Kreis Wesel. Die Weseler Kiesfirma Hülskens hat an der Halde Norddeutschland in Neukirchen-Vluyn mit Bohrungen begonnen. Welchen Grund die Arbeiten haben.

Das Kiesunternehmen Hülskens aus Wesel hat unweit der Halde Norddeutschland in Neukirchen-Vluyn mit Probebohrungen begonnen. Das bestätigt Hülskens jetzt auf Nachfrage. Hintergrund sind Bilder, die in dieser Woche in den sozialen Netzwerken auftauchten und Lkw sowie schweres Gerät zeigten, begleitet mit den Worten: „Sie scheinen keine Zeit verlieren zu wollen.“

Bekanntlich möchte das Weseler Unternehmen am Fuße der Halde Kies abbauen, ein Scopingtermin mit der Stadt Neukirchen-Vluyn und dem Kreis Wesel als Genehmigungsbehörde hat bereits stattgefunden. Bei dieser Zusammenkunft im vergangenen April wurde Hülskens aufgefordert, mehrere Gutachten vorzulegen, um die Umweltverträglichkeit für den Abbau nahe der Halde nachzuweisen.

Die Bohrungen seien auch, aber nicht ausschließlich zur Erstellung der Gutachten vorgesehen, sagt Hülskens-Sprecher Ingo Thielen im Gespräch mit der Redaktion. Vor allem dienten die Proben der „Lagerstättenexploration“, soll heißen, dass Hülskens wissen möchte, wie viel Kies unter der Oberfläche überhaupt schlummert.

Kiesabbau in Neukirchen-Vluyn: Unternehmen spricht mit Grundstückseigentümern

Bisher habe man nur die Flächenausweisung laut Regionalplan Ruhr, aber keine Kenntnis über die sogenannte Mächtigkeit. Um diese festzustellen, möchte Hülskens an mehreren Stellen der Fläche probebohren. Darum könne es „immer mal wieder sein, dass wir auf dem Gelände sind“, so Thielen weiter. Zunächst plane man mit ein bis zwei Wochen, „das heißt aber nicht, dass wir irgendwann nicht noch einmal bohren müssen“, sagt der Unternehmenssprecher und weist außerdem darauf hin, dass die Bohrvorrichtungen videoüberwacht sind und sich auch nicht als touristische Pilgerstätte eigneten.

Hülskens nennt die Testbohrungen „obligatorisch“, sie seien „Grundlage für jeden Abgrabungsantrag“. Die Fläche, auf der die Probestiche stattfinden, gehört bereits dem Kiesunternehmen. „Wir bohren nur auf Eigentum“, so Hülskens-Sprecher Thielen, der bekräftigt, dass die potenzielle Kiesfläche „in ausreichendem Abstand zur Halde“ liege, für die es aber ein positives Standsicherheitsgutachten gebe.

Nicht alle Abschnitte der Gesamtfläche in Neukirchen-Vluyn, die als Kiesabbaugebiet im Regionalplan Ruhr festgelegt ist, gehören dem Kiesunternehmen bereits. Man befinde sich mit den Eigentümern der anderen Flächen aber in Verhandlungen, so Thielen, ohne näher darauf einzugehen.

Neben dem Grundstück in Neukirchen-Vluyn möchte Hülskens auch in Rheinberg-Millingen den Kiesabbau vorantreiben. Auf der dortigen Fläche seien aber vor einigen Jahren bereits Probebohrungen durchgeführt worden, sagt Ingo Thielen. Die Ergebnisse hätten sich mit den Erkenntnissen des geologischen Dienstes gedeckt.

Der Kiesabbau am Niederrhein und im Kreis Wesel sorgt seit Jahren für Spannungen zwischen Kiesunternehmen, Regionalpolitik und betroffenen Kommunen. Bekanntlich klagt der Kreis Wesel gemeinsam mit den Kommunen Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn, Rheinberg, Hamminkeln, Hünxe und Alpen vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster gegen den Regionalplan, der mehr als 900 Hektar neue Kiesabbauflächen am Niederrhein ausweist. Sie wollen so eine Reduzierung der Abbaumengen erreichen. Ein Termin steht noch nicht fest.