Mülheim. Das Team der KV-Notdienstpraxis in Mülheim wird immer öfter angeschrien, manchmal gar attackiert. Eine Mitarbeiterin schildert zwei krasse Fälle.
Seit etwa zwei Jahren arbeitet Alexandra Dinspel in der KV-Notdienstpraxis in Mülheim, seit mehr als zwei Jahrzehnten in ihrem Beruf. Als Medizinische Fachangestellte (MFA) muss man vieles wissen und können. Kampfsportfähigkeiten gehören allerdings nicht dazu. Oder doch?
Alexandra Dinspel wurde von einem Patienten körperlich attackiert. Von vielen anderen angeschrieen. Der Alltag in der Notdienstpraxis werde härter, berichtet die 46-Jährige. „Übergriffe kommen immer öfter vor.“ Hier schildert sie zwei besonders gravierende Fälle.
Mülheimer Notdienstpraxis: MFA schildert aggressiven Auftritt
Zwei junge Männer kommen in die Notdienstpraxis - der eine (28) als Patient, der andere „zur Verstärkung“, vermutet das Team. Das Anliegen: Der junge Mann möchte in den Urlaub fliegen, hat es aber versäumt, sich rechtzeitig um medizinische Präparate für seine Haut zu kümmern, die er regelmäßig braucht. „Angeblich benötigte er ganz dringend ein Rezept, weil er in anderthalb Stunden fliegen musste.“
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Der Patient sei sofort „aufbrausend“ geworden, erinnert sich die MFA. Er wollte sofort ins Behandlungszimmer, zum Arzt. Wurde davon abgehalten. „Als er laut wurde, habe ich ihn gebeten, ins Wartezimmer zu gehen.“ Noch lauter wurde der junge Mann wenig später, als der diensthabende Arzt sich weigerte, das Produkt zu verordnen, „weil es kein Notfallmedikament ist“. Er sei immer aggressiver geworden - „der Doktor hat sich dann breitschlagen lassen“, jedoch nur ein Privatrezept ausgestellt. „Auch darüber hat der junge Mann sich beschwert, ist dann aber gegangen.“
Angeschrieen, bespuckt und geschubst
In einem anderen Fall sei der Patient sogar handgreiflich geworden, berichtet Alexandra Dinspel. Der Vorfall liegt knapp ein Jahr zurück. Ein Mann um die 50 betritt die Notdienstpraxis und verlangt ein BtM-Rezept (Betäubungsmittel). „So etwas verschreiben wir grundsätzlich nicht, egal, wie laut jemand schreit.“ Das habe der Mann dann auch getan. Habe sie angespuckt.
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„Ich bin dann auf die andere Seite des Tresens gegangen, auf ihn zu, und habe gesagt: Wenn er sich beweisen muss, dann bitte! Er hat mich geschubst, letztlich habe ich ihn aus der Tür geschubst und abgeschlossen. Dann kamen uns drei Kardiologen zur Hilfe.“
Mülheimer Praxismitarbeiterin: „Man muss sich durchsetzen“
Auch rückblickend hält Alexandra Dinspel ihr Verhalten für richtig. „Sie müssen selbstbewusst auftreten, nur dann bekommen Sie Respekt.“
Ein großes Problem speziell in der Notdienstpraxis sei, dass viele Patienten und Patientinnen den Unterschied zur normalen Praxis nicht verstünden: „Viele denken, sie kriegen alles, was das Herz begehrt, was sie beim Hausarzt vergessen haben. Da muss man sich durchsetzen können und darf keine Angst zeigen“, meint Alexandra Dinspel.
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