Kreis Kleve. Das Klima schützen und lebenslang lernen: Volkhard Wille und Paula Backhaus kandidieren für die Kreis Klever Grünen bei der NRW-Landtagswahl.
Einiges spricht dafür, dass die Grünen im Kreis Kleve bei der NRW-Landtagswahl am 15. Mai Historisches erleben dürfen. Volkhard Wille, der im Nordkreis kandidiert, steht auf dem sehr aussichtsreichen 18. Platz der Landesliste. „Ich bin zuversichtlich, dass ich der erste grüne Abgeordnete aus dem Kreis Kleve im Landtag sein werde“, sagt der 54-Jährige, der trotz der Absicherung über die Liste in den nächsten Monaten bis zur Wahl für ein starkes Direktergebnis kämpfen möchte. Ein starkes Ergebnis wird Paula Backhaus, die Kandidatin im Südkreis, angesichts ihres 67. Platzes auf der Landesliste definitiv brauchen, um nach Düsseldorf gehen zu können. „Ich habe vor, den Wahlkreis direkt zu gewinnen“, sagt die 40-Jährige selbstbewusst.
Will steht auf Listenplatz 18
„Wir haben zwei kompetente und engagierte Kandidaten aufgestellt, die den Kreis Kleve in Düsseldorf gut vertreten werden“, meinen die Grünen-Kreisvorsitzenden Jessica Kruchem und Bruno Jöbkes. Sie seien thematisch breit aufgestellt und nah bei den Menschen. Knapp vier Monate vor der Landtagswahl stellten die beiden Kandidierenden nun sich und ihre politischen Positionen vor.
Nordkreis-Kandidat Volkhard Wille war mehr als 25 Jahre Vorsitzender der Nabu-Naturschutzstation Niederrhein und 16 Jahre lang Vorstand der Tropenwaldstiftung „OroVerde“ in Bonn. Er stellt den „Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen an allererste Stelle. Es geht ums Ganze“. Die schwarz-gelbe Landesregierung kritisiert er für das Festhalten an der Kohle bis 2038 und den Fokus auf den Straßenbau.
Auskiesungspolitik in der Kritik
„Im Kreis Kleve leiden wir unter dieser Entfesselungspolitik zum Beispiel beim Thema Kies“, so Wille. „Da bedarf es dringend einer Ausrichtung am regionalen Bedarf. Wir sagen nicht, dass es überhaupt keine Kiesabgrabungen mehr geben darf, aber im Moment sehen wir, dass der Kreis Kleve zur Kiesgrube von halb Europa wird. Es nimmt ein Ausmaß an, dass Natur und Heimat zerstört werden.“
Volkhard Wille, der in Emmerich geboren und in Kranenburg und Kleve aufgewachsen ist, kritisiert auch den aus seiner Sicht nur schleppenden Fortschritt beim Klimaschutz im Kreis Kleve. Er habe bisher nicht vernommen, dass Personal für die vor einem Jahr beschlossene Einrichtung der Stabstelle Klimaschutz eingestellt worden wäre. „Es kann nicht sein, dass dies im Schlafwagentempo weiter betrieben wird. Wir erwarten von der Landrätin, dass ein paar Gänge hochgeschaltet wird. Ich trete auch bei der Landtagswahl an, um diesen Druck zu erhöhen“, sagt der promovierte Biologe, der für Bündnis 90/Die Grünen als sachkundiger Bürger im Ausschuss für Klima, Landwirtschaft, Umwelt und Naturschutz im Kreis Kleve sitzt und Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Ökologie ist.
Solarenergie mit „riesigem Potenzial“
„Der Ausbau der Windenergie im Kreis Kleve scheitert im Moment nicht an der Flächenverfügbarkeit“, stellt Wille fest und erteilt etwaigen Plänen von Windkraft im Reichswald eine Absage. In der Umweltverträglichkeitsstudie sei die Genehmigungsbehörde zum Ergebnis gekommen, dass Windkraft dort nicht machbar sei. Das Hauptnadelöhr beim zu langsamen Ausbau der Windenergie sieht der Grünen-Kandidat ohnehin eher in der personellen Unterbesetzung der Genehmigungsbehörden und Verwaltungsgerichte. Volkard Wille fordert zudem, das „riesige Potenzial“ der Solarenergie, besonders in den Städten zu nutzen.
Paula Backhaus, die als Kreistagsmitglied auch 3. stellvertretende Landrätin ist und im Uedemer Gemeinderat sitzt, tritt für eine grüne Sozial- und Wirtschaftspolitik ein. „Wir benötigen bessere Angebote für Umschulungen und das lebenslange Lernen“, sagt die Computer-Animateurin und studierte Spezialistin für audiovisuelle Medien.
Sie habe in der „riesigen Transformation“ mit der Energie- und Verkehrswende eine positive Botschaft: „Ich glaube an ein neues Wirtschaftswunder. Gerade der Kreis Kleve ist mit seinen Flächen für die Photovoltaik und die Windkraft prädestiniert.“ Backhaus plädiert für die Gründung von Genossenschaften, um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen. Und auch in der im Kreis Kleve wichtigen Landwirtschaft möchte sie Brücken schlagen: „Es muss nicht alles bio und öko sein. Solange es Familienbetriebe sind, lässt sich auch mit konventionell arbeitenden Landwirten ein guter Konsens finden.“
Engagement für Elektromobilität
Die Südkreis-Kandidatin, die gerade zum zweiten Mal Mutter eines Sohnes geworden ist, engagiert sich stark für die Elektromobilität und möchte sich für eine bessere Vernetzung und Einheitlichkeit bei der Ladeinfrastruktur einsetzen. Im Kreis Kleve funktioniere dabei die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen noch nicht gut. Den ÖPNV der nahen Zukunft sieht Paula Backhaus in einer Kombination aus Bahnen und Bussen, Carsharing und E-Bikes, die in Knotenpunkten zusammenkommen.