Mülheim. Zwei Fälle sexualisierter Gewalt in Sportvereinen sorgten in Mülheim für Unruhe. Wie kann man Kinder und Jugendliche vor Übergriffen schützen?

Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ist ein Mülheimer Sportverein mit sexualisierter Gewalt konfrontiert. Mit den Mülheim Shamrocks hat der betroffene Verein schnell gehandelt. Wie ist Mülheim generell im Bereich Prävention aufgestellt, um solche Fälle zu verhindern?

Sexualisierte Gewalt im Sportverein - so berichteten wir:

„Das Thema wird präsenter“, sagt Nicole Nussbicker. Die Geschäftsführerin des Mülheimer Sportbundes (MSB) weiß, dass mittlerweile alle im Jugendbereich aktiven Sportvereine der Stadt eine Vereinbarung unterschrieben haben, nach der sie die Zusammenarbeit mit einschlägig vorbestraften Personen ausschließen. Ohne diese Unterzeichnung werden seit 2020 keine Jugendbeihilfen mehr ausgezahlt. „Das hat die Letzten noch einmal wachgerüttelt“, sagt Nussbicker.

Mülheimer Sportbund: Keine Einstellung ohne Ehrenkodex

Der Stadtsportbund stellt selbst niemanden mehr ein, der nicht einen entsprechenden Ehrenkodex unterschrieben hat. Alle vier Jahre müssen alle Mitarbeitenden – egal ob Haupt- oder Ehrenamt – ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Genau das empfiehlt der MSB auch seinen Vereinen. „Damit man als Vereinsvertreter auch ein gutes Gewissen hat“, so Nussbicker. Mittlerweile seien auch „Sammelbestellungen“ beim Bürgeramt möglich.

Die Expertin weiß sehr wohl, dass es gerade bei oft wechselnden Vorständen nicht gerade leicht ist, das immer nachzuhalten. Bei allen Aufgaben, die die Ehrenamtlichen heutzutage noch bewältigen müssen. „Aber wir weisen neue Leute auch immer wieder darauf hin“, betont die Geschäftsführerin.

Mülheimer Sportbund hat Handlungskonzept aufgestellt

Der MSB ist im November selbst dem „Qualitätsbündnis zum Schutz vor sexualisierter und interpersoneller Gewalt im Sport“ beigetreten. Diese gemeinsame Initiative des Landessportbundes und der Staatskanzlei versucht, sexualisierter und interpersoneller Gewalt im Sport wirksam vorzubeugen.

Der Mülheimer Sportbund - hier Eva Selic (2. v.l.), Karoline Kügler und Frank Esser (r.) mit LSB-Präsident Stefan Klett (l.) - gehört seit der letzten Mitgliederversammlung einem Qualitätsbündnis an.
Der Mülheimer Sportbund - hier Eva Selic (2. v.l.), Karoline Kügler und Frank Esser (r.) mit LSB-Präsident Stefan Klett (l.) - gehört seit der letzten Mitgliederversammlung einem Qualitätsbündnis an. © Claudia Pauli

Dazu hat der MSB ein Handlungskonzept mit Zielen, Strukturen, Maßnahmen und Empfehlungen aufgestellt und will damit dazu beitragen, mögliche Handlungsspielräume für Täterinnen und Täter zu minimieren. Andererseits soll sichergestellt werden, dass Betroffene die notwendige Unterstützung erhalten.

Wie Mülheim ein bestehendes Netzwerk nutzen will

Darüber hinaus bestehen Kooperationen mit der Awo, dem Verein Hilfe für Frauen und dem kommunalen sozialen Dienst der Stadt. „Es ist ein Netzwerk da, wo es Profis gibt“, so Nicole Nussbicker.

Natürlich möchten viele Vereinsverantwortliche gerne glauben, dass es sexualisierte Gewalt im Sport nicht gibt. Nicht nur die beiden jüngsten Fälle belegten aber, dass dies ein Irrglaube ist. Es dürfte sogar noch eine Dunkelziffer geben. Der MSB ruft alle Vereine dazu auf, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. „Die Vereine sollten sich beraten lassen und im besten Fall ein Schutzkonzept aufstellen“, rät die Geschäftsführerin.

Mehr beteiligte Personen, mehr offene Augen

Ihr ist klar, dass damit neue Arbeit auf die Vereine zukommt. Aber: „Es hilft schon. Wenn viele im Verein daran beteiligt sind, öffnet das nochmal mehr die Augen und es entsteht eine größere Sensibilität. Prävention beginnt nicht bei großen Fällen, sondern auch bei Kleinigkeiten.“

Dass die beiden Fälle in Mülheim ans Licht gekommen sind, zeige auch, dass das System funktioniere. „Wenn so etwas herauskommt, ist das immer schrecklich, aber der Verein hatte sich schon mit dem Thema auseinandergesetzt und das ist ja genau das, was wir erreichen wollen.“

Bald soll beim MSB wieder die Koordinierungsstelle für den Bereich Prävention besetzt werden, um zum einen die vorhandene Ansprechpartnerin Karoline Kügler zu unterstützen und zum anderen auch Erfahrungen aus anderen Städten zu nutzen.

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