Mülheim. Mehrere Wochen war es still geworden rund um die ZUE. Nun kocht erneut Ärger hoch. Anwohner verlangen mehr Einsatz von der Bezirksregierung.
21.34 Uhr, 23.07 Uhr, 00.07 Uhr: Zu diesen Uhrzeiten hat in diesem Monat unter anderem die Brandmeldeanlage samt lautstarkem Alarm in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) an der Parsevalstraße angeschlagen - zum Leidwesen der Anwohner. Zuletzt noch am vergangenen Sonntag, 18. August gegen halb zehn abends. „Die Situation ist schlicht und ergreifend wieder inakzeptabel“, wendet sich ein Anwohner per Mail Hilfe suchend an Bezirksregierung, Stadt und die Presse. Zuletzt, so auch die Klagen eines anderen Anwohners, sollen sich die Alarme wieder gehäuft haben und gipfelten offenbar am Sonntag in besonders lautstarken Ereignissen.
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„Nach einer bereits lebhaften Woche bereiten uns die Bewohner der ZUE Mülheim einen besonderen Höhepunkt zum Sonntagabend“, schildert der Anwohner. Ihn ärgere besonders das sehr laute Verhalten der ZUE-Bewohner an der Sammelstelle, für ihn unverständlich. In der Nachbarschaft, so legen es die Beschwerden nahe, herrsche die Sorge, man habe Fortschritte in der Bekämpfung von Fehlalarmen und Lärmbelästigung eingebüßt.
Polizei bestätigt Missbrauch des Notrufs in der ZUE Mülheim
Auf Nachfrage legt Polizeisprecherin Sonja Kochem offen, wie häufig die Brandmeldeanlage im August ausgelöst hat. Demnach habe es sechs Alarme gegeben. „Vier davon waren ein Missbrauch des Notrufs, bei zwei weiteren handelte es sich um Fehlalarme, die wohl nicht mutwillig ausgelöst worden sind.“ Zudem habe es nach dem Alarm am Sonntagabend einen Polizeieinsatz wegen verbaler Streitigkeiten gegeben. Dazu heißt es von der Bezirksregierung auf Nachfrage: „Es gab am späten Sonntagabend einen Polizeieinsatz, bei dem es um eine Streitschlichtung zwischen zwei Bewohnern innerhalb der Einrichtung ging. Dieser Streit konnte schnell beigelegt werden.“
Der Schilderung der Anwohner, am Sonntagabend unter der zur Verstärkung angerückten Polizei auch eine Hundestaffel beobachtet zu haben, weisen sowohl Polizei als auch Bezirksregierung zurück. „Einen Einsatz einer Hundestaffel hat es in der Einrichtung bisher noch nicht gegeben“, so eine Sprecherin der Bezirksregierung.
Mülheimer Anwohner fürchten eine „Egal-Haltung“
Die Geschehnisse scheinen alte Sorgen neu zu befeuern. So fragt einer der Anwohner in seiner Mail an die Bezirksregierung: „Was tun Sie, um dem Eindruck entgegenzuwirken, dass aufgrund der nun bekannten ZUE-Schließung in 2025, hier nun weniger Prävention betrieben werden muss, da das ZUE-Ende beschlossene Sache ist?“ Er fürchtet, dass in Sachen Prävention nachgelassen worden sei. Die Bezirksregierung erklärt dazu, dass weiterhin nach wie vor viel Präventionsarbeit vor Ort betrieben werde. „Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung sind mit vollem Engagement im Einsatz. Dies umfasst sowohl persönliche Gespräche als auch allgemeine Ansprachen, in denen erneut auf die Strafbarkeit des mutwilligen Auslösens von Fehlalarmen hingewiesen wird“, so eine Sprecherin der Bezirksregierung.
Bei einem der Einsätze müsse von einem mutwilligen Auslösen ausgegangen werden. „Ein Melder wurde manipuliert vorgefunden.“ Das solle künftig durch „bauliche Maßnahmen zur Eindämmung von Fehlalarmen“ verhindert werden. „Das vermutlich absichtliche Auslösen des Alarms wurde zur Anzeige gebracht.“
ZUE in Mülheim: Spraydosen sind verboten worden
Die übrigen Alarme seien laut Bezirksregierung vermutlich auf das Versprühen von Deo-Spray zurückzuführen. „Ob dies absichtlich oder aus Versehen erfolgte, lässt sich im Nachgang nicht mehr feststellen. Oft wird Deo-Spray auch verwendet, um vorheriges, unerlaubtes Rauchen im Gebäude zu übertünchen“, heißt es. Daher seien Spraydosen in der ZUE verboten, es gebe aber immer Möglichkeiten, sie aufs Zimmer zu bringen. „Die Benutzung von Spraydosen war auch Gegenstand der Bewohneransprache“, so die Sprecherin.
Weiterer Anlass zur Beschwerde für einen Anwohner: Parallel zu einem Brandmeldealarm in der ZUE am 16. August um 10.27 Uhr war die Feuerwehr bereits bei einem unterirdischen Brand in einer Lagerhalle eines Industriebetriebes im Norden der Stadt im Einsatz. Durch den falschen Alarm in der ZUE seien „dringend woanders benötigte Kapazitäten“ gebunden worden, moniert der Anwohner und findet: „Das kann nicht sein.“ Feuerwehrsprecher Dennis Goronczy gibt an dieser Stelle Entwarnung. „Paralleleinsätze kommen häufiger mal vor, das müssen wir abbilden können.“ In der Regel gebe es immer eine Reserve. So auch am vergangenen Freitag. „Ein Reservezug ist zur ZUE gefahren, es waren mehr als genug Einsatzkräfte vorhanden.“
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