Moers. Dirk Müller will den ersten Cannabis Club in Moers gründen. Eine Fläche und etliche Voranmeldungen hat er schon. Wie viel ein Gramm kosten soll.

  • Der Cannabis Club „Hanfwerk“ will bis zu 500 Menschen in Moers und Umgebung versorgen.
  • Die Zahl der Voranmeldungen übersteigt die zulässige Zahl von Mitgliedern jetzt schon.
  • Bis zum offiziellen Start warten aber noch einige bürokratische Hürden auf Gründer Dirk Müller und Co.

Dirk Müller hat große Pläne. Der 44-Jährige will unter dem Namen „Hanfwerk“ den ersten Cannabis Club in Moers gründen. Die Zahl der Voranmeldungen für eine Mitgliedschaft in dem eingetragenen Verein, der bald legal erzeugtes Cannabis vertreiben soll, übersteige die 500 laut Gesetz zulässigen Plätze schon jetzt deutlich. Nicht nur die zahlreichen Bewerberinnen und Bewerber für eine Mitgliedschaft, sondern auch der Gründer selbst, fiebern dem Start entgegen. Seit dem 1. Juli dürfen Cannabis Clubs ihre Lizenz beantragen. Pünktlich zum Stichtag wird das Moerser „Hanfwerk“ seine Unterlagen – u.a. bestehend aus Sicherheits- und Jugendschutzkonzept und der Benennung eines Suchtbeauftragten – jedoch nicht einreichen. „Ich will den Antrag gern stellen, weiß aber nicht, wo“, sagt der Vereinsgründer im Gespräch mit unserer Redaktion. Demnach sei, zumindest bis zum Stand 28. Juni, nicht klar definiert gewesen, welche Stelle bei der Bezirksregierung die Anträge überhaupt bearbeitet.

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Und das ist nicht die einzige bürokratische Hürde, von der Dirk Müller berichtet: „Das Gesetz ist ein großer Flickenteppich. Es war seit zwei Jahren zu erwarten, vieles wird trotzdem noch als Überraschung gesehen.“ Der Wahl-Moerser, der vor viereinhalb Jahren aus dem Kreis Viersen in die Grafenstadt gezogen ist, übt Kritik an der Bundesregierung. Diese sei bei der Umsetzung der Cannabis-Legalisierung zu viele Kompromisse eingegangen. „Aus der Legalisierung wurde schnell eine Entkriminalisierung. Heute ist es nett, wenn man überhaupt noch von einer ‚Entkriminalisierung light‘ spricht.“

Gründer aus Moers: Umsetzung von Cannabis-Gesetz ist „Konjunkturprogramm für den Schwarzmarkt“

Seit 1. April ist der Konsum des Rauschmittels erlaubt, eine legale Beschaffungsmöglichkeit gibt es aber nicht. Daran werde sich laut Dirk Müller auf absehbare Zeit nichts ändern. „Die Bezirksregierung hat bis zu drei Monate Zeit, die Lizenz zu vergeben. Dann könnten wir im günstigsten Fall im Oktober die ersten Pflanzen setzen. Bis diese dann verarbeitet, getrocknet und fermentiert sind, sind wir schon im ersten Quartal 2025“, rechnet der Gründer vor – und resümiert: „Die Art und Weise, wie das Gesetz umgesetzt wurde, ist ein Konjunkturprogramm für den Schwarzmarkt.“

Beim „Hanfwerk“ sollen bald 500 Menschen aus Moers und Umgebung bis zu 50 Gramm legal hergestelltes Cannabis erwerben können. Um illegalem Handel wirksam entgegenzutreten, soll sich der Preis pro Gramm bei zehn Euro einpendeln; die Mitgliedschaft kostet monatlich 15 Euro und ist für Personen ab 21 Jahren möglich. Gesetzlich erlaubt wäre ein Vereinsbeitritt eigentlich schon ab 18 Jahren, dann aber mit verringertem THC-Gehalt. „Zu früher Konsum kann bleibende Schäden am Gehirn verursachen. Andererseits schickt man jeden, dem man den Zugang verwehrt, an den Schwarzmarkt“, stellt Dirk Müller die schwierige Abwägung dar.

Moerser Cannabis Club „Hanfwerk“ plant Anbau auf 8000-Quadratmeter-Grundstück

Eine Umfrage unter den Bewerbern auf einen Platz im „Hanfwerk“ habe übrigens gezeigt, dass der durchschnittliche Bedarf pro Mitglied und Monat bei etwa 25 Gramm Cannabis, also der Hälfte der zulässigen Menge, liegen dürfte. Für den Anbau der Pflanzen haben sich Dirk Müller und seine sieben Gründungsmitglieder ein etwa 8000 Quadratmeter großes Grundstück in Moers gesichert. Den genauen Standort wolle er nicht verraten. Der Mietvertrag sei bereits unterschrieben, zudem verfüge der Verein über eine Kaufoption für das Gelände, auf dem bereits einige Gewächshäuser stehen. Diese Infrastruktur wolle der Verein nutzen; für einen möglichst nachhaltigen Anbau soll Sonnenlicht durch künstliches Licht aus erneuerbaren Energiequellen ergänzt werden. „Auf dem Grundstück könnten wir für zwölf oder 13 Clubs produzieren“, sagt Müller. Einen zweiten Verein gründen dürfte er selbst aber nicht – auch wenn die Nachfrage in Moers durchaus vorhanden sei.

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Sein Ziel sei es, bei der Versorgung mit sauberem Cannabis in Moers eine große Rolle zu spielen. Und durch Aufklärungsarbeit gegen die Stigmatisierung der Droge und seiner Konsumentinnen und Konsumenten vorzugehen. „Ich will versuchen, das Thema etwas gesellschaftsfähiger zu machen, ohne zu erwarten, dass auf einmal jeder Mensch Cannabis konsumiert“, sagt der 44-Jährige, der nach rund 20-jähriger Tätigkeit in der Prozessoptimierung internationaler Konzerne das Verlangen nach Selbstständigkeit verspürt habe. Die Idee zur Gründung eines eigenen Cannabis Clubs sei ihm kurz nach Bekanntwerden der Pläne der Bundesregierung gekommen: „Die Pflanze mit ihrer tollen therapeutischen Wirkung begeistert mich jeden Tag aufs Neue.“