Mülheim. Premiere im Theater an der Ruhr in Mülheim: „Bock“ ist ein erfrischend gespieltes Bühnenstück, das zum Um- und Nachdenken über Sexualität anregt.
Männer und ihre Sexualität – es hätte ein schwerer Abend werden können, den Katharina Stoll (Theaterkollektiv Glossy Pain, Berlin) uns auftischt. Eine bierernste tiefenpsychologische Erkundung etwa. Aber es wird leicht und richtig lustig. Zumindest vordergründig. Denn die Szenen aus einem Männerleben, die die vier Spielerinnen und Spieler in „Bock“ mit großer Spielfreude darbieten, wirken nach, bringen Männer wie Frauen dazu, sich mit den Vorstellungen und Bildern zu beschäftigen, die wir vom Mannsein und von männlicher Sexualität in uns tragen.
Mit einer guten Portion Ironie fängt es auch gleich an: Ein einsamer Cowboy reitet durch eine stinknormale (Ruhrgebiets)landschaft. Ist das die Rolle, die wir Männern in unserer Gesellschaft zugedacht haben? Die sie selber zu erfüllen trachten oder in die Frauen sie drängen? Welche Bilder von Männlichkeit und Sexualität prägen uns? Fragen über Fragen tun sich schon zu Beginn auf.
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Mülheimer Theaterabend schildert ein Männerleben
Und so geht es auch weiter. Der Abend schildert ein Männerleben – vom kleinen Jungen, der seine Sexualität entdeckt, bis zum alten Mann, der sich immer noch gerne mal wieder verlieben würde. Erzählt von Sehnsüchten und Bedürfnissen, Zweifeln und Ängsten, die Männer haben. Von Idealvorstellungen, die sie antreiben und quälen. Von den vielen Fragen, die sie sich selbst überflüssigerweise stellen: Ist mein Penis groß genug? Habe ich zu viel oder zu wenig Sex? Wie muss mein Körper aussehen? Was muss ich als Mann bringen? Was, wenn es nicht klappt? Ist man irgendwann zu alt für Sex?
Das Thema – es basiert auf Interviews mit Männern zu Sexualität, die Katja Lewina für ihr Buch „Bock“ geführt hat – ist ernst, die Inszenierung lockert es intelligent und humorvoll auf. Zum Beispiel durch ein Stimmengewirr aus dem Off, wenn mehrere Männer voller Mitteilungsdrang von ihrem ersten Mal erzählen. Oder durch das Video eines Sexualtherapeuten zum Sex in Langzeitbeziehungen (die „Champions League“), der sich selbst auf die Schippe nimmt.
Komische Begegnungen und kritische Gedanken
In den treffsicheren Momentaufnahmen und alltagssprachlichen Dialogen erkennt sich wohl mancher männliche Zuschauer wieder – aber auch manche Frau. In die Collage (tragi)komischer Begegnungen mischen sich kritische Gedanken etwa von Paul B. Preciado zu Körper, Körperempfinden und Körperbildern. Als Monologe vorgetragen führen sie auf eine andere Reflexionsebene, animieren zum Nach- und Umdenken. Und vielleicht zum Reden darüber, was oft ungesagt bleibt?
Viel Beifall gibt es im Theater an der Ruhr für diese Premiere von „Bock“. Verständlich: Geboten wird ein lustvoller Abend, der Lust auf Lust macht.
Weitere Aufführungen im Theater an der Ruhr: 28. August, 19 Uhr, 31. August, 18 Uhr, 1. September, 19 Uhr, 5. September 19.30 Uhr, 8. September, 19 Uhr, 12. September 19.30 Uhr, 13. September, 20.30 Uhr.
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