Kreis Kleve. Klever Bäckerei hat Schoko-Weckmann zu Nikolaus als Zwarte Piet verkauft. Was in Holland ein Aufreger-Thema ist, nehmen Kreis Klever gelassen.
- Die Bäckerei Heiks & Teutenberg hat zu Nikolaus den Schoko-Weckmann Zwarte Piet verkauft.
- In den Niederlanden gab es großen Wirbel wegen einer solchen Bezeichnung.
- Auch im Kreis Kleve gab es viele emotionale Reaktionen auf dieses Thema.
- Die große Mehrheit hat aber kein Problem mit der Bezeichnung und sieht den Zwarte Piet als Kulturgut.
Eine rege Diskussion hat die NRZ-Berichterstattung über Zwarte Piet“ als Schoko-Weckmann zu Nikolaus ausgelöst, den es nur noch am Nikolaustag in den elf Filialen der Bäckerei Heicks und Teutenberg zu kaufen gibt. Fast alle der über 100 Kommentare gingen in diese Richtung: „Zwarte Piet ist als Kulturgut unanfechtbar“ und „Nur Spinner finden wieder irgendwas Politisches daran“.
Gegner und Befürworter des Zwarte Piet in den Niederlanden
Doch der beschriebene Wirbel im Nachbarland wegen der Benennung wird auch angesprochen: „Wirbel ist noch untertrieben: In den Niederlanden gibt es Ausschreitungen“, so ein Beitrag. Man müsse dort regelmäßig zwei Gruppen trennen: Gegner und Befürworter zum Thema Zwarte Piet.
Heftig ist die Kritik einer Leserin: „Hauptsache Gewinn auf Kosten anderer – das ist nicht akzeptabel. Das Produkt könnte genauso gut als Schoko-Weckmann verkauft werden, ohne dabei rassistische Stereotype zu bedienen. Respekt gegenüber allen Menschen sollte immer Vorrang vor Profit haben.“
„Schwarze Piet ist Schwarze Piet, das lasse ich mir nicht verbieten!“
Solche Kritik wiederum lässt eine Frau nicht unkommentiert: „Meine Güte, man kann es auch übertreiben: Ich bin damit aufgewachsen, dass es der Schwarze Piet ist und ich werde mir von niemandem verbieten lassen, es auch weiterhin so zu nennen! Schwarze Piet ist Schwarze Piet, Punkt!“ Eine andere Leserin fragt: „Schmeckt linguistisch gesäubertes Essen besser? Mich hat gewundert, dass der Amerikaner noch Amerikaner heißt.“
Andere wiederum machen sich tiefergehende Gedanken: „Was ist das überhaupt für ein überholtes Brauchtum, ob man jetzt den „Knecht Ruprecht“, „Krampus“ oder „zwarte Piet“ nimmt? Wobei Piet noch vom Wesen her der Harmloseste ist, aber halt (so scheint es) durch seine ethnische Herkunft bedingt „nur der Sidekick/Knecht, maximal Helfer“ sein darf. Ob man Kinder grundsätzlich derart traumatisieren muss (Drohung, sie in einen Sack zu stecken und zu entführen, zu verprügeln, wobei irgendein verkleideter Spacko mit einem Jutesack voller Kunstblut und wo Puppengliedmaßen rausschauen, vor ihnen rumhampelt), ist die Frage….mir persönlich geht dieses ,Brauchtum‘ zu weit. Wir verbrennen ja auch keine Hexen mehr.“
Schönes Brauchtum soll auch Brauchtum blieben
Das sieht ein anderer Kommentar-Schreiber völlig anders: „Also ich bin nicht traumatisiert und habe meine Kindheit, trotz einiger Brauchtümer, sehr gut überlebt.“ Komisch findet er hingegen, dass gerne der amerikanische Trend übernommen werde, obwohl zum Beispiel Halloween ja auch nicht unblutig und friedlich sei. „Da müssten die Kids von heute ja ebenso ein Trauma erfahren.“
Verweis auf die wirklichen Probleme in der Welt
Und ein Kritiker redet Klartext: „So langsam sollte man die Kirche aber auch mal im Dorf lassen und mal drüber nachdenken, was die wirklich wichtigen Probleme der Deutschen oder in der Welt sind. Die ganze Welt lacht sich über diese Verbote/Einschränkungen/Bezeichnungen, die man nicht mehr benutzen darf, sowas von kaputt. Liebe Leute, ihr, die sowas entscheidet oder allein schon da drüber nachdenkt, sorry, aber ihr habt doch echt nicht mehr alle aufm Zaun!“
Zurück zum Schoko-Weckmann aus Kleve, den offenbar einer der Leser direkt gekostet hat und zu dem Urteil kommt, das viele andere bestätigen konnten: „Toller Name und lecker ist das Ding auch noch!“
+++ So hatten wir bereits am Donnerstag berichtet +++
Auf diesen Tag freuen sich schon viele Liebhaber von süßem Gebäck Jahr für Jahr: Am Donnerstag, 5. Dezember, wird es in den frühen Morgenstunden wieder soweit sein. An jenem Morgen vor dem Nikolaustag wird der traditionelle Begleiter des Heiligen Mannes in den Niederlanden, der Zwarte Piet, auch in die elf Filialen der Bäckerei Heicks und Teutenberg Einzug halten.
