Goch. Idee des Gocher Experiments, rücksichtsvolles Fahrradfahren in der Voßstraße zu erlauben, ist löblich. Aber so konnte der Versuch kaum gelingen.
Der Blick eines jungen Rennradfahrers mitten in der Gocher Fußgängerzone in die Augen des uniformierten Mitarbeiters des Kommunalen Ordnungsdienstes zeigt genau das Dilemma: Der rasante Radfahrer verstand offensichtlich überhaupt nicht, warum er von dem Ordnungshüter ausgebremst wurde. Andere wiederum geben sich vermutlich nur unwissend, dass sie lediglich in Schrittgeschwindigkeit durch die Fußgängerzone fahren dürfen. Beides kommt offensichtlich jeden Tag dutzendfach vor – nach weit über einem Jahr, seitdem dieser Verkehrsversuch nun bereits läuft!
Unwissenheit nach über einem Jahr ist erschreckend!
Die Idee, rücksichtsvolles Radfahren in der Voßstraße testweise zu erlauben, ist ja absolut löblich. Aber dann hätte die Umsetzung auch konsequent erfolgen müssen: Mit eindeutigen Hinweisen, dass hier nur 7 km/h erlaubt sind. Selbst der Begriff „Schrittgeschwindigkeit“ wird ja offenbar sehr unterschiedlich ausgelegt, wie ein Ortstermin überdeutlich zeigte. Dass auch heute (nach 14 Monaten Testphase!) immernoch auch nach Einschätzung des Kommunalen Ordnungsdienstes viele offenbar wirklich nicht wissen, wie schnell sie dort fahren dürfen, ist ein Indiz für mangelnde Information der Radfahrer.
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Noch ungünstiger ist jedoch, dass bei weiten Teilen der Gocher Bevölkerung kaum Angst vor Sanktionen bei Verstößen existiert. „Die vom Ordnungsdienst sagen Dir höchstens, dass das verboten ist. Also kannst Du ruhig da zügig durchfahren“ – so oder ähnlich argumentieren viele, die es einfach darauf anlegen und so eben rücksichtslos fahren und dabei andere gefährden.
Medienwirksame Kontrolle hätte wohl Wirkung gezeigt
Spätestens nach dem ersten Unfall mit Personenschaden, noch besser aber gleich zu Beginn des Verkehrsversuchs, hätte es eine medienwirksame Kontroll-Aktion geben sollen (ähnlich wie der NRW-weite Blitzer-Marathon). Dann wäre zwar der Aufschrei bei manchen erstmal groß gewesen, hätte aber sicher zu einer rücksichtsvolleren Fahrweise der Zweiradfahrer geführt. Und vor allem zu dem, was eigentlich getestet werden sollte: Nämlich einen vernünftigen Einsatz des Fahrrads als Transportmittel für Einkäufe in der Innenstadt, unter anderem aus Umweltschutzgründen.
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Um nicht missverstanden zu werden: Die weitaus größte Mehrheit der Fahrradfahrer ist rücksichtsvoll in der Fußgängerzone unterwegs. Doch die paar Schwarzen Schafe, denen es viel zu leicht gemacht wird trotz Verbot durch die Voßstraße zu rasen und kaum etwas befürchten zu müssen, bremsen die vernünftigen Radfahrer aus, wenn das Fahrradfahren nun wieder komplett verboten wird. Schade!