Neukirchen-Vuyn. Nach mehreren Vorfällen hatte die CDU einen kommunalen Ordnungsdienst gefordert. Wie Anwohner am Schulplatz reagieren und wie dort die Lage ist.
Einen kommunalen Ordnungsdienst wird es in Neukirchen-Vluyn wohl vorerst nicht geben. Der entsprechende Antrag der CDU-Fraktion wurde Ende November im Haupt- und Finanzausschuss zwar rege diskutiert, schließlich aber abgelehnt. Christian Pelikan von den Grünen stellte im Gespräch mit der Redaktion heraus, dass es in Neukirchen-Vluyn keine derart großen sozialen Brennpunkte gebe. In Krefeld, wo arbeite, sehe er täglich, wie der Ordnungsdienst mit schwer Suchtkranken auf öffentlichen Plätzen in Kontakt trete.
„Diese Ausmaße sehen wir hier überhaupt nicht“, so Pelikan. Er sprach von einem „fehlgeleiteten Wahlkampfmanöver“ der CDU, die jetzt wohl eine „Law & Order“-Mentalität vertreten wolle. Neben der Sinnhaftigkeit stellte er auch die potentiellen Kosten in Frage. „Personal, Schulung, Fahrzeuge, ein solcher Ordnungsdienst geht in die Millionen.“ Das, so der Grünen-Ratsherr, könne und wolle man sich nicht leisten.
In Neukirchen-Vluyn wurde das Ordnungsamt aufgestockt
Pelikan begrüßte aber eine personelle Aufstockung des Ordnungsamtes, auch in den Bereichen Wochenmarkt und Verkehr. Daraus entstand in der Sitzung eine längere Diskussion über die Notwendigkeit eines Ordnungsdienstes. Bis auf die CDU-Fraktion waren aber alle Fraktionen der Meinung, die Sicherheit in Neukirchen-Vluyn sei ausreichend gewährleistet. Bei der folgenden Abstimmung stimmten daher alle, außer der CDU-Fraktion, mit nein.
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Der CDU-Fraktionsvorsitzende Markus Nacke zeigte sich darüber enttäuscht, vor allem aber über die Vorwürfe der Grünen. „Da wurde uns eine Wahrnehmungsstörung attestiert und dass wir die ganze Sache künstlich dramatisieren würden“, so Nacke. Dabei sei die Prüfung eines Ordnungsdienstes seiner Ansicht nach weiter angebracht. „Erst einmal ging es uns ja um ein Konzept, inwiefern eine Einführung sinnvoll sein und helfen könnte“, sagt Nacke. „Das, was wir derzeit haben, reicht offenbar nicht, das erfahren wir in Gesprächen mit den Bürgern.“
Anwohner hatten auf Ordnungsdienst gehofft
Verärgert reagierten auch Anwohner des Schulplatzes in Vluyn. Sie hatten sich in den vergangenen Monaten massiv über Jugendliche beschwert, die dort und in der Umgebung teilweise bis spät abends trinken, laut grölen, Müll liegen lassen, Drogen konsumieren und immer wieder auch randalieren. „Die Nachricht deprimiert mich schon sehr, viele hier in der Ecke hatten auf einen Ordnungsdienst gehofft“, sagt eine Anwohnerin, die bereits im September auf die seit Monaten vorherrschende Situation hingewiesen hatte. „Aktuell ist es so, dass sich die Jugendlichen mit der gesamten Problematik von Freitag bis Sonntag wieder am Schulplatz und vor der Kirche im Park aufhalten“, erzählt sie.
Sie wisse nicht, ob sie noch einmal einen solchen Sommer durchhalte. „Es waren jetzt bereits zwei sehr heftige Sommer“, so die Anwohnerin. „Ich konnte in diesem Jahr bereits nachmittags nicht auf meinem Balkon sitzen, da es dann schon so laut war.“ Ausruhen oder ein Buch lesen sei unmöglich gewesen. Von den Abenden und Nächten ganz zu schweigen. „Schlafen ging nur mit vorherigem Polizeianruf. Ich habe mir deshalb Noise-Cancelling-Kopfhörer gekauft, aber damit halte ich es auf Dauer auch nicht aus“, erzählt die Neukirchen-Vluynerin. „Das ist alles so schade, denn es ist eine schöne Ecke hier, noch ein letztes Stück altes Vluyn, welches in der Vergangenheit wirklich ruhig und idyllisch war.“
Ordnungsamt will Befahren des Schulplatzes mit Mopeds verbieten
Sie geht davon aus, dass die Jugendlichen nach dem Balkonbrand am Platz am Museum jetzt wieder mehr am Schulplatz sein werden. „An der Kirche wurden hier in der Vergangenheit auch einige Feuerwerkskörper gezündet“, sagt sie. „Ich hatte aber nicht für möglich gehalten, dass diese nun auf Balkone geworfen werden.“ Zum Aufwärmen würden die Jugendlichen aktuell in den Eingang der Sparkasse gehen. „Regelmäßig fahren junge Männer mit ihren Mopeds Runde um Runde um die Kirche, Mädels hinten drauf kreischend“, berichtet sie. „An den letzten zwei Wochenenden ist ein Mopedfahrer mit aufheulendem Motor zwischen zwei und vier Uhr bei uns vor dem Haus gefahren und hat gegen die Wände geklopft“, berichtet die Neukirchen-Vluynerin. Dabei würde auch immer wieder Privatgelände betreten.
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Nach einem Gespräch mit der stellvertretenden Bürgermeisterin Claudia Wilke habe sich nun aber umgehend das Ordnungsamt gemeldet. „Das Ordnungsamt wird versuchen, durch eine Beschilderung das Befahren mit dem Moped an der Kirche zu verbieten“, erzählt sie. Verbessert habe sich auch, dass Mitarbeiter der Stadt seit Oktober jeden Montag den Schulplatz aufräumen würden, weil dort die Bänke nach den Wochenenden voll mit Flaschen stehen. „Die Stadt scheint den Bereich jetzt mehr anzufahren und zu säubern.“
„Hier werfen wir auch noch Steine rein“
Dennoch bliebe die Situation oftmals unerträglich. „Seit September sind zwei weitere Laternen beschädigt worden, ständig wird gegen die Mülleimer randaliert.“ Ähnliches erzählt ein Anwohner vom Vluyner Platz. „Wir hören die Jugendlichen jeden Freitag und Samstag, auch jetzt im Winter.“ Vor der Bäckerei Hoenen würde häufig ein Pulk stehen und Lachgas inhalieren. „Und von zwei Ladenbesitzern weiß ich, dass dort schon die Schaufenster beschmiert wurden. Der Höhepunkt: „Letztens stand ich auf dem Balkon und hörte wie ein Mädchen zum anderen sagte: ,Hier werfen wir auch noch Steine rein.‘“
Seitens der Polizei ist die Lage rund um den Schulplatz bekannt, bereits seit dem Spätsommer fahren die Beamten die Örtlichkeit verstärkt an, oft werden Platzverbote ausgesprochen, bei strafbaren Handlungen Anzeigen geschrieben.