Essen. Junge Leute ohne festen Wohnsitz finden Unterschlupf in der Nähe der Uni Essen. Doch dort reichen die Plätze nicht mehr.
Der „Raum 58“, eine Notschlafstelle in Essen für Jugendliche ohne festen Wohnsitz, hat jetzt acht Schlafplätze mehr. Die Zahl der Nutzenden ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Allein in diesem Januar mussten an sieben Abenden Bedürftige abgewiesen werden: Die Notschlafstelle richtet sich an Leute unter 18 Jahren –und nur, wenn es freie Kapazitäten gibt, können dort auch junge Erwachsene über Nacht bleiben. Eben jene, junge Erwachsene, durften im Monat Januar mehrfach nicht im „Raum 58“ übernachten.
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Die Zahl der Jugendlichen, die regelmäßig im „Raum 58“ an der Niederstraße übernachten, stieg von 75 im Jahr 2020 auf 219 Menschen im Jahr 2024. Im vergangenen Jahr zählte man insgesamt 2595 Übernachtungen. Das sind rechnerisch sieben in jeder Nacht.
Die neuen Container sind an einem geheimen Ort
Ab der kommenden Woche hat der „Raum 58“ sozusagen eine Dependance: Vier Container mit jeweils zwei Betten wurden jetzt an einem geheimen Ort in der Nähe des „Raums 58“ aufgestellt. Er soll geheim bleiben, um die Jugendlichen zu schützen. Die entstandenen Kosten von rund 20.000 Euro tragen die Bank im Bistum Essen (10.000 Euro), der Krankenhausbetreiber Contilia sowie die Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord (jeweils 5.000 Euro).
Das Engagement der Sponsoren „freut mich, gerade bei diesen kalten Temperaturen, sehr“, sagte Andreas Bierod, der Geschäftsführer der CSE bei der offiziellen Vorstellung der Container. Die Gesellschaft CSE ist eine Tochtergesellschaft von Caritas und dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF). Sie betreibt die Notschlafstelle für Jugendliche, die bis 2017 an der Kastanienallee 58 in der nördlichen Innenstadt saß – deshalb der Name „Raum 58“.
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Die Notschlafstelle öffnet abends um 21 Uhr. Morgens um 9 müssen die Jugendlichen das vorübergehende Domizil verlassen. Nur die neuen Container können auch für mehrere Nächte hintereinander bezogen werden. „Ein fester Betreuer kümmert sich mehrere Stunden in der Woche um die einzelnen jungen Erwachsenen“, sagt Britta Reuter, die Leiterin der Notschlafstelle, „um Perspektiven aufzuzeigen, Stabilität zu geben und zu unterstützen. Ziel des Konzeptes ist es, den jungen Erwachsenen nach und nach wieder Verantwortung zu übergeben. Viel Verantwortung auf einmal erzeugt manchmal zu viel Druck, daher gehen wir in kleinen Schritten voran.“
Warum steigt die Zahl der obdachlosen Jugendlichen?
Warum steigt die Zahl der obdachlosen Jugendlichen in Essen und anderswo? „Eine einzige Erklärung gibt es nicht“, so die Sprecherin. Das größer werdende Problem habe aber ganz sicher mit den schwierigeren Verhältnissen auf dem Wohnungsmarkt zu tun: Die Mietpreise sind erheblich angestiegen, die Nachfrage nach kleinen Wohnungen ebenso, „und als vorher Wohnungsloser ist man stigmatisiert und hat weniger Chancen“, so Johanning-Fischer.
Eine weitere Vermutung, die bislang noch nicht bewiesen ist: Die Corona-Jahre hätten viele Jugendliche und junge Erwachsenen dauerhaft aus der Bahn geworfen.
Die neuen Container werden – so wie auch das feste Domizil des „Raums 58“ an der Niederstraße – rund um die Uhr bewacht; nachts sind Sozialarbeiter vor Ort. Wer sich einigermaßen stabilisiert hat, hat zumindest die theoretische Chance auf einen dauerhaften Schlafplatz im Kloster Schuir.
Das historische Gebäude, das zuletzt auch als Asyl-Unterkunft genutzt wurde, beherbergt seit dem Ende des vergangenen Jahres acht dauerhafte Schlafplätze für wohnungslose Jugendliche. Auch dort ist stets ein Betreuer vor Ort, der mit den Jugendlichen die nächsten Schritte zu mehr Selbstständigkeit plant und bespricht.
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