    Eine tragische Geschichte, die für alle Beteiligten zumindest körperlich glimpflich ausgegangen war, fand an diesem Sonntag einen schönen Abschluss. Denn nach über drei Jahren konnte der Nachfolger des verunglückten Bootes getauft werden. Aus „Klacki“ wird „Klacki 2“.

    Was Mülheims neues Rettungsboot alles kann

    Das war der Spitzname des langjährigen und mittlerweile verstorbenen DLRG-Mitglieds Heinz Gladen. „Unter ihm hat die Hälfte der Mülheimer Bevölkerung, die heute über 30 ist, das Schwimmen gelernt“, begründet die Bezirksleiterin die Namensgebung.

    Zahlreiche Mitglieder der Mülheimer DLRG nahmen an den beiden Bootstaufen teil.
    Zahlreiche Mitglieder der Mülheimer DLRG nahmen an den beiden Bootstaufen teil. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

    Das 5,20 Meter lange Aluminiumboot ist eine Spezialanfertigung für Einsatzzwecke und kann auf nahezu allen Gewässern eingesetzt werden. Seine Haupteinsatzgebiete werden aber die Ruhr und der Rhein sowie der überörtliche Katastrophenschutz und die Begleitung von Veranstaltungen sein.

    Warum Mülheims „Klacki 2“ eine „unheimliche Relevanz“ hat

    „Das neue Boot hat für uns eine unheimliche Relevanz. Denn mit den kleinen Nussschalen, die wir sonst haben, sind Einsätze auf dem Rhein immer eine nasse Angelegenheit. Für gewisse Einsatzmöglichkeiten ist ein Boot dieser Größe einfach notwendig“, erklärt die Bezirksleiterin. Weil es drei Kufen unter dem Rumpf besitzt, liegt „Klacki 2“ besser im Wasser.

    Getragen werden die 72.400 Euro durch den Restwert vom Verkauf des verunfallten Vorgängers, den Verkauf des alten Trailers, Versicherungsleistungen, eine Hochwasserhilfe des DLRG-Bundesverbandes, Spenden und ein privaten Stiftung.

    Neues Schlauchboot wurde in deutlich kürzerer Zeit beschafft

    Neben „Klacki 2“ taufte die DLRG auch noch „Kleizo“, ein spezielles Schlauchboot, das für den Einsatz in Küstenregionen konzipiert wurde. Es kann von vier Personen getragen werden und ist damit in kurzer Zeit einsatzfähig. Eingesetzt wird es für Wachfahrten auf der Ruhr, in der Ausbildung und im überörtlichen Katastrophenschutz.

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    Möglich wurde die Anschaffung über eine Ausschreibung des DLRG-Bundes mit Unterstützung des Paritätischen, der 10.000 Euro übernahm, so dass die Mülheimer nur noch 4.000 Euro selbst beschaffen mussten. „So schnell haben wir noch nie einen Antrag geschrieben, eine Vorstandssitzung abgehalten und das Geld locker gemacht“, so die stellvertretende Schatzmeisterin Petra Buschmann.

    Namensgeber Günter Behmenburg neben dem neuen Schlauchboot „Kleizo“
    Namensgeber Günter Behmenburg neben dem neuen Schlauchboot „Kleizo“ © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

    Und der Name? Geht zurück auf Günter Behmenburg, der sich schon zu Beginn seiner DLRG-Zeit nicht alles gefallen ließ. Er erklärt: „Ursprünglich war es mal KleiZoMä – für kleines, zorniges Männchen“.

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