Mülheim. Wie steht es um den zersplitterten Einkaufsstandort Mülheim-Dümpten? Was wird aus der Mellinghofer Straße? Wir haben uns vor Ort umgehört.
Das waren noch goldene Zeiten, als es in Oberdümpten rund um die Kreuzung Denkhauser Höfe/Oberheidstraße zahlreiche Geschäfte gab, darunter neben Lebensmittelhändlern auch ein Textilgeschäft, eine Drogerie sowie Post und Banken. „Das hatte Zentrumscharakter“, blickt Joachim Kampmann, der Vorsitzende des Dümptener Bürgervereins, zurück bis zur Jahrtausendwende. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Wie aber lebt es sich heute in Oberdümpten, wie ist generell die Nahversorgung in dem nördlichen Stadtteil? Ein Rundgang zeigt Schwachstellen auf, Bürger benennen ihre Bedarfe.
Klar, die Rossmann-Filiale, die es lange an der Oberheidstraße kurz vor der Kreuzung mit den Denkhauser Höfen gab, fällt den meisten als Erstes ein, wenn sie auf die Einkaufssituation in ihrem Quartier angesprochen werden. Ziemlich genau zehn Jahre ist es nun her, dass die Drogeriemarkt-Kette ihren Laden dort schloss - sehr zum Unmut der Anwohnenden. Damit brach ein wichtiger Baustein der Nahversorgung in dem Stadtteil weg, den umliegende Supermärkte nur bedingt ersetzen konnten.
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Anwohner, die in Mülheim-Dümpten einkaufen, sehen Schwachstellen
Inzwischen ist in die Immobilie längst ein türkischer Supermarkt eingezogen. Und der scheint nicht schlecht anzukommen bei den Dümptenerinnen und Dümptenern, die entlang der Oberheidstraße ihre Besorgungen machen. „Ich kaufe gerne in dem türkischen Geschäft ein - vor allem Obst und Gemüse - weil die Preise niedriger sind als hier“, sagt eine 71 Jahre alte Anwohnerin und deutet auf den Edeka-Markt, aus dem sie gerade kommt. Generell findet sie, könne man in Dümpten gut leben - „die Infrastruktur mit Ärzten, Fußpflege und Kosmetik ist gut“. Und auch die Nahversorgung sei in Ordnung, findet die 71-Jährige - „sofern man noch mobil ist“, schiebt sie mit Nachdruck hinterher. „Für ältere Herrschaften kann das schon schwieriger werden, wenn die nicht mit dem Auto runter zum Heifeskamp fahren können.“
Was sie aber absolut auf die Palme bringt, sagt die Anwohnerin, sei die Schließung der Sparkasse - die Zweigstelle war Ende 2018 dicht gemacht worden. Jeglicher Protest verhallte erfolglos. „Da kann man auch nicht mit dem Online-Banking argumentieren“, wettert die Dümptenerin, denn das stelle die Älteren vor erhebliche Probleme. Was nicht nur ihr fehle, sei die persönliche Beratung. Geblieben ist lediglich ein Geldautomat. Andere Bankgeschäfte, etwa Überweisungen oder das Ziehen von Kontoauszügen, sind nicht mehr in der unmittelbaren Nachbarschaft möglich.
Wer in Oberdümpten zur Bank will, hat es schwer
Die Debatte um die Versorgung mit Geldinstituten in Oberdümpten kennt auch der Vorsitzende des Bürgervereins Joachim Kampmann und meint: „Die Lage bei Banken und der Post ist prekär.“ Selbst der Geldautomat der Sparkasse sei zeitweise abgezogen gewesen. „Das war für die die älteren Mitbürger schlecht“, sagt Kampmann. Entschärft worden sei die Situation nun durch den neuen, sprengsicheren Geldautomaten und durch spezielle Schulungen zum Onlinebanking für Senioren im SWB-Quartierspunkt Dümpten.
Was aus seiner Sicht ein großes Manko an der Oberheidstraße darstellt, ist die Verkehrsregelung, sagt der Vorsitzende des Bürgervereins, denn: „Die Straße ist eine viel befahrene Hauptversorgungsachse, die verkehrstechnisch noch nicht überarbeitet worden ist und kaum zu überwinden ist.“ Auch am Netto-Markt, der ein paar hundert Meter weiter liegt, sei die Situation für Fußgänger als sehr gefährlich eingestuft worden. Überwege wie Zebrastreifen sucht man vergebens. „Wer am Heifeskamp einkaufen geht, wo man direkt vor den Geschäften parken kann, hat weniger Risiko.“
Mellinghofer Straße in Mülheim: Kann sie so schön werden wie die Düsseldorfer in Saarn?
An anderer Stelle in Dümpten sei der Verkehr indes längst eingebremst worden - allerdings aus Sicht des Bürgervereins nicht mit dem erhofften Erfolg. „Die Beruhigung der unteren Mellinghofer Straße vom Knüfen Richtung Innenstadt durch die Mannesmannallee als Umgehung hat nicht den erwünschten Effekt gebracht, dass sich dort eine verkehrsreduzierte Einkaufsstraße nach Vorbild der Düsseldorfer Straße in Saarn etabliert“, schildert Kampmann die Idee für Niederdümpten. Eine attraktive Dorfstraße, die durch Bäume und Plätze mehr Aufenthaltsqualität biete, sei unbedingt wünschenswert. Und Kampmann ist überzeugt: „Dann würden etwa auch Gastronomen nachziehen.“
Doch dieser Part des Stadtteils sei seinerzeit durch den Bau der Autobahn abgehängt worden. Die A 40 durch Dümpten zu legen, sei ohnehin eine „Erbsünde“, wie Kampmann es nennt. „Dadurch ist der Stadtteil fast wie durch die Berliner Mauer getrennt, die Teile jenseits und diesseits der Autobahn entwickeln sich auseinander.“ So wie auch der Bereich um die Mellinghofer Straße, die von der Mannesmann Allee umschlossen wird.
Alle Initiativen - auch etwa Feste des Bürgervereins an diesem Teil der Mellinghofer Straße - seien nicht recht angenommen worden. „Es hat den Anschein, als ob die Anwohner dort keinen Wert auf ihren eigenen Stadtteil legen. Die Mellinghofer ist zwar leerer, weil die Umgehungsstraße funktioniert, aber leider nicht schöner und droht wirklich abzusteigen.“ Der Vorsitzende des Bürgervereins malt ein düsteres Szenario: „Noch ein paar Jahre und dann hat sich Eppinghofen bis da vorne ausgebreitet. Das ist eine sehr schlechte Entwicklung.“
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