Essen-Altendorf. Hobby-Autor lässt seine Kindheit in Altendorf lebendig werden: Zwei Elfjährigen hat er sein neuestes Buch gewidmet. Das weckt viele Erinnerungen.
Volker Skor erzählt gern. Und das kann er gut. „Mensch, Volker, das musst du auch aufschreiben“, hatten Freunde und Verwandte den nunmehr 56-jährigen Essener zu seinem jüngsten Buch ermuntert. Zweimal bereits war der Schädlingsbekämpfer seinem liebsten Hobby nachgegangen. Und sorgte 2012 und 2021 mit lustigen Geschichten aus seinem Berufsalltag für vergnüglichen Lesestoff. Diesmal jagt der gebürtige „Asbecker“ literarisch keine Mäuse, Ratten, Silberfische oder Wespen. In 14 Kapiteln schildert er Erlebnisse aus seinen ersten Lebensjahren in Altendorf. Die spielten sich in einem Mikrokosmos um die elterliche Wohnung an der Mellinghofer Straße ab.
„Die Kinder von heute können sich kaum vorstellen, wie wir groß geworden sind“, ist sich Skor sicher. So sei ihm die Idee gekommen, „Zwischen Tosca und Thölke“ zwei Elfjährigen zu widmen – seinem Neffen Ragnar und der Patenenkelin Asal. „Ich stelle mir beim Schreiben immer vor, wem ich meine Geschichten erzähle. Und in diesem Fall waren es die beiden Kinder“, erzählt Skor beim Ortstermin.
Hinter dem ehemaligen Hotel Meier an der Eppinghofer Straße zeigt er uns den Spielplatz. Hier hat der kleine „Voller“ damals viele schöne Stunden mit den „Blagen“ aus der Siedlung verbracht. Bis die Laternen angingen, durften sie draußen bleiben, toben und sich schmutzig machen. „Außer sonntags, wenn wir alle die guten Sachen anhatten.“ Das unbeschwerte Spiel an der gar nicht so frischen Luft genossen sie.
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Zwischen Sandkasten, Rutsche und Turnstangen sprudeln Skors Erinnerungen. Nicht zu überhören. Die Beschäftigung mit jenen Jahren macht ihm Freude. Diesen Spaß und Humor in den Geschichten von damals bemerken auch die Leser. Bei vielen wecken sie Bilder aus der eigenen Kindheit. Die Generation 50+ erlebt einige Aha-Momente. Ja, so war das früher!
„Wer von einer Tante oder anderen Verwandten ein paar Mark gekriegt hatte, lud die ganze Bande zu Frau Voss an die Bude ein, auf eine Runde Flippereis.“ Gerade einmal 10 Pfennig habe ein Wassereis gekostet. Lakritz und Weingummi kauften die „Rotzigen“ auch gern. Die Jungs sammelten Fußballbilder. „Erst die von Bergmann, später die fürs Panini-Album.“
Neben eher allgemeinen Erinnerungen an die 1970er finden sich persönliche Kapitel auf rund 200 Seiten. Mit großen Augen lief er als Junge vor Weihnachten an der Hand der Mutter über den Weihnachtsmarkt. An den Schaufenstern der vielen Spielwarenläden drückte er sich mit dem jüngeren Bruder die Nase platt. Jährliches Highlight: das Stöbern im bunten Vedes-Katalog.
„Viele Erlebnisse sind so beschrieben, dass sie jedes Kind dieser Zeit genauso hätte erleben können“, so Skor. Seine Großeltern waren im Krieg aus Breslau (ehemals Schlesien, heute Polen) in den Ruhrpott gekommen. Sein Vater Dieter, gelernter Schriftsetzer, arbeitete beim Verlag Bündert & Harter in der Innenstadt. Seine Mutter Carmen war Erzieherin. Erst mit dem Simca, später mit dem Käfer fuhren sie in den Urlaub oder auf Verwandtenbesuch.
Das Buch „Zwischen Tosca und Thölke“
„Zwischen Tosca und Thölke - (m)eine Kindheit in den 1970er Jahren“ hat sein Verfasser Volker Skor als Hardcover-Buch beim Rediroma Verlag drucken lassen. Preis: 26,95 Euro, ISBN: 978-3-98885-517-6.
Für Essener Leser spiegeln die Schilderungen aus der „Asbeck“ Lokalkolorit. Diesen rund zwei Quadratkilometer messenden Bezirk lässt Skor besonders lebendig werden – inklusive einiger Bolzplätze, vieler Nebenstraßen, Pfade und Wege. Stinkende, oberirdisch fließende Wasserläufe wie der Borbecker Mühlenbach, genannt „Köttsche“ (von „Köttelbecke“) zogen die Kinder magisch an. „Eigentlich sollten wir dort nicht spielen, aber das machte die Sache noch spannender.“
In der „Asbecke“, einer „Art Dorf“, so der Hobby-Autor, „gab es eine Metzgerei, eine Backstube, einen Obst- und Gemüseladen, ein Tante-Emma-Geschäft mit Waren aller Art, eine Konsum-Filiale, eine Imbissbude – kurzum alles, was man in der unmittelbaren Nachbarschaft benötigte.“ Noch mehr Siedlungshistorie: An der Markscheide, einer Seitenstraße der Altendorfer, war der Laden von Herrn Tölle. Der immer freundliche Milchmann habe stets einen weißen Kittel und eine helle Schiebermütze getragen …
Auch an TV-Legenden fehlt es nicht. Was da auf nur drei (!) öffentlich-rechtlichen Sendern gezeigt wurde … Die Fernseh-Klassiker einer ganzen Generation hat Skor ausgegraben, von den Abenteuern der kegelförmigen „Barbapapas“ über Collie-Hund „Lassie“ bis zur Serie „Skippy, das Buschkänguruh“.
Gleich im Buchtitel verweist er auf den Mülheimer Quizmaster Wim Thoelke. Allerdings: „Auf dem mittlerweile verbesserten Cover wurde der Name zunächst auf Ruhrdeutsch geschrieben“, lacht Skor. „Thööölke“ (mit ganz langem „ö“ eben) rief damals auch Wum, der berühmte Hund auf dem roten Kissen, nach seinem Herrchen. Die Figur hatte Loriot für die Familien-Show „Der Große Preis“ gezeichnet. Und „Tosca“ zählte früher neben 4711 zu den beliebtesten Damendüften. Nicht nur das wissen nun auch Ragnar und Asal.
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