Kamp-Lintfort. In den städtischen Kitas in Kamp-Lintfort gab es Notgruppen. Das Angebot wurde laut Stadt aber nur sehr mäßig von den Eltern genutzt.

„Die Eltern stehen hinter uns“, sagt Melanie Nyski. Sie ist Erzieherin in der städtischen Kita Tausendfüßler und an diesem sonnigen Dienstagmorgen im Warnstreik. Mit ihr sind etwa 30 weitere Kolleginnen dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi gefolgt, die Arbeit niederzulegen und zur Kundgebung vor dem Rathaus zu kommen.

Nyski sagt, dass von den 131 Kindern des Tausendfüßlers grade mal zwanzig in die Notgruppe gekommen seien. Laut Jugendamtsleiterin Lydia Kiriakidou wurden in allen sechs städtischen Kitas Notgruppen eingerichtet, allerdings haben auch nach ihrer Kenntnis viele Eltern das Angebot gar nicht genutzt. Zumindest die Zechenzwerge hatten ganz geschlossen.

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Man sollte meinen, dass die Eltern nach zwei Jahren Pandemie und Kita-Schließungen auf eines ganz bestimmt keine Lust mehr haben, nämlich auf Kinderbetreuung zu Hause. Aber ganz offensichtlich gibt es vielleicht gerade nach den schweren Zeiten großes Verständnis für die Anliegen der Erzieherinnen.

Nur wenige Stellen dauerhaft unbesetzt

Lydia Kiriakidou führt das auch darauf zurück, dass es bei diesem Streik ja nicht nur um höheres Geld gehe, sondern um den Betreuungsschlüssel, um mehr Personal pro Kind. „Gerade in der Pandemie wurde schnell deutlich, welche Auswirkungen knappes Personal hat.“ Wobei sie darauf hinweist, dass es derzeit „keine fünf“ unbesetzten Stellen in der städtischen Kita-Landschaft gebe.

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Von den 155 Erzieherinnen in den städtischen Kitas sei laut Amtsleiterin ein sehr großer Teil gewerkschaftlich angebunden, nicht nur bei Verdi, sondern auch bei Komba, die speziell die Interessen von Beamten und Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst vertritt. Diese Beschäftigten waren wenig später am Rathaus.

Besuch vom „Arbeitgeber“

Bürgermeister Christoph Landscheidt besuchte die Streikenden sozusagen als Arbeitgeber. „Zwei Herzen schlagen da in meiner Brust“, räumte er ein. „Ich verstehe Ihr Anliegen, aber wir müssen das auch finanzieren.“ Gleichwohl renne man bei ihm beim Ruf nach zusätzlichem Personal offene Türen ein. Die Wertschätzung des Erzieher-Berufs stehe für ihn außer Frage.

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Natürlich war die Situation in der Ukraine auch ein Thema, das die Verdi-Sprecherin Sandra Hoeboer angesprochen hat. „Es ist nicht leicht, zur Tagesordnung überzugehen“, sagte sie. Gleichwohl: Der Krieg werde, wie schon in der Flüchtlingswelle 2015, auch Auswirkungen auf die Arbeit der Erzieherinnen haben, nämlich viele Familien durch Krisen zu begleiten. „Aufgaben, denen ihr euch stellen werdet“, ist sie sicher. Die aktuelle Lage in den Kitas veranschaulichte sie mit folgenden Schlagworten: Pandemie, Integration, Arbeitsverdichtung, Personalknappheit, mehr Dokumentationspflichten, wenig Zeit für pädagogische Arbeit. „Und die Bezahlung könnte auch besser sein.“ Sie erinnerte an den „Equal Pay Day“ am vergangenen Montag“: Im Vergleich zu den meist höher bezahlten Männern hätten sie bis dahin ohne Lohn gearbeitet.

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Trotz alledem sagt Melanie Nyski: „Dieser Beruf ist meine Passion. Ich möchte keinen anderen machen.“ Die Zechenzwerge-Kollegin Desiree Reiners nickt.

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Es waren übersichtliche Gruppen, die am Dienstag öffentlich streikten. Das habe mit der Pandemie zu tun, erklärte Sandra Hoeboer von Verdi, dass die Gewerkschaft zu kleinen Veranstaltungen gerufen hatte statt zu einer zentralen Kundgebung.

Ebenso der Pandemie geschuldet war, dass die sonst zu Streiks zwingend gehörenden Trillerpfeifen schweigen mussten.

Die nächste Runde für die Tarifverhandlungen ist für den 21. und 22. März geplant.

Der erste Warnstreik war sinnfälligerweise auf den Internationalen Frauentag am Dienstag gelegt worden. Bundesweite Aktionen sind für den 15. März am „Tag der Sozialen Arbeit“ geplant.

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