Kalkar. 60 Jahre städtisches Gymnasium in Kalkar war der Jubiläums-Schule am Bollwerk ein großes Fest wert, bei dem es einige Überraschungen gab.

561 Schülerinnen und Schüler, 53 Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern und einige geladene Gäste feierten gemeinsam ein rauschendes Schulfest am Bollwerk in Kalkar: 60 Jahre gibt es in Kalkar bereits ein städtisches Gymnasium, das war dem Jan-Joest-Gymnasium (JJG) einen großen Festakt samt Feier in der gesamten Schule wert.

Eine Zeitreise durch die sechs Jahrzehnte der Schulgeschichte lieferte nicht nur das schwungvolle Musik-Medley des Jubiläums-Projektchores mit Hits aus jedem Jahrzehnt seit der Gründung der Schule im Jahr 1964. Natürlich ging auch Schulleiterin Susanne Janßen auf die Geschichte des Gymnasiums ein und kam direkt mit der ersten überraschenden Erkenntnis um die Ecke: „60 Jahre ist schon ein ganz schön lange Zeit. Tatsächlich aber geht unsere Tradition schon viel viel weiter zurück, weil ein Ur-Ur-Ahn des Gymnasiums bereits ab 1434 als mittelalterliche Lateinschule existierte.“

2008 wurde das Gymnasium nach dem Kalkarer Maler Jan Joest benannt

Ab September 1945 habe es in Kalkar eine „höhere Knabenschule“ beziehungsweise „Rektoratsschule“ gegeben, ehe es 1964 zur Grundsteinlegung für zunächst ein Pro-Gymnasium und später dann das Voll-Gymnasium kam. 1973 gab es das erste Abitur an der Schule, die im Jahr 2008 in Jan-Joest-Gymnasium umbenannt wurde.

In allen möglichen Sprachen begrüßten die Schüler die Gäste des Festaktes.
In allen möglichen Sprachen begrüßten die Schüler die Gäste des Festaktes. © NRZ | Johannes Kruck

Mit Blick auf den Namenspatron der Schule frage sich heute manch einer erstaunt: „Wer ist das denn?“ Janßen klärte auf: „Jan Joest war einer der bedeutendsten Maler des niederrheinisch-niederländischen Raums, der 1450 tatsächlich in Kalkar geboren wurde.“ Bekannt sei er vor allem durch seine religiösen Gemälde geworden. „Sein größtes Werk befindet sich bis heute auf dem Hochaltar der Kirche St. Nicolai in Kalkar“, so die Schulleiterin.

Was kaum einer wusste und erst eine Projektgruppe des Jan-Joest-Gymnasiums wieder ans Licht brachte: „Jan Joest zierte bereits das Siegel der höheren Knabenschule von 1945 – er ist damit also ganz eng mit uns und der Schulgeschichte der Stadt Kalkar verbunden“, so Susanne Janßen weiter.

„Hier ist vor 60 Jahren nicht nur der Grundstein für eine Schule gelegt worden, sondern der Grundstein für ganz viele Lebenswege.“

Barbara Mühlenhoff 
Schulpflegschaftsvorsitzende

Barbara Mühlenhoff blickte als Vorsitzende der Schulpflegschaft zurück, aber auch voraus: Sie kam mit einer großen silbernen Zeitkapsel auf die Bühne. „Vor 60 Jahren bei der Grundsteinlegung stand mein Großvater als Schulpflegschaftsvorsitzender hier. Damals wurde eine Zeitkapsel in den Bau versenkt, heute stellen wir eine neue Zeitkapsel auf, die wir mit aktuellem Geschehen, mit Interessantem aus den vergangenen Jahren füllen“, erläuterte Mühlenhoff.

Eine Zeitkapsel erinnert 2034 wieder an das heutige Jubiläum

Die Kapsel mit unter anderem einer Abizeitung 2024, einem aktuellen JJG-T-Shirt sowie einem USB-Stick mit Bildern aus dem heutigen Schulleben werde dann verschlossen in einer Vitrine des Gymnasiums aufgestellt und erst in zehn Jahren – zum 70-jährigen Bestehen der Schule – wieder geöffnet. Aus Sicht der Eltern fügte Mühlenhoff hinzu: „Hier ist vor 60 Jahren nicht nur der Grundstein für eine Schule gelegt worden, sondern der Grundstein für ganz viele Lebenswege.“

Kalkars Bürgermeisterin Dr. Britta Schulz gratulierte ebenfalls zum Jubiläum: „Diese Schule hat sich toll entwickelt und einen riesig guten Ruf erworben!“ Vor rund 30 Jahren habe es in Kalkar auch Bestrebungen gegeben, dort eine Gesamtschule einzurichten. „Gottseidank ist es nicht gelungen und man ist beim dreigliedrigen System geblieben. Das war damals ein Wagnis, aber am Ende des Tages hat es sich gelohnt.“ Es werde wohl niemand bestreiten, dass ein Gymnasium tatsächlich „das Synonym für qualitativ hochwertige Ausbildung“ sei, so Schulz. „Wir in Kalkar haben auf dieses Pferd gesetzt und dieses Pferd lebt und rennt und das ist toll.“

Die besondere Beziehung der Bürgermeisterin zu dem Gymnasium

Schulz hat eine ganz besondere Beziehung zum Kalkarer Gymnasium, das sie in allen Funktionen (außer als Schülerin) erlebt hat: Ihre vier Kinder waren hier Schüler, sie war mehrere Jahre Schulpflegschaftsvorsitzende, einige Jahre Lehrkraft und mittlerweile als Bürgermeisterin Vertreterin des Schulträgers.

„Wir haben hier eine moderne Schule geschaffen, auf die wir heute stolz sein können: Aber der entscheidende Punkt sind nicht die Gebäude, sondern entscheidend ist die Arbeit, die hier geleistet wird – das macht den Erfolg dieser Schule aus“, gratulierte Britta Schulz.

Der Projektchor zum Schul-Jubilläum brachte ein Musik-Medley aus den sechs Jahrzehnten seit Gründung des Gymnasiums auf die Bühne.
Der Projektchor zum Schul-Jubilläum brachte ein Musik-Medley aus den sechs Jahrzehnten seit Gründung des Gymnasiums auf die Bühne. © NRZ | Johannes Kruck

Nach schwungvollen musikalischen Beiträgen der Schulband richteten die Schulsprecher Max Hoolmans und Christian Pau noch einige Grußworte an die Festgäste. Und dann durfte herzhaft gelacht werden, denn die Sketche der Schüler aus dem Schulalltag von früher und heute amüsierten das Publikum köstlich.

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Den Abschluss der offiziellen Feierstunde bildete die Darbietung des stimmgewaltigen Chors der fünften Jahrgangsstufe. Anschließend lief das große Schulfest im und vor dem Jan-Joest-Gymnasium noch einige Stunden weiter. Ein wahrlich krönender Abschluss des Schuljahres 2023/24 für die größte Schule der Nicolaistadt zu ihrem 60. Geburtstag.