Und zwar gleich in hundertfacher Ausführung: Als Weckmänner der ganz besonderen Art liegen die schwarzen Schokoladen-Stutenkerle dann wieder in der Auslage neben ihren „normalen“ Weckmann-Brüdern zwischen Berlinern und Bienenstich.
Namensgebung sogar ein Fall fürs NL-Verwaltungsgericht
Während in Deutschland Knecht Ruprecht in der Regel als Begleiter vom Nikolaus akzeptiert wird, hat der Zwarte Piet im Nachbarland vor einigen Jahren für großen Wirbel gesorgt: Wegen der Bezeichnung, die schon seit 1850 so lautet, gab es plötzlich Rassismus-Vorwürfe, die sogar das höchste Verwaltungsgericht der Niederlande beschäftige, das jedoch urteilte: Der Nikolaus darf sich auch weiterhin von seinem dunkelhäutigen Helfer, dem Schwarzen Peter, begleiten lassen. Ob der Zwarte Piet aber auch rassistisch sei, bleibt gerichtlich ungeklärt – darüber können die Niederländer und Grenzbewohner also weiterhin streiten.
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Dass Rassismus-Vorwürfe wegen des süßen Gebäcks aus der Klever Backstube völlig absurd sind, erklärt Bäckermeister Christian Heicks so: „Wir beschäftigen bei uns Mitarbeiter aus insgesamt 19 Nationen, schon deshalb wäre ein Rassismus-Vorwurf wegen Zwarte Piet als Schoko-Weckmann völliger Quatsch. Wir wollen damit einfach die schöne holländische Tradition aus unserem Nachbarland aufrecht erhalten.“
Ein paar Beschwerde-Briefe, aber auch ganz viel Zustimmung
Dass der 51-jährige Geschäftsführer von Heicks & Teutenberg die Namensgebung seines beliebten Spezial-Gebäcks überhaupt als „brisantes Thema“ behandelt, hängt mit einigen Beschwerde-Briefe zusammen, die er tatsächlich wegen der Benennung seiner Schoko-Weckmänner bekommen hat. Auf der anderen Seite freut sich Heicks aber natürlich über jede Menge Lob für die Kurzeit-Köstlichkeit, die es seit knapp zehn Jahren immer nur zu Nikolaus gibt. Doch am 5. und 6. Dezember findet dieser Leckerbissen vom Sonnenweg in Kleve-Kellen reißenden Absatz. „Einen Weckmann bekommt man überall, den Zwarten Piet nur bei uns“, erklärt Heicks die Exklusivität dieser Besonderheit aus frischem Hefeteig mit Schoko-Umhüllung.
Blick in Klever Backstube: Weckmann wandelt sich zum Zwarte Piet
Die NRZ durfte bei der Entstehung vom Zwarten Piet zusehen: Konditormeister Michael Nieten ist zugleich Schokoladen-Sommelier, also perfekt geeignet für die Herstellung des exklusiven Süßgebäcks. Schon vorbereitet für ein warmes Schokoladen-Bad liegt eine Mannschaft Weckmänner auf einem Backblech bereit. In wenigen Augenblicken, werden sie in sekundenschnell ihre „Hautfarbe“ verändern – von gelb-braun zu schwarz. Der 55-Jährige aus Kleve schaut, ob die belgische Couvertüre mit 60 Prozent Kakao auch auf die richtige Temperatur von 31 Grad erhitzt ist. Dann beginnt die „Wandlung“. Nieten legt zwei Weckmänner auf ein rollendes Gitter, die kurze Zeit später einen Schokoladen-Dusche abbekommen und etwa kurz danach auch schon auf einem Backpapier landen: Die Geburtsstunde vom Zwarten Piet!
Die Idee für Zwarte Piet hatte Bürokraft Beate Kepser
Andreas Wolsing ist Produktionsleiter in der Bäckerei und schon seit 40 Jahren im Betrieb. Der 57-jährige Emmericher hat nun ein weitere wichtige Aufgabe: Er klebt dem Schoko-Mann zwei Augen ins Gesicht, solange die Schokolade noch nicht ganz ausgehärtet ist. Nun muss sich der Zwarte Piet noch kurz ausruhen (auskühlen), dann ist er auch schon fertig. In Minutenschnelle ist aus einem Weckmann der Zwarte Piet geworden.
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Beate Kepser hatte übrigens die Idee, den klassischen Weckmann komplett mit Schokolade zu überziehen. „Aufgrund der Nähe zur Grenze kam dann der Gedanke – die Holländer feiern ja Nikolaus mehr als Weihnachten –, den Zwarten Piet einzuführen“, beschreibt Christian Heicks, wie man auf diese Idee kam.
Erfolgsmodell wegen Optik, Name und Geschmack
„Geschmacklich ist der Zwarte Piet natürlich auch ein Traum“, schwärmt Christian Heicks, und berichtet, dass jeder Schoko-Weckmann in diesem Jahr 2,90 Euro kostet. Die 70 Cent mehr als der normale Weckmann würden die Kunden aber gerne bezahlen, viele bedauern sogar, dass der Zwarte Piet nicht öfter als an diesen beiden Tagen angeboten wird. „Er soll eben ein Highlight bleiben“, begründet Heicks, der erfreut ergänzt: „Die Optik, der Name und natürlich der Geschmack haben Zwarte Piet zu einem echten Erfolgsmodell gemacht.“