Mülheim. Wie Kinder in Tansania leben, hat die Mülheimerin Maria Dhonau tief bewegt. Gemeinsam mit ihrer Enkelin startet die 86-Jährige ein Hilfsprojekt.
Denkt sie an die Tage in Tansania zurück, jagt es ihr immer noch einen Schauer über den Rücken, spürt sie die Gänsehaut hochkriechen - so bewegend waren ihre Eindrücke, die Maria Dhonau gemeinsam mit ihrer Enkelin Kaya Ullrich in dem ostafrikanischen Land gewonnen hat. Dass sie gemeinsam (fast) den Kilimandscharo bestiegen haben, es die damals 85-jährige Mülheimerin bis auf 5000 Meter geschafft hat, stellen ihre Erlebnisse zwischen den fröhlichen, lachenden Kindern, die jedoch in bitterer Armut leben, beinahe in den Schatten.
Sie waren nach Tansania gereist, um gemeinsam den höchsten Berg Afrikas zu besteigen - alleine dieses ganz besondere Erlebnis hat sich tief eingebrannt in die Herzen der beiden Frauen, die eine 86 Jahre alt, die andere 24. Doch durch Zufall landeten Maria Dhonau und ihre Enkelin Kaya Ullrich während ihrer Tansania-Reise in einem „Children Center“ (Kinder-Zentrum) in der Stadt Moshi am Südhang des Kilimandscharo - und verloren dort ihr Herz an die Kinder.
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Dass die Kinder in Tansania auf die Straße geschickt werden, hat die Mülheimerin tief bewegt
Wer ihren Erzählungen lauscht, dazu die Fotos sieht, die die Mülheimerin strahlend inmitten der Kinder zeigen, versteht, was sie meint, wenn sie beschreibt, wie das Erlebte, die Begegnung mit den schutzwürdigen Wesen ihr Herz hat aufgehen lassen. „Als wir aus dem Kinderzentrum rausgekommen sind, haben wir erstmal geheult, so übermannt waren wir“, erinnert sich Maria Dhonau an den Moment, in dem für sie und ihre Enkelin unumstößlich feststand: „Hier müssen wir etwas tun, um zu helfen.“
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Denn so fröhlich die Kinder, die zur Betreuung in das „Children Center“, eine Art Hort, kommen, auch wirkten, so traurig sind mitunter ihre Lebensumstände, haben die beiden Frauen erfahren, denn der Lebensstandard in dem ostafrikanischen Land sei niedrig. Wenn die Kinder noch Eltern hätten - viele seien bereits Waisen - müsste diese unermüdlich arbeiten, um die Familie zu ernähren und schickten die Kinder auf die Straße - nicht selten, um zu betteln. „Man sieht wirklich viele Kinder auf der Straße, weil sich niemand um sie kümmert.“ Für Maria Dhonau und ihre Enkelin, die gerade in Leipzig an ihrer Doktorarbeit in Psychologie schreibt, ist klar: „Bildung ist der Schlüssel für diese Kinder, um aus den Strukturen auszubrechen.“
Maria Dhonau aus Mülheim will armen Kinder aus Afrika zu mehr Bildung verhelfen
Etwa anderthalb Jahre sind seitdem vergangen, in denen die beiden nicht nur Pläne geschmiedet haben, sondern ihr Hilfsprojekt schon anstoßen konnten. Denn das Motto der in Mülheim und auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannten „Lady Caravan“, die als Unternehmerin seit Jahrzehnten erfolgreich Wohnwagen und Reisemobile verkauft und von der Kölner Straße aus ein Imperium aufgebaut hat, lautet: „Ich kann alles schaffen, was ich will.“
Auch Enkelin Kaya schreibt auf ihrer Internetseite von ihrer „bewundernswerten Oma Maria“ und ihrem gemeinsamen Projekt, das „nicht nur eine Reise auf den Gipfel des Kilimandscharo, sondern auch eine Reise der Liebe, Hoffnung und Unterstützung für Kinder, die es am dringendsten benötigen“ sei. Maria Dhonau erklärt, was aus ihrer Sicht das entscheidende Ziel ihres Hilfsprojekts ist: „Was geschieht, ist, dass die Kinder von der Straße geholt werden, nicht mehr betteln müssen - denn ein Kind, das bettelt, wird zum Dieb. Stattdessen bekommen sie nährstoffreiches Essen, sowie saubere Kleidung und intakte Schuhe. Sie dürfen singen und spielen und werden in einer Vorschule auf weitere Bildung vorbereitet.“ Denn dass die Kinder dort zur Schule gehen, ist alles andere als selbstverständlich, die monatlichen Schulkosten sprengen das Budget zahlreicher Eltern, sodass der Zugang zu Bildung für viele Familien finanziell unerreichbar bleibt.
