Moers. Mit großem Aufwand ist ein großer Teil des Moersbaches in den letzten sechs Jahren renaturiert worden. Tier- und Pflanzenwelt profitieren davon.
Der Moersbach ist gesund. Wasser der Güteklasse eins bis zwei. Das weiß man bei der Lineg, die den Bach zuletzt 2020 untersucht hat. Und nicht nur das. Seit der Wasserlauf zwischen dem Bettenkamper Meer und der Venloer Straße im Jahr 2015 mit viel Aufwand und Liebe renaturiert wurde, herrscht dort so etwas wie heile Welt. „Die Natur hat dank der Arbeiten ihre Selbstheilungskräfte entwickelt“, weiß Harald Fielenbach vom Naturschutzbund (Nabu) in Moers, wo man das Wiedererscheinen vieler Arten mit Interesse beobachtet. Und auch Ralf Kempken, stellvertretender Fachbereichsleiter in der Planungsstelle der Lineg, ist begeistert: „Dem Wanderer bietet sich hier eine Idylle.“
Der natürliche Wasserlauf, im Süden noch Aubruchkanal genannt, fließt schon seit vielen Jahrhunderten von Süden her vorbei am Bettenkamper Meer zur Alten Wassermühle, auch Aumühle genannt, und von dort vorbei am Schlosspark, um später bei Ossenberg in den Rhein zu münden. Die Mühle, der der Bach einst diente, wurde 1608 erbaut. „Man hat wohl wegen dieser Nutzung und später auch für den Wasserspiegel des Freibades Bettenkamp in den Verlauf des Baches eingegriffen“, beschreibt Kempken die Situation vor der Renaturierung.
Zwei größere Hindernisse, eine Stauanlage und ein großes Wehr, hätten verhindert, dass Fische durch den Bach wandern konnten. „Jetzt gibt es dort Fischtreppchen, die das Gefälle über 40, 50 Meter ganz sanft überbrücken“, berichtet der Lineg-Fachmann.
Darüber hinaus wurden Teile der Uferzonen abgeflacht und aufgeweitet, um stille Bereiche zu schaffen. Bäume, Büsche und Stauden sowie eine Schilfzone wurden als Starthilfe für die Vegetation gepflanzt. Und der Bach fließt jetzt wieder leicht geschwungen. Bei all dem habe man den Wasserstand im Freibad, aber auch die Interessen des Angelvereins sowie der Ausflügler und Wanderer beachten müssen, schildert Kempken. Was nicht so einfach gewesen sei.
Die Mühen in 2015 haben sich offensichtlich gelohnt: Untersuchungen der Lineg ergaben, dass nach nur fünf Jahren wieder Kleinstlebewesen im Bach zu finden sind, die als Anzeiger für gute Wasserqualität gelten. Wie beispielsweise Bachflohkrebse, Eintagsfliegen-Larven, Schnecken, Muscheln, Würmer und mehr, was wiederum Nahrung für andere Arten bedeutet.
Bei solchen Planungen werde der Naturschutzbund stets eingebunden, erklärt Harald Fielenbach. „Beispielsweise sorgen größere Steine im Bach fürs Plätschern, was auch Sauerstoff fürs Wasser bedeutet.“ Die Naturschützer konnten an dem Bachlauf inzwischen wieder den Eisvogel beobachten, der ausschließlich von kleinen Fischen lebt. „Wir sehen außerdem viele Libellenarten im Röhrichtbereich. Selbst die seltene Gebirgsstelze brütet dort wieder“, weiß der Naturfreund. Der Rotmilan ziehe seine Kreise. Viele Wasserfledermäuse hätten sich eingefunden.
„Auf der Streuobst-Wiese neben der Wassermühle leben Steinkäuze, die dort gerne jagen. Wir bieten ihnen sowie dem Eisvogel Nisthilfen an“, erläutert Harald Fielenbach. Grünfrösche hätten sich ebenfalls zahlreich angesiedelt. Der Naturschützer freut sich: „Der Moersbach ist ein gelungenes Beispiel für die naturnahe Wiederherstellung eines Wasserlaufes.“
Rund 600.000 Euro kostete der Umbau des ersten Moersbach-Abschnitts, das Land trug 80 Prozent dazu bei. „Gerade liegen die Pläne für den zweiten Bauabschnitt beim Kreis Wesel. Er verläuft durch den Freizeitpark bis zum Zulauf des Wallgrabens am Minigolfplatz“, berichtet Ralf Kempken. Dies werde wohl rund eine Million Euro kosten, auch wegen der Arbeiten für den Hochwasserschutz. Man rechne etwa Anfang 2022 mit dem Baubeginn. Auch einen dritten und vierten Bauabschnitt solle es noch geben, weiß Ralf Kempken.