Kleve. Auch mit 84 bleibt „Jüppi“ Faaßen eine Ikone im Klever Seniorenkarneval – Pointen-Feuerwerk mit unermüdlichem Humor. Warum etwas Wehmut aufkommt.

Manche Menschen scheinen wie geschaffen für den Karneval – ja, man könnte fast glauben, der Karneval selbst sei einzig ihretwegen ins Leben gerufen worden. So wie Josef-Albert Faaßen – oder, wie ihn fast alle kennen und liebevoll nennen, „Jüppi“. Mit stolzen 84 Jahren hat der gebürtige Ur-Donsbrüggener seine unbändige Freude an Witzen und Humor längst nicht verloren – im Gegenteil.

Auch wenn er 2008 der Schwanenfunker-Bütt Lebewohl sagte, sprudeln die Pointen bei ihm weiterhin wie am Fließband. Mit einem Schmunzeln und Schalk in den Augen blickt er auf seine großen Zeiten zurück – doch auch ein Hauch Wehmut mischt sich in die Erinnerungen. Denn obwohl er nach wie vor als „Jüppi, das Original“ das Publikum begeistern kann und möchte und in der Materborner Mehrzweckhalle als feste Größe des Seniorenkarnevals gefeiert wird, ist es längst nicht mehr so leicht, die Werbetrommel zu rühren wie in früheren Tagen.

Entdeckt an einer Theke in Rindern

„Seit Corona feiern die Menschen nicht mehr. Zu einem 80. Geburtstag wird gefrühstückt, aber es gibt keine Auftritte mehr. Ich war sonst immer unterwegs!“, erzählt Jüppi Faaßen, dessen Herz seit Jahrzehnten für die Bühne schlägt. Ob als Heino, Teddy Parker oder Wildecker Herzbuben, er ist ein echter Weltenbummler. Von Silberhochzeiten und Jubiläen über Geburtstagsfeiern bis hin zu Großveranstaltungen zog er durch Kleve, Kamp-Lintfort, Moers und Duisburg oder begeisterte mehrere tausend Menschen auf der Cranger Kirmes.

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Stimmung und Lachen zu verbreiten – das war und ist seine Berufung – und der Grund, warum er natürlich auch irgendwann für den Karneval entdeckt wurde. Vor nun mittlerweile fast 38 Jahre – durch Zufall an einer Theke in Rindern von Rudi Lehmkuhl: „Da hab ich ein bisschen ‚Quatsch‘ erzählt und Rudi sagte, ‚Du wärst der Richtige für uns im Karneval“. Der Rest ist Geschichte.

Sein erster Auftritt beim Spielmannszug Rindern war ein durchschlagender Erfolg und markierte den Beginn einer beeindruckenden Karriere. Auch der legendäre Schwanenfunker-Karnevalist Paul Dirmeier wurde auf ihn aufmerksam, als er ihn bei einer Privatfeier hörte. Es dauerte nicht lange, bis „Jüppi“ bei den Schwanenfunkern zu einem Highlight wurde – allen voran mit seiner Kultfigur, dem „Melkbuur“.

Der Melkbuur als Markenzeichen

Die Figur des Melkbuur hat für Jüppi Faaßen einen ganz persönlichen Bezug. „Das habe ich früher beruflich gemacht. Da konnte man noch keine Milch im Geschäft kaufen. Der Melkbuur ging von Dorf zu Dorf. Das hatten schon mein Opa, mein Vater und mein Großonkel gemacht“, erinnert er sich. Der Melkbuur verschwand zwar irgendwann aus dem modernen Alltag – doch Jüppi hielt die Tradition in der Bütt lebendig.

Jüppi Faaßen
Legendär: der Melkbuur. Für Jüppi Faaßen eine ganz besondere Figur. © Josef-Albert Faaßen | Josef-Albert Faaßen

Doch die Zeiten haben sich geändert, und das merkt auch „Jüppi“. „Die Menschen wollen heute eher Party als Bütt“, sagt er und bedauert, dass auch das Plattdeutsche immer seltener zu hören ist. „Heute wird von elf Liedern eins auf Platt gesungen – früher war es genau umgekehrt!“ Diesen „Werteverfall“ bestätigt auch André van der Louw, Schatzmeister des Klever Rosenmontags-Komitees (KRK), der Jüppi besonders im Seniorenkarneval zu schätzen weiß. „Wir sind immer auf der Suche nach altersgerechtem Programm – und der Melkbuur passt da perfekt rein.“ Den kennen die Leute noch, und sie lieben es, wenn er von früheren Zeiten erzählt, so Faaßen.

Beliebte Veranstaltungen als Opfer der Pandemie

Am 2. Februar wird „Jüppi“ wieder auf der Bühne stehen. In der Mehrzweckhalle Materborn werden die Tische gedeckt, und bei Kaffee und Kuchen erwartet die Senioren ein buntes karnevalistisches Programm mit Tanzgruppen, Heinz Heselmann mit Liedern zum Mitsingen und Schunkeln, dem Klever Prinzen und weiteren Überraschungen – und natürlich der Auftritt des Melkbuur. „Und wenn man ihn nicht stoppen würde, könnte er stundenlang weitermachen“, sagt André van der Louw mit einem Schmunzeln.

Karten für die Seniorensitzung

Karten zu 15 Euro für die Seniorensitzung gibt es hier: Ratskrug Materborn, Dorfstraße 43; HIS Immobilien, Hagsche Straße 47; Signal Iduna (IKK), Stechbahn 37, bei Blumen Ebben, Emmericher Straße 225, und beim Bürgerbüro im Rathaus. Der Karten können bis zum 28. Januar erworben werden.

Wer „Jüppi“ Faaßen mit seinem Repertoire als Entertainer engagieren möchte, meldet sich unter Tel. 02821/28839.

Doch selbst diese beliebten Veranstaltungen kämpfen mit den Folgen der Pandemie. „Nach Corona ist es tatsächlich schwieriger, den Saal zu füllen“, so van der Louw. Früher gab es zwei Seniorenveranstaltungen, zu Spitzenzeiten mit weit über 300 Gästen. „Heute sind die Leute es gewohnt, dass es zuhause auch muckelig ist.“ Viele blieben lieber daheim – ein Phänomen, das nicht nur Senioren betrifft.

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Jüppi Faaßen hat noch viel zu erzählen

Unter dem Motto „Wer rastet, der rostet“ hoffen Jüppi Faaßen und das KRK darauf, die Begeisterung für das traditionelle Karnevalsprogramm wieder aufleben zu lassen. „Ich hab‘ noch so viel zu erzählen“, sagt Faaßen, der nach wie vor überall seine Ideen notiert.

Mit seinem unermüdlichen Humor liefert er dabei immer wieder Pointen. Zum Beispiel: „Ich bin zweimal unglücklich verheiratet. Meine erste Frau ging laufen, die zweite nicht...!“