Moers. Eltern der Kita Holderberger Straße streiten sich mit der Stadt wegen der Betreuungsausfälle. Nun melden sich weitere Eltern deutlich zu Wort.

Die gute Nachricht zuerst: In der Kita am Erlenweg in Vennikel fallen am Mittwoch keine Gruppen aus. Das hat André Pirschel am Dienstag in einer Rundum-Information an die Eltern erfahren. Heißt: Sein Knirps wird zumindest an diesem Tag in der Kita betreut. Allerdings: Wie die Betreuung am Donnerstag und Freitag gewährleistet werden kann, ist demnach noch unklar. Bedeutet für die Eltern: Womöglich müssen sie an diesen beiden Tagen wieder schauen, wie sie ihre Erwerbsarbeit und spontane Kinderbetreuung unter einen Hut bekommen.

„Langsam weiß ich nicht mehr, was ich machen soll“, sagt Pirschel. Seit zwei Monaten geht sein zweieinhalbjähriger Nachwuchs in die Kita. Seitdem habe es keine Woche ohne Ausfälle gegeben. Dabei waren er und seine Frau so begeistert ob der kurzen Wege. Die Kita ist keine 200 Meter vom Zuhause entfernt. Aber so? Ist die Situation offenkundig mindestens vergleichbar mit der in der Kita Holderberger Straße, wo die Eltern wie berichtet Sturm laufen und sich mittlerweile einen regen Kommunikationsaustausch mit der Stadt liefern.

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Dass die Antworten aus der Moerser Verwaltungsspitze den Eltern gefallen, kann man allerdings nicht sagen. Zu standardisiert, zu wenig lösungsorientiert, heißt es da. „Eine große, schnelle Lösung ist angesichts der Rahmenbedingungen leider nicht in Sicht“, teilt die Stadtspitze den Eltern mit. „Wir sind da dran“, sagte Rathaussprecher Thorsten Schröder am Mittwoch am Anfrage der Redaktion. Zaubern könne man aber auch nicht, wenn viele Erzieherinnen gleichzeitig krankheitsbedingt ausfallen. „Es ist unrealistisch, dass wir noch im Oktober eine Lösung bekommen“, erklärt der Stadtsprecher und wirbt um Verständnis.

„Aus meiner Sicht wird hier am falschen Ende gespart.“

André Pirschel, Vater.

Eine Mutter aus der Kita Holderberger Straße hatte derweil den Einsatz einer Erzieherin im Vorruhestand vorgeschlagen, die sie beim Turnen kennengelernt habe. Die Frau sei der Stadt nicht bekannt, sagte Thorsten Schröder auf Anfrage. Und weiter heißt es aus dem Rathaus: „Temporäre Beschäftigungen auf Minijob-Basis sind grundsätzlich möglich. Es kommt natürlich immer auf die Stundenzahl und die Verteilung an.“

In Vennikel wie in Holderberg betonen die Eltern, welch großartigen Job die Erzieherinnen machen. „Ich finde es bemerkenswert, wie sie unsere Kinder in ständig wechselnden Gruppen immer wieder liebevoll und geduldig auffangen“, schreibt Marina Unger, deren zweijähriger Knirps einen Platz in der Kita Holderberger Straße hat, über das Personal, das sich nach Kräften bemühe. Dennoch wird weder sie noch werden die anderen Eltern müde, „auf die Missstände hinzuweisen“, wie es in einem Schreiben an die Stadtverwaltung heißt.

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„Die Kita tut dem auch gut“, sagt André Pirschel über seinen Nachwuchs. Nur: Wenn die Kinder nicht verlässlich in den Genuss der Betreuung kommen, ist das für sie wenig befriedigend. Aus Sicht des jungen Familienvaters wird in Moers am falschen Ende gespart. Eine Bekannte habe ihr Kind in einer Kita in Rumeln, sagt er. Da sei die Betreuung im vergangenen Jahr nur zweimal ausgefallen.

Wie aus einer angefragten Übersicht der Stadt hervorgeht, gab es in der Kita am Erlenweg (17) und in der Kita Pusenhof (29) zuletzt die meisten Gruppenschließungen in den städtischen Einrichtungen. Die Kita Holderberger Straße (7) steht in diesem Ranking, das die Gruppenschließungen seit August dieses Jahres aufzeigt, auf Platz vier der Ausfälle.  Eine Lösung der Problematik hatte die Stadt für November bis Jahresende angekündigt.