Mülheim. Zwei neue Produktionen sind im Mülheimer Theater an der Ruhr zu sehen: „Ödipus“ und „Bock“. Aufführungen finden open air und im Saal statt.
Geheimnisvoll soll es im ganzen kommenden Jahr im Theater an der Ruhr (TaR) zugehen. Zunächst wird bei einem Sommer-Special (23. Augut bis 14. September) an vier langen Wochenende wieder outdoor und indoor jede Menge unterschiedlichste Kultur geboten: diesmal unter dem Motto „Geheimnis 1“.
Los geht es am Freitag, 23. August, mit einer Premiere auf der Open-air-Bühne im Raffelbergpark. Dort wird um 20.30 Uhr „Ödipus“ nach Sophokles/Roland Schimmelpfennig gezeigt. Regie haben zwei junge, aber bereits sehr gefragte Theatermacher geführt. Alexander Klessinger und Mats Süthoff betrachten den antiken Stoff auf ganz eigene Weise. Masken spielen in ihrer Inszenierung eine große Rolle.
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Gleich am nächsten Abend erlebt ein völlig anderes Stück seine Uraufführung. „Bock“ ist ein collagierter Theaterabend, dem ein gleichnamiges Buch von Katja Lewina zugrunde liegt. Die Autorin hat mit Männern über ihre Sexualität, über ihre Körperbilder und Vorstellungen von Männlichkeit gesprochen. Regisseurin Katharina Stoll, die in Mülheim schon erfolgreich „Woyzeck“ inszeniert hat, nutzt einige der Originaltexte als Spielanlässe - kombiniert mit Fremdtexten und mit Dialogen, die im Spieler- und Spielerinnenteam gemeinsam entwickelt wurden. Die Aufführung startet am Samstag, 24. August, um 18 Uhr drinnen im Theatersaal. Beide Stücke werden bis zum 14. September noch mehrfach zu sehen sein.
Sommer-Festival des Mülheimer Theaters hat richtig viel zu bieten
„Wir fahren seit dem letzten Sommer ja ein neues Konzept. Es ist der Versuch, für ein Jahr lang eine temporäre Welt in unserem Park und unserem Theater herzustellen, uns in dieser Zeit einem einzigen Gegenstand zu widmen und verschiedene Blicke auf dieses Thema zu werfen. Die neuen beiden Produktionen von „Geheimnis 1“ passen inhaltlich gut zusammen, so unterschiedlich sie auch sind. Es geht um Geheimnisse und ihre Auswirkungen auf privater und gesellschaftlich-politischer Ebene“, sagt Sven Schlötcke, Geschäftsführer des Theaters an der Ruhr.
Die Sommeredition „Geheimnis 1“ hat aber noch viel mehr als zwei Premieren zu bieten – außergewöhnliche Konzerte mit bekannten Musikern, spannende Vorträge und Gespräche mit Zauberern, Philosophen, Datenschützern, Psychoanalytikern, Sexualkundlern und -therapeuten, Denkmalschützern oder Künstlern. Es gibt auch einen Tag des offenen Denkmals im Solbad Raffelberg, einen Kunstparcours, Late Night Specials (Lesung, Film, Laborküche), Performances sowie Workshops – beispielsweise zur Körpersprache oder zum Maskenspiel (wir kommen auf das Gesamtprogramm noch zurück).
Was ist in dem antiken Stoff konserviert, das uns heute noch bewegt?
Mit „Ödipus“ nach Sophokles (in der Fassung von Roland Schimmelpfennig) steht gleich zu Beginn natürlich ein echtes Schauspiel-Spektakel auf dem Programm. Alexander Klessinger, Absolvent der Regieschule Hamburg, hat sich dafür mit Mats Süthoff zusammengetan. Dieser kommt vom Physical Theatre und hat auch für die bekannte Maskenspielgruppe Familie Flöz gearbeitet. Das TaR hat die beiden jungen Regisseure engagiert, für die Mülheimer Theaterleute ist die antike Tragödie vielleicht „das Stück der Geheimnisse“: König Ödipus muss den Mörder seines Vorgängers Laios finden, um Theben zu retten – und enthüllt dabei unweigerlich das schreckliche Geheimnis seiner eigenen Herkunft und Familiengeschichte.
„Wir werfen einen archäologischen Blick auf den Stoff. Wir wollen herausfinden, was darin konserviert ist, das uns auch heute – und vielleicht sogar in der Zukunft – noch bewegt. Was sind die Grundthemen, was ist das Substanzielle und Universelle an dieser mehr als 2000 Jahre alten Geschichte? Warum lohnt es sich, sie immer wieder hervorzuholen? Warum erzählen wir uns immer wieder diese Geschichte der Persönlichkeitssuche und der Machtkämpfe? Etwa, weil es diese Machtkämpfe heute immer noch gibt?“, gibt Alexander Klessinger ein paar Einblicke in das Regiekonzept.
Freiluftbühne im Mülheimer Raffelbergpark: Stylische Ruinen und krasser Soundtrack
In einem mysteriösen Bühnenbild mit „stylischen Ruinen“, die eine Welt im Zerfall symbolisieren (Christopher Dippert), und zum „krassen Sound“ von Alexander Schweiß wird dieser „Ödipus“ zu einem Maskenspiel-Projekt. „Zunächst stehen dort acht arglose Spielerinnen und Spieler auf der Bühne. Sobald sie die Masken aufsetzen, werden sie aber zu Figuren, tauchen ein in die Ödipus-Welt. Uns interessiert auch: Wie verändern sich die Körper der arglosen Acht mit diesem Moment? Was passiert, wenn aus dem Arglosen Argvolles wird?“, erläutert Mats Südhoff, der die Darstellerinnen und Darsteller des TaR-Ensembles im Maskenspiel geschult hat.
Zu viel verraten über die Aufführung will man allerdings noch nicht. Das erhöht die Spannung auf die Aufführung auf der Freiluftbühne. Geheim bleibt im Vorfeld auch, was die Kapsel, die 1977 mit der Voyager 1 in den interstellaren Raum geschickt wurde, um mögliche Außerirdische über unsere Lebensart zu informieren, mit der Ödipus-Tragödie zu tun hat...
„Ödipus“ wird auch gezeigt am 24., 30. und 31. August sowie am 6., 7., und 14. September. Informationen zum gesamten Programm von „Geheimnis 1“ samt Eintrittspreisen (Einzelticket: 18 Euro/erm. 10 Euro, oder Doppelticket: 26 Euro/erm. 15 Euro) gibt es auf www.theater-an-der-ruhr.de. Mats Süthoff bietet Interessierten übrigens auch Workshops zum theatralen Maskenspiel an (31. August, 16 bis 19 Uhr, und 1. September, 15 bis 18 Uhr, Probebühne, Ruhrorter Straße, Kosten: 10 Euro, Anmeldung: Tel. 0208 5990188 oder www.tickets.theateranderruhr.de).
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