Mülheim. Sind in Mülheim noch Straßen oder Plätze nach Personen benannt, die in der NS-Zeit gewirkt haben? Eine Fraktion fordert nun Aufklärung.

Die SPD-Fraktion hat Sorge, dass es noch Straßennamen gibt, die nach Nationalsozialisten benannt sind. „Straßennamen haben für eine Stadt und ihre Bewohner einen hohen Identifikationswert. Zugleich sind sie ein wichtiger Teil des kulturellen Gedächtnisses einer Stadt. Umso wichtiger ist es, dass eine Stadt sich Rechenschaft darüber ablegt, an wen sie über Namensbenennungen erinnert“, erklärt Fraktionsvorsitzende Margarete Wietelmann.

Die Verwaltung wurde gebeten, zu checken, wie viele Straßen, Plätze oder Orte in Mülheim nach Personen benannt sind, die einen relevanten Teil ihres Lebens zur Zeit des Nationalsozialismus verbracht haben. Und ob Fälle bekannt sind, bei denen zwischenzeitlich Zweifel wegen der NS-Vergangenheit des Namensgebers aufgetaucht sind. „Wie steht die Verwaltung grundsätzlich zu Straßenumbenennung bei Personen, die im Nachhinein nicht ehrungswürdig sind?“, heißt es.

In Mülheim rund 300 Straßen, Wege, Brücken oder Plätze nach Personen benannt

Die Verwaltung erklärt: „Nach intensiver Recherche Anfang der 1990er Jahre hat sich der Ältestenrat der Stadt zuletzt 1996 mit der Umbenennung von Straßen befasst, die nach Persönlichkeiten benannt waren, die eine NS-Vergangenheit hatten oder nicht ehrungswürdig waren. Die Fraktionen seien „sich im Endeffekt einig gewesen, dass man grundsätzlich keine Umbenennungen mehr zulassen sollte – es sei denn, schwerwiegende Gründe sprächen dafür.“

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Seitdem habe man sich mit dem Thema nicht mehr vertieft beschäftigt. In Mülheim seien zurzeit knapp über 300 Straßen, Wege, Brücken oder Plätze nach Personen benannt. Welche dieser Personen einen „relevanten Teil“ des Lebens in der NS-Zeit verbracht hätten, müsste aufwendig recherchiert werden.

Seit den Umbenennungen in 1996 gebe es keine neuen biografischen Erkenntnisse, die die Ehrungswürdigkeit von Straßennamensgebern in Frage stellen. „Sollte ein schwerwiegender Grund dafürsprechen, eine Straße umzubenennen, wäre das politisch zu beschließen.“

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