Essen. Nach der abrupten Schließung aller Wurst-König-Filialen wollen Mitarbeitende ihr Geld einklagen. Notfalls müsste es eingetrieben werden.

Das rätselhafte Gebaren des Essener Unternehmens Wurst König wird jetzt auch ein Fall vor dem Arbeitsgericht. Wie eine Sprecherin des Gerichtes auf Nachfrage mitteilte, haben mittlerweile elf Beschäftigte Klage gegen ihren Arbeitgeber erhoben. Sie wollen mit juristischen Schritten doch noch an ihren Lohn kommen, den ihnen das Unternehmen schuldet. Nach Angaben mehrerer Betroffener haben sie weder für Dezember noch für Januar Geld bekommen.

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Leicht wird es für sie allerdings nicht. Sollten ihre Klagen auf Vergütung vor Gericht Erfolg haben, wovon auszugehen ist, dann haben sie zunächst einmal nur einen Titel für eine Zwangsvollstreckung in der Hand. Damit können sie anschließend versuchen, über einen Gerichtsvollzieher ihren ausstehenden Lohn einzutreiben.

Wurst König: Beschäftigte ziehen vor das Essener Arbeitsgericht

Das ist in der Regel ein aufwändiges Verfahren, zumal, wenn das Unternehmen – wie im Fall Wurst König – für Dritte offenbar gar nicht mehr erreichbar ist. Deshalb wird es auch spannend sein, ob zu den Terminen im Arbeitsgericht überhaupt ein Vertreter von Wurst König anwesend sein wird. Falls dies nicht der Fall ist, schützt das aber nicht vor einem sogenannten Versäumnisurteil gegen das Unternehmen. Der erste Termin vor dem Arbeitsgericht wird bereits in dieser Woche stattfinden.

Mitarbeiterinnen von Wurst König trafen sich in der vergangenen Woche vor dem Firmensitz in Essen-Kray. Einige Beschäftigte ziehen jetzt vor das Arbeitsgericht.
Mitarbeiterinnen von Wurst König trafen sich in der vergangenen Woche vor dem Firmensitz in Essen-Kray. Einige Beschäftigte ziehen jetzt vor das Arbeitsgericht. © F.S.

Das Unternehmen steckt offenbar in finanziellen Schwierigkeiten. Denn im Dezember 2024 waren plötzlich alle Filialen der Imbiss-Kette dicht, auch die Essener Läden im Limbecker Platz und im Allee-Center Altenessen. Die Beschäftigten wurden über die Gründe im Unklaren gelassen, rätseln seither, wie es mit den Filialen und ihren Arbeitsverträgen weitergeht. Von der Geschäftsleitung ist niemand erreichbar.

Auch Vermieter, etwa im Limbecker Platz, hören nichts mehr

Auch Vermieter wurden von der plötzlichen Schließung überrumpelt. „Wir haben das Unternehmen seither zweimal aufgefordert, den Betrieb wieder aufzunehmen, verbunden mit der Ankündigung, ansonsten den Mietvertrag fristlos zu kündigen“, sagt der Centermanager vom Limbecker Platz, Anastasios Meliopoulos. Die Frist dafür läuft übernächste Woche ab. „Bislang haben wir keinerlei Rückmeldung von Wurst König“, so Meliopoulos.

Insolvenz hat Wurst König bislang nicht angemeldet. Bei der zuständigen Staatsanwaltschaft in Essen war jedoch bis Mittwoch (29.1.) auch noch keine Strafanzeige wegen Insolvenzverschleppung gegen das Unternehmen eingegangen. Dies teilte ein Sprecher auf Anfrage mit.

Wurst König: Beschäftigte haben nach wie vor kein Geld bekommen

Unterdessen werden die Beschäftigten offensichtlich hingehalten. Vor gut einer Woche waren viele an der Firmenzentrale in Essen-Kray zusammengekommen. Sie waren eingeladen worden, um dort ausstehende Lohnzahlungen angeblich in bar zu erhalten. Dann wurde der Termin durch die Geschäftsführung kurzfristig abgesagt. Etliche Mitarbeiterinnen, teils seit Jahrzehnten im Betrieb, trafen sich dennoch an der verlassen wirkenden Wurst-König-Zentrale an der Hängebank 13, um das weitere Vorgehen zu beraten.

Die Sorgen der Betroffenen sind groß. Geld sei nach wie vor nicht geflossen, erklärt der Bruder einer Mitarbeiterin auf Anfrage dieser Redaktion. Der Kontakt zur Geschäftsführung sei komplett abgerissen. „Die Beschäftigten können auch ihre Steuererklärung nicht machen, weil die Jahresabrechnung des Arbeitgebers nicht vorliegt.“ Sie wüssten auch nicht, wie lange für sie Sozialversicherungsbeiträge gezahlt wurden oder werden.

„Alles läuft ins Leere. Das Büro ist tot“

Seine Schwester habe im Dezember fristlos gekündigt, jedoch nur eine Empfangsbestätigung durch das Sekretariat bekommen. Die Kündigung sei durch den Arbeitgeber nicht bestätigt, nicht gegengezeichnet worden. „Alles läuft ins Leere. Das Büro ist tot.“ Um den Lohnausfall für den kompletten Dezember auszugleichen, habe seine Schwester einen Bankkredit aufgenommen. Zum Glück habe sie schon seit 1. Januar eine neue Stelle, als Verkäuferin bei einer großen Supermarktkette, und wieder verlässliches Einkommen.

An die Gewerkschaft Verdi hat sich offenbar bislang niemand aus der Belegschaft von Wurst König Hilfe suchend gewandt, jedenfalls nicht in Essen. Das erklärt Kay Lipka, Gewerkschaftssekretär für den Bereich Handel.

Hilfe für Betroffene: Stadt Essen schaltet sich ein

Damit die Beschäftigten, die jetzt unvermittelt auf der Straße stehen, zumindest an Arbeitslosengeld kommen, hat sich jetzt auch die Essener Stadtspitze eingeschaltet: Am Montagmorgen (27.1.) gab es hierzu ein Gespräch im Rathaus mit OB Thomas Kufen, drei Mitarbeitenden von Wurst König, Vertretern der Essener Wirtschaftsförderung (EWG) und der Arbeitsagentur.

Zum Inhalt dieses Treffen erklärte Stadtsprecherin Silke Lenz, die Betroffenen hätten von ihren Sorgen, Ängsten und Nöten berichtet. Sie hätten Hinweise bekommen, welche Unterlagen sie benötigen, um Arbeitslosengeld zu erhalten. „Die Agentur für Arbeit hat außerdem eine niederschwellige Hilfe in Aussicht gestellt.“ Und zwei der Frauen hätten zum 1. März schon neue Stellen gefunden.

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