Kleve/Kamp-Lintfort. Orientierungswoche an der Hochschule Rhein-Waal: Erstsemester schildern ihre ganz persönliche Motivation, warum sie diese Hochschule ausgewählt haben.

Zum Abschluss der Orientierungswoche an der Hochschule Rhein-Waal treffen sich traditionell alle Erstsemester aus Kleve und Kamp-Lintfort auf dem Campus in Kleve, um gemeinsam den krönenden Abschluss der Woche zu feiern: den Homecoming Cup. Auf dem Programm stehen Kanufahren, Sprinten, Radfahren, Skaten und das Überwinden einer fast vier Meter hohen Kletterwand – all das soll den Teamgeist stärken.

Doch am Freitag, 27. September, bot sich auf dem sonst so lebendigen Platz am Kran ein ungewöhnlicher Anblick: gähnende Leere. Keine Spur von den erwarteten Studierenden. Ausgefallen? Ein paar Fragen und eine kurze Suche später, klärt sich das Rätsel. Statt auf dem Platz versammelte sich der gut gelaunte, bunte Haufen motivierter Erstsemester im Audimax. Der Grund? Das Wetter spielte nicht mit – stürmische Böen und Regen machten das Außengelände unsicher. „Das Problem ist, dass die Matten bei Regen rutschig werden und so das Verletzungsrisiko steigt“, erklärt Nele Decker, verantwortlich für das Welcome Center in Kleve und Kamp-Lintfort sowie für die Freshers Week. Kurzerhand wurde also entschieden, das Event nach drinnen zu verlegen.

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Beste Stimmung am Mikrofon

Gemeinsam mit Kollege Marco van Heys, zuständig für die Hochschulmusik, wurde eine Alternative gefunden – und die hörte man schon von draußen: Karaoke! Im Audimax stand eine riesige Leinwand, unten schmettern mutig zwei Studentinnen „Girls, Hit Your Hallelujah (Woo)“ aus „Uptown Funk“, in den Rängen wurde mitgesungen – beste Stimmung!

„Das ist ein Teil der Studierenden“, wie Nele Deckers erklärt. Insgesamt würden sich für dieses Semester voraussichtlich etwa 1100 Studierende einschreiben. Das Verhältnis zwischen national und international sei in etwa ausgeglichen.

Wie kommen die Studierenden an die Hochschule Rhein-Waal in Kleve und Kamp-Linfort?

Logan Rassmussen (30, Campus Kamp-Lintfort) zum Beispiel kommt „vom anderen Ende der Welt“, wie er selbst sagt. Aus Neuseeland. Sein Studienfach: der Master-Studiengang Usability Engineering. „Das ist ein ziemlich neuer Abschluss“, erzählt Logan. „Er wird in vielen verschiedenen Organisationen eingesetzt, typischerweise im Bereich Software-Design und -Entwicklung. Es geht darum, ein Produkt oder eine Dienstleistung benutzerfreundlicher zu machen.“

Warum Deutschland? Er habe nicht viel über seine Entscheidung nachgedacht, sondern sich einfach bei Universitäten beworben. „Ich habe mir auch Hochschulen zum Beispiel in Spanien oder den Niederlanden angeschaut, aber der Abschluss hier an der Hochschule Rhein-Waal ist wirklich gut.“ Ein weiterer Pluspunkt: Die Studiengebühren sind günstiger als bei den anderen Optionen. „Ich wohne in Duisburg-Marxloh. Im Vergleich zu Neuseeland oder auch Mexiko, wo ich eine Zeit lang gelebt habe, kann ich mir hier Miete und Essen leisten.“

Geldknappheit und andere Hürden

Aleksandra Stefanova ist 25 Jahre alt und studiert Arbeits- und Organisationspsychologie (Kamp-Lintfort). Ursprünglich wollte sie Medizin studieren, aber „ich habe im Krankenhaus eine Ausbildung zur Operationstechnischen Assistentin gemacht und zum Glück gemerkt, dass das nichts für mich ist – das ist kein gesunder Job“. Nach zwei Jahren des Suchens, Filterns, Persönlichkeitstests und Klickens durch „jede Uni in Deutschland bin ich schließlich hier gelandet. Ich wollte weg vom Gesundheitswesen, weg von der Klinik. Aber dieser Studiengang jetzt beschäftigt sich trotzdem damit.“ Mit einem Vater in Rhede und einem Freund in Duisburg war der Standort dann „einfach auch praktisch!“ Jetzt hofft Aleksandra, dass der Bafög-Antrag „endlich durch ist“, sie will auch nebenbei arbeiten. „Sonst wird es knapp!“

Orientierungswoche Hochschule Rhein-Waal
Venus Essien studiert International Relations – sie möchte später in die Entwicklungshilfe. © NRZ | Petra Zellhofer-Trausch

Neben Geldmangel gibt es für die Studierenden aber auch noch andere Hürden. So wie für Venus Essien (20). Sie studiert International Relations – und pendelt derzeit mit dem Zug von Mönchengladbach nach Kleve. „Hoffentlich nicht mehr so lange“, hofft Venus, denn die Verbindungen seien ein Riesenproblem. Sie sucht dringend ein WG-Zimmer oder eine bezahlbare Wohnung. „Im Moment kann ich nicht mehr tun als hoffen!“ Die Wartezeit für ein WG-Zimmer beträgt zwölf Monate. „Eine Freundin von mir hat sich letztes Jahr im Februar beworben. Sie hat immer noch nichts!“ Es gäbe aber viel Hilfe von der Uni.

„Ich möchte auf jeden Fall Kindern helfen, sie liegen mir am Herzen. Sie sind unsere Zukunft“

Latizia Tagay
studiert Kindheitspädagogik

Nach Abschluss des Studiums möchte Venus „am liebsten in der Entwicklungshilfe arbeiten.“ Ihre Eltern kommen aus Ghana. „Ich kenne also beide Hintergründe. Mich interessiert der politische Ansatz, von da gibt verschiedene Sprünge, die man machen kann.“

Orientierungswoche Hochschule Rhein-Waal
Latizia Tagay wohnt in Kleve und studiert Kinderpädagogik. © NRZ | Petra Zellhofer-Trausch

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Menschen aus anderen Städten und Ländern

Latizia Tagay (20) hat mehr Glück mit dem Wohnort: Sie wohnt noch bei ihren Eltern in Kleve und studiert an der Hochschule Rhein-Waal Kindheitspädagogik. „Ich möchte auf jeden Fall Kindern helfen, sie liegen mir am Herzen. Sie sind unsere Zukunft.“ Irgendwann möchte Latizia aber auch raus aus der Schwanenstadt. „Die ersten Jahre nach dem Studium kann ich mir noch in Kleve vorstellen, aber ich bin hier geboren, jetzt studiere ich hier – irgendwann wird es Zeit rauszukommen.“ In ihrer ersten Woche an der Rhein-Waal hat sie schon viele Menschen aus anderen Städten und Ländern kennengelernt.

Bei der Frage, wie man sich in den vielen Gebäuden auf dem Campus Kleve zurechtfindet, lacht sie: „Das muss ich noch herausfinden!“