Mülheim. Sie sind nicht die längsten, haben aber andere Qualitäten: Diese Mülheimer Straßen tragen kuriose Namen, die für Lacher und Verwirrung sorgen.
Es gibt Straßen in Mülheim, die heißen Schulstraße, Bahnhofstraße oder Wiesenweg. Diese Namen rangieren in einer Auswertung des Navigationsgeräteherstellers Tomtom allesamt unter den Top-20-Straßennamen in Deutschland. Doch die Ruhrstadt kann auch mit ganz anderen Adressen aufwarten, die nicht selten Schmunzeln oder Stirnrunzeln hervorrufen.
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Aufklärung verspricht die Online-Datenbank „Geschichte der Mülheimer Straßennamen“, die auf der Internetseite des Geschichtsvereins Mülheim an der Ruhr für jeden frei einsehbar ist. Dafür wurden unter anderem Einträge von Wolfgang Meißner digitalisiert, der 1999 für einen Zeitschriftenband des Geschichtsvereins den Mülheimer Straßennamen auf den Grund gegangen ist.
Auf dem Dudel in der Stadtmitte
Herumgedudelt wurde hier lange Zeit tatsächlich: Bis zu ihrem Umzug in die alte Augenklinik 2013 war die städtische Musikschule an der Straße direkt am Ruhrufer ansässig und es tönte oft mehr oder weniger melodiös aus den Fenstern. Hätte es dafür eine bessere Adresse geben können?
Der Name der Straße hat jedoch einen anderen Ursprung: Laut „Geschichte der Mülheimer Straßennamen“ wurde als Dudel eine kleine Landerhebung bezeichnet, die sich früher an dieser Stelle zwischen der Ruhr und einem heute verschwundenen Altarm des Flusses befunden haben soll.
Eigenheimhöhe in Heißen
Klingt wie die perfekte Adresse für Barbies „Dreamhouse“, liegt aber in Mülheim statt in Malibu. Meißner erklärt, dass die hiesigen Wohngebäude vor gut 100 Jahren die Spar- und Baugenossenschaft Eigenheim errichtet hat. Diese Genossenschaft war 1920 für den Stadtteil Heißen gegründet worden und eine der Vorläuferinnen der heutigen Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft (MWB), stand jedoch während der NS-Herrschaft der NSDAP nahe.
In der Klemme in Dümpten
Kurzfristig in der Klemme gesteckt hat sicherlich jeder schon einmal. Manche aber wohnen sogar dort: Wie zum Beispiel Gisela Ader. Die Seniorin lernte genau hier in den 1950er Jahren sogar ihren späteren Mann kennen. Damals war die Straße noch nicht befestigt, alle Grundstücke ringsum gehörten der Familie ihres Mannes. „Als die Straße dann ausgebaut wurde, hieß es deswegen, man hätte sie besser ‚Aderstraße‘ nennen können“, erinnert sich die Dame.
Den Namen „In der Klemme“ gab es aber schon vor dem Straßenausbau: Laut „Geschichte der Mülheimer Straßennamen“ soll die Straße ursprünglich eine so enge Sackgasse gewesen sein, dass hineingefahrene Fuhrwerke häufig nicht mehr wenden konnten – und dann eben in der Klemme saßen.
Delle in der Innenstadt
Die Stadt Mülheim hat eine Delle – und das offiziell und schon seit dem 17. Jahrhundert. Damals wurde die „leicht abfallende Wegeverbindung vom Kirchenhügel zur alten Fähre an der Ruhr“ erstmals erwähnt, wie Meißner schreibt. Ein Makel ist die Straße aus stadtgeschichtlicher Perspektive übrigens eher nicht: Unter dieser Adresse residierten wohl nicht nur der ehemalige Bürgermeister Christian Weuste, sondern auch große Namen wie Stinnes und Mellinghoff.
Thusneldastraße in Broich
Wohnen hier nur Tussis? Die saloppe Bezeichnung für Frauen, die übertriebenen Wert auf ihr Äußeres legen, ist tatsächlich eine Kurzform des Vornamens Thusnelda, der umgangssprachlich meist selbst abschätzig gebraucht wird.
Das sah aber auch mal anders aus: Im 19. Jahrhundert herrschte in patriotischen Kreisen eine große Germanen-Begeisterung. Die historische Thusnelda, Gattin des Cheruskerfürsten Hermann, wurde dort ähnlich wie ihr Ehemann verehrt. Auch die Straße in Mülheim-Broich erhielt ihren Namen 1914, also in der mit patriotischem Gedankengut aufgeladenen Zeit des Deutschen Kaiserreichs.
Sachsensiedlung in Mintard
Eine sächsische Exklave an der Ruhr? Vermutlich eher nicht. Laut Meißner wurde der Straßenzug wie der benachbarte Bauordenweg im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus errichtet. Deutsche und ausländische Studenten der sogenannten Bauordengemeinschaft sollen sich an den Arbeiten beteiligt haben – womit der Name Bauordenweg geklärt wäre.
Über den Ursprung der Bezeichnung Sachsensiedlung gibt die „Geschichte der Mülheimer Straßennamen“ hingegen keinen Aufschluss. Nur so viel ist sicher: Der Straßenname existierte schon bei der Eingemeindung Mintards nach Mülheim und wurde einfach beibehalten.
Stolper Straße in Mellinghofen
Eigentlich nach der Stadt Stolp in Polen benannt, machte diese Straße früher auch in anderer Hinsicht ihrem Namen alle Ehre: Übersät von Schlaglöchern gab es hier die ein oder andere Stolper-Falle. Davon ist nach einer Sanierung nicht mehr viel übrig geblieben. Ob die Stolper Straße nun zur Rennes-Straße wird?
Zwischen den Gärten auf der Heimaterde
In diesem Fall ist der Straßenname wörtlich zu nehmen: Zwischen den Gärten der Kolumbus- und Kleiststraße auf der Heimaterde liegen wenige Wohnhäuser eingebettet. Die Inspiration zum Namen könnte aber womöglich älter sein. Meißner erklärt, dass schon im Urkataster von 1821, als an dieser Stelle nur Äcker lagen, die Bezeichnung „hinterm Garten“ vermerkt wurde.
Und wie ist es, „Zwischen den Gärten“ zu wohnen? „Ein Freund dachte mal, dass ich ihn verarsche“, sagt Hannes Hofrath und lacht. Der Teenager lebt hier mit seiner Familie. Seine Mutter Sandra Judith ergänzt: „Das passiert wirklich oft. Aber dann sagen alle: Was für eine schöne Adresse!“ So kann es eben auch sein in einer Straße mit lustigem Namen.
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