Kleve. Overdie aus Kleve ist eines der wenigen Unternehmen in Europa, das aus Asche - nun ja - Geld machen kann. Sie expandieren in Kleve.
Das sind doch die schönsten Geschäftsideen: Richtig Geld verdienen mit dem, was andere wegwerfen. Emiel van Loon und Ton van Wiggen haben so ein Unternehmen und es läuft ganz prächtig. Der Recyclingbetrieb Overdie an der Briener Straße in Kleve gewinnt aus der Asche verbrannten Hausmülls wertvolle Metalle: Aluminium, Zink, Kupfer, Messing. Metalle, die wir alle tagtäglich in den Hausmüll werfen und die in Kleve mühsam zurückgewonnen werden. Aktuell erweitern sie ihren Betrieb um zusätzliche Produktionskapazitäten. Für van Loon und van Wiggen liegt das Geld buchstäblich im Müll.
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Ein Hidden Champion an der Briener Straße
Overdie ist eines der wenigen Unternehmen in Europa, das sich auf dem Markt der Metallgewinnung aus Hausabfällen spezialisiert hat. Auf dem Kontinent gibt es schätzungsweise nur 13 weitere Unternehmen, die das können, sagt Geschäftsführer Emiel van Loon. Der unscheinbare Betrieb mit den schweren Radladern und den staubigen Arbeitern ist ein echter Hidden Champion – ein Erfolgsunternehmen, mit dem man nicht rechnet.
Die aktuelle Betriebserweiterung ist noch nicht ganz abgeschlossen. In den vergangenen Monaten wurden entlang der Briener Straße zwei große Hallen errichtet, in denen die Metalle aus der Asche gewonnen und getrennt werden. Mit Hilfe von unterschiedlichen Verfahren – etwa mit einer Schwimm-Sink-Anlage oder mit Hilfe von Magneten – werden die unterschiedlichen Metalle anhand ihres spezifischen Gewichts getrennt. So lässt sich etwa Aluminium von Kupfer trennen oder Zink von Messing. Noch in diesem Jahr wird Overdie eine weitere Innovation anschaffen: Spezielle Röntgenmaschinen sollen die Fraktionen noch genauer trennen, um noch reinere Rohstoffe zu erhalten.
Was alles so im Müll liegt
Overdie in Kleve
Das Unternehmen Overdie gibt es seit fünf Jahren in Kleve. Die GmbH wurde bewusst in Deutschland gegründet, weil 90 Prozent der Asche aus deutschen Verbrennungsanlagen stammt. Da die Gesetzgebung in den europäischen Ländern in Sachen Müllrecycling immer noch unterschiedlich und an viele Auflagen gebunden ist, möchte man Grenzübertritte beim Mülltransport vermeiden.
Das niederländische Unternehmen Overdie gibt es bereits seit 106 Jahren und darf sich auch als „koninklijk“ betiteln. Das ist eine besondere Auszeichnung für gute Qualität. Man sei damit quasi ein „Hofleverancier“, so van Wiggen.
Von außen betrachtet sieht das Betriebsgelände aus wie einer riesiger Schuttplatz. Nicht unbedingt das, was man sich gerne in der Nachbarschaft wünscht, aber Overdie setzt alles daran, die Produktionsabläufe so sauber wie möglich zu halten. Wer einen Blick auf die Schutthaufen wirft, der erkennt erstaunlicherweise viele Steine (im Hausmüll!), aber auch Essbesteck, Türscharniere, Stahlkappen von Schuhen, Tuben, Metallverschlüsse von Impfdosen und vieles mehr. Das Aluminum versteckt sich in zusammengeschmolzenen Stückchen. Denn der Hausmüll wird bei 900 bis 1000 Grad verbrannt, Aluminium schmilzt dann in sich zusammen.
Overdie ist ein Paradebeispiel für die Kreislaufwirtschaft: Jährlich werden in Kleve 30.000 Tonnen Asche aus Müllverbrennungsanlagen verarbeitet. Daraus werden 20.000 Tonnen an Metallen gewonnen und 10.000 Tonnen Restabfälle (meist Steine oder Betonreste) gehen zurück in die Baustoffindustrie: „Hier wird alles verwertet“, sagt Emiel van Loon. Die Asche wird nach Herkunft der Verbrennungsanlage getrennt. So lasse sich auch schön erkennen, wie unterschiedlich der Hausmüll etwa in München oder Dresden ist, sagt van Loon. In München werden hochwertigere Gegenstände weggeworfen als in Dresden. Unsere Abfälle verraten viel über uns.
Gefragte Rohstoffe
Die in Kleve gewonnen Rohstoffe sind gefragt. Das Aluminium etwa wird für die Motorenproduktion von großen deutschen Autoherstellern wie BMW oder Mercedes benötigt. Das Granulat, welches am Ende gewonnen wurde, könne man in zwei Wochen verbaut in einem Motorblock von BMW finden, sagt van Loon. In speziellen Schmelzwerken werden die Rohstoffe dann aufgearbeitet. „Wenn wir Materialien ankaufen, dann haben wir sie auch schon verkauft“, sagt der Geschäftsführer.
Bei Overdie in Kleve arbeiten jetzt 22 Mitarbeiter, mit der Installation der Röntgenmaschinen sollen vier weitere Arbeitsplätze entstehen. Ziel sei es, so Betriebsleiter Ton van Wiggen, die gewonnenen Metalle so sortenrein wie möglich zu gewinnen, damit man seinen Kunden eine passgenaue Qualität anbieten könne. Das Arbeiten mit Röntgenmaschinen sei eine echte Innovation. Lediglich drei Unternehmen könnten dies anbieten – weltweit.
Seit fünf Jahren in Kleve
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Das Unternehmen Overdie gibt es seit fünf Jahren in Kleve. Die GmbH wurde bewusst in Deutschland gegründet, weil 90 Prozent der Asche aus deutschen Müllverbrennungsanlagen stammt. Da die Gesetzgebung in den europäischen Ländern in Sachen Müllrecycling immer noch unterschiedlich und an viele Auflagen gebunden ist, möchte man Grenzübertritte beim Mülltransport vermeiden.
Das niederländische Unternehmen Overdie gibt es bereits seit 106 Jahren und darf sich auch „koninklijk“ nennen. Das ist eine besondere Auszeichnung für gute Qualität. Man sei damit quasi ein „Hofleverancier“, so van Wiggen.