Essen-Werden. Beim Benefizkonzert der Zonta-Clubs ist die Studentin Marie Ploner dabei. Sie erzählt, wie schwer der Weg zum Profi ist. Ein Wechselbad der Gefühle.
Am Hardenbergufer in Essen-Werden liegt die „Weiße Mühle“, in der einstmals Getreide gemahlen wurde. Nach aufwändiger Restaurierung beherbergt sie den 1989 gegründeten Studiengang Musical der Folkwang Universität der Künste. International renommierte Lehrkräfte gewährleisten eine breitgefächerte und qualitativ hochwertige Ausbildung. Die umfasst klassisches Musical, aber auch Chanson, Revue, Kabarett und Operette bis hin zu zeitgenössischer Musikliteratur.
Die 24-jährige Marie Ploner verbringt hier ihre Tage: „Unsere Ausbildung bietet so viel. Tanz, Schauspiel, Gesang. Sprechunterricht. Die Ballettausbildung ist krass. Ich bekomme sozusagen Tools für meinen Werkzeugkasten und arbeite hart an mir. Denn am Ende des Tages bin ich das Produkt.“
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Einige der Stipendiatinnen treten im Februar erstmals öffentlich auf
Das Studium fordert Kraft, oft genug von 9 bis 22 Uhr. Wie da noch seinen Lebensunterhalt finanzieren? Nachts kellnern und dann todmüde ins Bett sinken? Das halten selbst robuste Naturelle nicht lange aus. Hier möchten Michaela Blendowski und Margret Schunk helfen.
Die beiden Zonta-Frauen nehmen fasziniert zur Kenntnis, wie Marie Ploner mit eisernem Willen alles gegeben hat, um ihren Traum zu verwirklichen: „Ich wollte auf der Bühne stehen. Nichts anderes.“ Margret Schunk ist beeindruckt: „Was da so alles gefordert wird im Studium. Da steckt so viel Komplexes dahinter.“
Am 14. Februar gibt es einen kunterbunten Zonta-Abend unter dem Motto „Bühne frei für die Stars von morgen“. In der Neuen Aula der renommierten Folkwang-Uni treten Künstlerinnen auf, mit Geige, Cello, Klavier, Trompete, es gibt eine Mezzosopranistin zu bestaunen und Talente aus den Bereichen Schauspiel, Jazz und eben Musical-Studentin Marie Ploner. Michaela Blendowski lächelt: „Für die jungen Frauen ist es oft das erste Mal, dass sie auf so einer großen Bühne stehen.“
Der Abend soll neun „Deutschland-Stipendien“ ermöglichen, die an begabte und leistungsfähige weibliche Studierende der Folkwang Universität der Künste vergeben werden. Marie Ploner weiß diese finanzielle Unterstützung zu schätzen, die zur Hälfte von Zonta übernommen wird, die andere Hälfte kommt vom Bund. Diese 300 Euro monatlich nehmen den größten Druck: „Das ist mein Geld zum Essen, für Exkursionen, fürs Ballett brauche ich echt viel Trainingskleidung.“
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Musik spielt in ihrer Familie schon immer eine große Rolle
Heimatgefühle kamen hoch, als Marie Ploner mit ihren Eltern am Baldeneysee auf die „Südtiroler Stuben“ stieß, mit einer Speisekarte voller geliebter Leckereien wie Schlutzkrapfen und Knödel: „Wie bei mir zu Hause.“ Sie stammt aus einem kleinen Dorf im norditalienischen Pustertal und fühlt sich in Werden pudelwohl: „Ich habe in England gelebt und dort mein Abitur gemacht. Ich habe in Wien und Berlin gelebt. Doch hier in Werden lenkt mich nichts ab von meinem Studium.“ Sie lächelt: „Manchmal denke ich, dass hier nur Studierende wohnen.“
Benefizkonzert der Zonta-Clubs
Die Präsidentinnen der beiden Essener Zonta-Clubs, Michaela Blendowski und Norina Gerlach, laden am Donnerstag, 14. Februar, zum Benefizkonzert ein. Gestaltet wird das Programm von den diesjährigen Stipendiatinnen. Beginn in der Neuen Aula der Folkwang Universität der Künste am Klemensborn ist um 19 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr.
Der Eintritt beträgt 30 Euro, ermäßigt zehn Euro. Die Tickets können im Vorverkauf per E-Mail an info@zonta-essen-1.de reserviert werden. Restkarten gibt es an der Abendkasse. Weiteres ist auf den Homepages www.zonta-essen-1.de und www.zonta-essen-2.de zu erfahren.
In ihrer Familie spiele Musik eine große Rolle, wie auch der Besuch von Museen und Theatern. Auf Urlaubsreisen hätten die Eltern CDs mit Musical-Soundtracks eingelegt, um ihre drei Kinder abzulenken. Marie Ploner muss grinsen: „Ich war noch keine drei Jahre, da konnte ich zum Beispiel den Tanz der Vampire auswendig.“ Die Eltern schenkten Marie zu Weihnachten einen Besuch eben diesen Musicals, und zwar in Wien: „Ich war so was von geflasht.“ Das Feuer war geweckt, doch der Traum schien sehr unrealistisch dort oben in den Bergen: „Ich wusste nicht einmal, dass man Musical studieren kann.“
Um die Aufnahme in einem der dünn gesäten Institute muss sie kämpfen
Über Workshops in der Nähe, aber auch in Stuttgart und München, kam sie ihrem Ziel näher. Mit Verve berichtet die junge Frau von ihrem Kampf um die Aufnahme in einem der dünn gesäten Institute, die ein Musical-Studium anbieten. Fast vier Jahre lang gab sie in Aufnahmeprüfungen alles, durchlief ein Wechselbad der Gefühle und war hinterher enttäuscht: „Manchmal hat es ganz knapp nicht gereicht. Ich bin perfektionistisch veranlagt. Und verkrampfte immer mehr, weil ich das so sehr wollte.“ Ein Vorbereitungskurs in Berlin habe ihr geholfen: „Ich war so richtig bei mir und habe mich wohlgefühlt. Da hat es auch geklappt mit der Aufnahmeprüfung.“
„Manchmal hat es ganz knapp nicht gereicht. Ich bin perfektionistisch veranlagt. Und verkrampfte immer mehr, weil ich das so sehr wollte.“
Jahrelang wähnte Marie Ploner sich im Kampf mit Windmühlenflügeln, nun betritt sie „die große Bühne“ ausgerechnet in einem Stück über Don Quijote, den Ritter von der traurigen Gestalt. Das Musical „Der Mann von La Mancha“ nimmt den Cervantes-Klassiker spielerisch auf. Marie Ploner übernimmt im Musiktheater Gelsenkirchen die Rolle der Antonia und kann es kaum fassen: „Ich bin auf Empfehlung einer Freundin zur Audition gegangen. So eine große Produktion, und ich wurde genommen. Hätte ich nie gedacht. Ich freue mich mega.“
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