Oma aus Mülheim und ihre Enkelin bauen zusammen einen Kinder-Hort in Afrika
Konkret bauen Oma Maria und Enkelin Kaya mit ihrem Verein „Kaya Maria Children Center“ einen weiteren Hort für die Kinder von Moshi, das „Kilima Children Center“, bei dem ein bestehendes Kinder-Zentrum um ein zweigeschossiges Gebäude erweitert wird. „Kaya heißt in der Landessprache Zuhause, haben wir in Moshi gelernt“, erzählt Maria Dhonau. Und „Kilima” bedeutet auf Suaheli „kleiner Hügel”. Hier sollen 50 weitere Kinder einen behüteten, sicheren Ort vorfinden. Der Bau habe mit Hilfe erster Spenden bereits beginnen können. Auch die Betreuer, die sich um die Kinder kümmern werden, sollen aus der Vereinskasse bezahlt werden. Ehrensache, dass „Lady Caravan“ auch beim Caravan Salon, der Weltleitmesse für mobiles Reisen, kürzlich in Düsseldorf bei ihren langjährigen Weggefährten die Werbetrommel gerührt hat, um Spenden für ihr Herzensprojekt zu sammeln.
„Mit Kilima Children möchten wir nicht nur den Kindern auf ihrem Weg zur Schulzeit helfen, sondern auch langfristig die Schulgebühren der Kinder bis zum Schulabschluss übernehmen“, blicken die beiden Gründerinnen des Kinder-Zentrums in die Zukunft. „Unser Ziel ist es, Bildung als Schlüssel zur Selbsthilfe zu fördern.“ So sollen auch Mädchen und Jungen die Chance bekommen, sich akademisch zu verwirklichen - unabhängig(er) davon, welche Möglichkeiten ihnen ihr Elternhaus bietet. Sie selbst sei ab dem Teenager-Alter als Vollwaise aufgewachsen, erzählt Maria Dhonau aus ihrem Leben, habe sich den Weg von der Drogistin über die Tankstellenbesitzerin bis hin zu einer der erfolgreichsten Caravan-Verkäuferinnen der Region erkämpft.
86-Jährige aus Mülheim will den Kilimandscharo ein zweites Mal besteigen
Anpacken, einfach machen, das ist die Maxime, nach der Maria Dhonau lebt. Doch zunächst mussten sie und ihre Enkelin sich bei allem Tatendrang und dem Wunsch, den Kindern schnellstmöglich zu helfen, in Geduld üben - „dank deutscher Bürokratie mussten wir ein Jahr warten, bis unser Projekt als karitativer Verein im Vereinsregister eingetragen wurde“. Dhonau erzählt von vergeblichen Terminen beim Notar, von persönlichem Vorsprechen beim zuständigen Gericht. Doch sie ist eine, die nicht locker lässt: „Hätte, wenn und aber gibt‘s bei mir nicht.“
Fest steht für Maria Dhonau und ihre Enkelin bereits, dass sie nächstes Jahr im Februar wieder hinfliegen, nach Tansania. Natürlich werden sie nach Moshi reisen, zu ihrem Kinder-Zentrum, um es mit eigenen Augen zu sehen und das fertige Gebäude an die Kinder übergeben zu können. Aber das wird nicht das einzige Ziel ihrer erneuten Reise nach Ostafrika sein. Maria Dhonau wäre nicht Maria Dhonau, wenn sie sich nicht ein zweites Mal auf den Weg machen würde, um den Kilimandscharo zu besteigen. Denn für die 86-Jährige ist klar: Geht nicht, gibt‘s nicht.
Spenden für das Kinder-Zentrum, das die Mülheimerin aufbaut
Spenden für den Verein „Kaya Maria Children Center“ und das „Kilima Children Center“ sind möglich über die Bankdaten: Kaya Maria Children Center, IBAN: DE26362500000175199187, BIC: SPMHDE3EXXX oder über Paypal (Link verfügbar bis 21. November): https://www.paypal.com/pools/c/992DAusqQP
Über die Homepage des Vereins gelangt man zudem zu einem QR-Code, der mithilfe einer Banking-App gescannt werden kann. Zudem findet man einen QR-Code, der in die WhatsApp-Gruppe führt, in der der Verein die Fortschritte seines Projektes mit Vereinsmitgliedern, Patinnen und Paten sowie Spenderinnen und Spender teilt.
Weitere Informationen auf kayaullrich.de/kilima
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