Kreis Kleve. Paula Backhaus tritt für die Grünen im Südkreis an und möchte vor allem eine „grüne Wirtschaftspolitik“ voranbringen – mit Spaß an der Sache.

Ein Ziel hat Paula Backhaus in diesem Landtagswahlkampf bereits erreicht: Die Kandidatin von Bündnis 90/Die Grünen mischt das Rennen im Südkreis Kleve kräftig auf – mit selbstbewussten Ansagen, inhaltlichen Diskussionen und einer großen Präsenz, nicht zuletzt in den Sozialen Medien. Die 40-Jährige bespielt alle Kanäle und hat sich für den Wahlkampf sogar einen TikTok-Account zugelegt. „Damit erreicht man auch eine Klientel, die eine Landtagswahl vielleicht sonst gar nicht auf dem Schirm hat“, sagt Backhaus. „Ich versuche, Politik unterhaltsam herüberzubringen.“

Sie wolle selbst Spaß am Wahlkampf haben, ohne dass die Ernsthaftigkeit auf der Strecke bleibe, sagt die Uedemerin. „Unterhaltsam und anspruchsvoll müssen sich ja nicht widersprechen.“ Bei selbst organisierten Veranstaltungen geht Backhaus inhaltlich in die Tiefe und kann dabei regelmäßig auf prominente Unterstützung bauen: Gemeinsam mit Mona Neubaur, der Spitzenkandidatin der NRW-Grünen, diskutierte sie zuletzt mit Experten über erneuerbare Energien, und bereits im Februar folgte der bekannte Fernsehjournalist Franz Alt ihrer Einladung und sprach online über die Bekämpfung der Klimakrise.

„Grüne Wirtschaftspolitik“ als Kernthema

Paula Backhaus im Steckbrief.
Paula Backhaus im Steckbrief. © funkegrafik nrw | Pascal Behning

Eines der Kernthemen von Paula Backhaus ist eine „grüne Wirtschaftspolitik“. Die Gesellschaft stehe vor einer großen ökologischen und ökonomischen Transformation. „Wir sehen jetzt, in welchen Schlamassel uns die Abhängigkeit von Gas und Öl aus Diktaturen gebracht hat. Wir müssen uns jetzt schnell umstellen auf erneuerbare Energien – das ist ein Riesenakt. Aber wir können das schaffen.“

Bei allen schwierigen Herausforderungen betont die 3. stellvertretende Landrätin vor allem die Chancen für den Kreis Kleve: „Wir können hier die neuen Ölscheichs werden. Gerade die ländlichen Kreise mit so viel Fläche werden in Zukunft Deutschland hauptsächlich mit grünem Strom und Wasserstoff versorgen.“ Ihre Partei sieht Backhaus dabei in einer Führungsrolle: „Dafür möchte ich die Skepsis zwischen der Wirtschaft, auch unter den Bauern, und den Grünen auflösen.“

Weiterbildung für Handwerker

Paula Backhaus tritt als Mitglied der neuen landesweiten Arbeitsgemeinschaft „HandwerksGrün“ für eine Verbesserung der Ausbildungsbedingungen für Handwerker ein und setzt zudem auf die Umschulung von „40-, 50-Jährigen, die Kfz-Mechatroniker sind. Sie haben das Know-how und brauchen nur eine geringe Weiterbildung, um in der Elektromobilität zu arbeiten“. Die Grüne-Südkreis-Kandidatin plädiert für ein landesweites Förderprogramm für gezielte Bildung und Weiterbildung, das Betroffene und Experten zusammenbringt. Wichtig ist ihr beim Aufbau der neuen Wirtschaft in Zeiten des Klimawandels, „dass das Arbeitsrecht sozial bleibt“.

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Das Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien soll nach Paula Backhaus’ Wunsch durch eine Vereinfachung der Genehmigungsverfahren erhöht werden. „Wir brauchen Solaranlagen auch auf Freiflächen und müssen uns bei der Windkraft genau anschauen, ob es sich um Wald oder Forst handelt.“ Klimaschutz und Naturschutz dürfe man nicht gegeneinander stellen, betont die Uedemerin.

Förderung der Elektromobilität

Ein besonderes Augenmerk legt Backhaus seit einigen Jahren auf die Förderung der Elektromobilität. Unter anderem organisierte sie im vergangenen Jahr den 1. Alternativen Autogipfel mit, lädt zu Talkrunden zu diesem Thema ein und engagiert sich für eine gute Ladeinfrastruktur. Selbst nutzt sie allerdings häufig den ÖPNV – und kennt daher dessen Schwächen in ländlichen Regionen wie dem Kreis Kleve. Die Situation verbessern soll ein ganzheitliches Mobilitätskonzept, das E-Carsharing, ÖPNV und Fahrräder an verschiedenen Punkten zusammenführt. „Das ist auch bei uns im Kreis Kleve gut umsetzbar“, meint das Mitglied des Kreistags und des Uedemer Gemeinderats.

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Als Computer-Animateurin, die kreativ mit 3D-Software umgeht, ist Paula Backhaus mit den Möglichkeiten der Digitalisierung vertraut. Sie sagt: „Die Digitalisierung soll uns dabei helfen, roboterhafte Jobs tatsächlich durch Roboter zu ersetzen. Aber dort, wo wir uns echte Gesprächspartner wünschen, zum Beispiel bei der Kundenbetreuung, sollen wieder mehr Menschen arbeiten.“

Die gebürtige Münsteranerin nimmt die Mühen des Wahlkampfs als Mutter von zwei Söhnen im Alter von zweieinhalb Jahren und vier Monaten auf sich. „Ich möchte beweisen, dass dies möglich ist, brauche aber auch Mithilfe von unseren grünen Mitgliedern. Sie mussten sich schon so manche Videokonferenz mit Babygeschrei im Hintergrund anhören. Ich erlebe sehr, sehr viel Toleranz, halte es aber auch für wichtig, dass Kinder dabei sind, wenn wir die Welt bewegen. Für sie tun wir schließlich all das.“

Der Sieg ist Backhaus’ Ziel

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Bei einem möglichen Einzug in den Landtag würde ihr Mann große Teile der Kinderbetreuung übernehmen. Und dieses Szenario hat Paula Backhaus auch ohne einen vorderen Listenplatz fest im Blick. Ihren ausschließlich männlichen Mitbewerbern im Wahlkreis Kleve I attestiert sie eine „gewisse Farb- und Positionslosigkeit“ und macht klar: „Die Zeiten des Wegduckens und Durchlavierens sind vorbei. Heute brauchen wir Politikerinnen und Politikern mit Haltung, die klar sagen, wofür sie stehen und was sie erreichen wollen. Ich stehe genau dafür: Klarheit und Konsequenz. Und deshalb sage ich auch klar: Ich will den Wahlkreis gewinnen.“

Paula Backhaus tritt im Wahlkreis 54 Kleve I an, zu dem folgende Kommunen gehören: Geldern, Issum, Kalkar, Kerken, Rheurdt, Straelen, Uedem, Wachtendonk, Kevelaer und Weeze.