Kreis Kleve. Sozialberater Herbert Looschelders aus Kleve sieht im sozialen Wohnungsbau immer noch keine Verbesserungen. Die Energiepreise werden zum Problem.
Am schlimmsten sei die Situation zurzeit in Goch: „Ich versuche bereits seit zehn Monaten eine geeignete Wohnung für drei Klienten zu finden. Bislang ohne Erfolg“, sagt Sozialberater Herbert Looschelders aus Kleve. Auch wenn es auf dem Markt offiziell freien Wohnraum geben mag, für seine Klientel bleiben die Türen verschlossen: „Nicht jeder möchte Mieter mit Problemen haben“, sagt Looschelders.
Mehr Sozialwohnungen müssen angeboten werden
Der Sozialberater setzt sich bereits seit vielen Jahren für die Belange von Sozialhilfeempfängern und Langzeitarbeitslosen ein und er hat genau im Blick, wie die Politik die Wohnkrise bewältigen möchte. Allein mit zusätzlichen Neubauwohnungen sei es nicht getan, sagt er. Vielmehr müsse man auch darüber nachdenken, wie man die Bestandswohnungen auch für Menschen mit einem kleinen Portemonnaie vermietet bekommt: „Da müssen mehr Anreize geschaffen werden“.
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Seit dem 1. Januar 2022 hat der Kreis Kleve die Mietrichtwerte angepasst und in den meisten Fällen gibt es auch eine Steigerung bei der Grundmiete und den Nebenkosten. Looschelders beobachtet die Situation genau. Für die Stadt Kleve wundert er sich allerdings, dass hier die Grundmieten für Ein- und Zwei-Personenhaushalte nicht erhöht worden sind: „Das kann eigentlich nicht sein. Das passt auf jeden Fall nicht mit dem allgemeinen Mietspiegel überein“, sagt er. Für den Einpersonenhaushalt ist die Grundmiete bei 350 Euro geblieben und für den Zweipersonenhaushalt bei 420 Euro.
In Goch sei das Konzept nicht stimmig
Nicht stimmig sei das Konzept auch für die Stadt Goch, die mit Uedem und Kalkar in eine Gruppe zusammengefasst worden ist. „Nur sind in Goch die Mieten viel höher als in Kalkar oder Uedem. Diese drei Kommunen in eine Vergleichsgruppe zusammenzufassen ist ungeeignet“, meint Looschelders. Ähnlich seien die Unterschiede für die Gruppe Kleve, Bedburg-Hau und Kranenburg. Hier würden die kleineren Kommunen allerdings von den höheren Mietrichtwerten in Kleve profitieren. In Goch wird die Bruttowarmmiete für einen Einpersonenhaushalt mit 490 Euro angesetzt, in Kleve mit 520 Euro.
Generell sei kritisch anzumerken, dass natürlich auch die Vermieter die Tabellen des Kreises Kleve kennen: „Man kann feststellen, dass die meisten Mieter das Maximum herausholen wollen. Dabei stellt sich schon die Frage, ob die Wohnung diesen Preis überhaupt wert ist. „Insgesamt ist das nicht so ein toller Mechanismus“, sagt Looschelders.
Energiepreise sind ein enormes Problem
Eine Lösung für die vielschichtigen Probleme im unteren Wohnpreissegment sind nicht einfach. Der Wohnbedarf sei in den vergangenen Jahren immer mehr gestiegen, auch weil der Wohnraum immer ungleicher verteilt werde. Da gebe es Einzelpersonen, die in einer 120 Quadratmeter Wohnung leben und Familien, die mit 80 Quadratmeter auskommen müssen.
Für die ärmeren Gesellschaftsschichten sind die aktuellen Energiepreiserhöhungen ein echtes Problem. Mit der nächsten Jahresabrechnung komme der Hammer, ist sich der Klever Sozialberater sicher. Die Erstattung den für die Heiz- und Nebenkosten würden immer auf Grundlage der vergangenen zwei Jahre berechnet. „Aber die spiegeln natürlich nicht die deutlichen Steigerungen fürs Heizen und für Strom in diesem Jahr wider“, so Looschelders. Der Regelsatz für Hartz IV wurde um drei Euro von 446 auf 449 Euro erhöht. „Wir haben in diesem Jahr eine krasses Missverhältnis: Es gab nur eine geringe Erhöhung des Regelsatzes, aber eine deutliche Steigerung der Lebenshaltungskosten“. Selbst die Jobcenter hätten festgestellt, dass der Regelsatz so nicht mehr stimmig ist.
Viele Beratungsgespräche konnten nicht stattfinden
Die Corona-Pandemie habe dazu beitragen, dass die Sozialberatung zum Teil nicht angeboten werden konnte. Die digitalen Varianten konnten nicht alle Menschen in Anspruch nehmen, da sie zum Teil keinen Internetzugang haben: Looschelders habe für seine Kunden vermehrt Digitalisierungsaufgaben wahrnehmen müssen: Dokumente einscannen, E-Mails mit den Ämtern austauschen, digital Termine vereinbaren: „Da sind wirklich einige ins Schwitzen gekommen“, berichtet er.
Er beobachtet, dass auch die Solo-Selbstständigen nicht ihre rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft haben. Er erinnert sich an eine Schneiderin aus Kalkar, die ihre Corona-Förderung zurückzahlen sollte und in finanzielle Probleme kam. Einen Antrag auf Hartz-IV habe sich aber nicht gestellt , so Looschelders. „Dabei wurden sie Selbstbehalt-Grenzen deutlich angehoben, auf bis zu 60.000 Euro. Das wissen viele gar nicht.“ Hartz-IV sei immer noch mit einem Makel versehen. „Mal schauen ob das künftige Bürgergeld diese Situation ändern wird.“