Moers. . Zwischen Bettenkamper Meer und Aumühle wird der Moersbach wieder zu einem natürlichen Gewässer. Er bietet den Fischen einen Lebensraum.
Heribert Nacken ist Wasserbauingenieur wie sein Vater, und wie der Junior, so beschäftigte sich auch der Senior schon mit dem Moersbach. Damit sind die Gemeinsamkeiten in dieser Hinsicht freilich erschöpft. Denn während Vater Nacken in den 60er und 70er Jahren dafür sorgte, dass der Moersbach bis heute meist durch sein festes, enges, „leistungsfähiges“ und biologisch verarmtes Bett rauscht, bemüht sich Sohn Heribert an selber Stelle um das Gegenteil. Der Moersbach soll zurück zur Natur. Die ersten Ergebnisse sind zwischen Bettenkamper Meer und Aumühle zu besichtigen.
Freilich heißt der drei Meter breite Bach hier noch Moers-Kanal. Erst an der Mündung des Aubruch-Kanals seitlich der Aumühle wird er zum Moersbach, wie Wolfgang Kühn von Lineg erläutert. Die Entwässerungsgenossenschaft hat den gesetzlichen Auftrag, die begradigten Gewässer zu renaturieren.
Am Moers-Kanal tut sie dies seit November. Vor allem auf der wegabgewandten Seite hat sich sichtbar einiges getan: Das Ufer, vorher wie mit dem Lineal „ordentlich“ gezogen, ist flacher und wellenförmig geworden, bildet Nischen. Schwertlilien, Schilf und Blutweiderich werden noch gepflanzt.
„Wenn Sie Fisch wären...“
Dort, wo ein Wehr den Abfluss des Wassers aus dem Bettenkamper Meer in den Kanal reguliert, ist zusätzlich eine gut drei Meter lange neue Verbindung entstanden, durch die das Wasser ebenfalls bergab fließt. Der Clou: Heribert Nacken hat eine Art Treppe errichten lassen, genannt Sohlgleite. Durch Lücken in den zehn Steinstufen können Fische gegen den Strom bergauf wandern.
Genau dies gehört zu den Herzstücken der Renaturierung: Der Moersbach soll auf möglichst großen Strecken wieder durchgängig werden. Nacken und sein Team bereiten sein altes Bett. „Wenn Sie Fisch wären“, sagt Heribert Nacken zum Besucher, „haben Sie eigentlich einen Lebensraum von fünf bis 20 Kilometern.“ Tatsächlich bleiben den Fischen oft nur ein paar hundert Meter, weil die hohen Wasserstürze für sie unüberwindbar sind. Am Motel Van der Valk ist ein alter Sturz zu besichtigen: ein Meter hoch, die Steine lückenlos in Trapezform. „Wenn Sie Fisch sind“, sagt Heribert Nacken wieder, „kommen Sie da nie hoch.“ Auch nicht die Kleintiere, die Fischen als Nahrung dienen. In Kürze wird die Enge durch eine Sohlgleite ersetzt.
Eine wesentlich größere entsteht gerade auf der Rückseite der Aumühle. Über rund 20 Stufen werden die Fische 1,80 Meter Höhenunterschied überwinden können, wenn sie vom Moersbach in den Aubruch-Kanal wandern. Rotaugen, Plötze und Hechte sollen hier ihren Lebensraum finden. „Dort, wo wir die Renaturierung schon abgeschlossen haben, haben Vielfalt und Menge bei Fischen und Kleintieren wie Krebsen drastisch zugenommen“, versichert Nacken. „Sie werden sehen: Im nächsten Jahr wimmelt es hier von Fischen.“