Essen-Holsterhausen. Jan Veldman ist neuer Pfarrer der Ev. Erlöserkirchengemeinde in Essen-Holsterhausen. Der 33-Jährige erzählt, warum er seine Berufswahl nie bereut hat.

In Holsterhausen leuchten längst die Straßenlaternen und der Stadtteil kommt zur Ruhe. In der Melanchthonkirche am Holsterhauser Platz geht das Licht aus. Pfarrer Jan Veldman kommt gerade aus dem Konfirmandenunterricht. „Es ist bemerkenswert, wie bewusst den Jugendlichen aktuelle Themen und Entwicklungen sind. Krieg und Frieden – das beschäftigt sie. Viele sind unsicher und sorgen sich um die Zukunft.“

Für Jan Veldman ist genau das der Motor für seine Arbeit. „Die Kirche soll ein Ort sein, der Mut macht“, sagt er. Seit Anfang des Jahres ist der 33-jährige Pfarrer der Evangelischen Erlöserkirchengemeinde Holsterhausen. Am Sonntag, 2. Februar, findet sein Einführungsgottesdienst statt.

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Eine Predigt über Mose und den brennenden Dornbusch

Auf seine Predigt bereitet Jan Veldman sich intensiv vor. Am Sonntag wird er über Mose und den brennenden Dornbusch sprechen. Darin geht es um Berufung – was Veldman durchaus auch als Mahnung sieht: „Nicht jeder, der sich für berufen hält, ist auch von Gott berufen. Berufung hat etwas mit Verantwortung und dem echten Dienst am Nächsten zu tun.“

Die Rolle der Kirche in schwierigen Zeiten beschäftigt den jungen Pfarrer. Seine Berufswahl kann heutzutage sicher als ungewöhnlich gelten. „Ich habe es keinen Tag bereut“, sagt er.

Ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvierte er in Kettwig

Am 2. Februar wird Jan Veldman offiziell in sein Amt als neuer Pfarrer in Essen-Holsterhausen eingeführt.
Am 2. Februar wird Jan Veldman offiziell in sein Amt als neuer Pfarrer in Essen-Holsterhausen eingeführt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Jan Veldman wurde in Mülheim an der Ruhr geboren und ist dort aufgewachsen; über den Kindergottesdienst fand er zur Evangelischen Jugend. Nach dem Abitur 2011 leistete er ein Freiwilliges Soziales Jahr im Evangelischen Jugendzentrum Auf der Höhe in Kettwig. Von 2013 bis 2019 studierte er Theologie in Wuppertal, Bonn und Göttingen.

Parallel zu Schule und Studium engagierte sich Jan Veldman in der Evangelischen Jugend seiner Heimatstadt; er war Mitglied im Jugendausschuss und im Presbyterium der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde in Mülheim, gehörte der Kreissynode des Kirchenkreises An der Ruhr an und wurde als Delegierter in die Landesjugendkonferenz der Evangelischen Jugend im Rheinland entsandt.

Jan Veldman sammelte Erfahrungen in mehreren Kirchengemeinden

Sein Vikariat leistete Jan Veldman in der Evangelischen Kirchengemeinde Langenberg im Kirchenkreis Niederberg, wo er im August 2022 zum Pfarrer ordiniert wurde. Nach dem Probedienst in den Gemeinden Langenberg, Gruiten-Schöller und schließlich Lüttringhausen im Kirchenkreis Lennep übernahm Veldman dort von April bis Dezember 2024 einen nicht-stellengebundenen Auftrag als Pfarrer, bevor er nun zum 1. Januar seinen Dienst in Holsterhausen angetreten hat.

Im Essen fühlt er sich jetzt angekommen: „Ich bin hier richtig“, sagt der junge Pfarrer. „Ich wollte gern ins Ruhrgebiet zurück – dorthin, wo ich die Menschen als besonders herzlich und direkt kenne.“

In Holsterhausen hat er genau das angetroffen: „Das Gemeindezentrum brummt regelrecht“, sagt Jan Veldman. „Es gibt klassische Gemeindearbeit, genauso wie Jugend- und Stadtteilarbeit, Musik, Literatur und Seniorenangebote.“

Der Pfarrer möchte verlorenes Vertrauen zur Kirche zurückgewinnen

Besonders am Herzen liegt ihm das Wichernhaus an der Planckstraße, einem Treffpunkt für Kinder und Jugendliche. „Ich habe viel Jugendarbeit gemacht und weiß, wie wichtig das für die Zukunft der Kirche ist. Und umgekehrt: Die Kirche kann jungen Menschen helfen, Mut und Orientierung zu finden und Vertrauen zu fassen, gerade in einer unsicheren Welt.“

„Ich habe viel Jugendarbeit gemacht und weiß, wie wichtig das für die Zukunft der Kirche ist. Und umgekehrt: Die Kirche kann jungen Menschen helfen, Orientierung zu finden.“

Jan Veldman,
Pfarrer

Eines seiner Ziele ist es, verlorenes Vertrauen in die Kirche zurückzugewinnen und für die Menschen da zu sein. Dass ein Pfarrer sechs Tage frei habe und nur am siebten Tag auf die Kanzel steigt, sei selbstverständlich ein weit hergeholtes Vorurteil.

Einführung ins Amt

In einem Gottesdienst am Sonntag, 2. Februar, um 15 Uhr in der Erlöserkirche, Friedrichstraße 17/Ecke Bismarckstraße, wird Jan Veldman durch die zweite stellv. Superintendentin des Kirchenkreises Essen, Skriba Silke Althaus, in sein neues Amt als Pfarrer der Evangelischen Erlöserkirchengemeinde Holsterhausen eingeführt. Hier bildet er seit Anfang des Jahres gemeinsam mit Pfarrer Klaus Künhaupt das Pfarrteam der Gemeinde.

Im Anschluss an den Einführungsgottesdienst lädt das Presbyterium zu persönlichen Gesprächen und Begegnungen in das benachbarte Gemeindezentrum ein; ein Imbiss und Getränke stehen bereit.

Sein Arbeitsalltag ist „wie eine Wundertüte“

„Mein Arbeitsalltag ist eine Wundertüte“, sagt er. „Kein Tag ist wie der andere. Der Dienst besteht eben nicht nur aus Gottesdiensten. Es gibt neben Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen auch Sitzungen und Gemeindekreise. Aber vor allem seelsorgerische Gespräche – manchmal klingelt es einfach an der Tür, weil jemand dringend reden muss.“

Zum Pfarrbezirk gehört auch die Erlöserkirche. Dort findet die feierliche Amtseinführung statt.
Zum Pfarrbezirk gehört auch die Erlöserkirche. Dort findet die feierliche Amtseinführung statt. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Sein Pfarrbezirk umfasst den Kern von Holsterhausen rund um den Holsterhauser Platz und das Melanchthonzentrum; den westlichen Teil der Gemeinde von der Stadtgrenze im Westen bis zur A 40 im Norden und der Gruga im Süden. Gemeinsam mit Pfarrer Klaus Künhaupt kümmert er sich um die Menschen im Stadtteil.

Dass es für die Kirche keine einfache Zeit ist, weiß Jan Veldman. Doch für ihn ist klar: „Die Kirche muss bleiben, präsent sein. Verbinden statt spalten.“ Dem Gedanken folgt er, wenn sich am Sonntag die Kirchentüren für seinen Einführungsgottesdienst öffnen.

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