Essen. Im Essener Museum Folkwang sorgen Künstler von Richard Siegal bis William Kentridge, von Paula Rego bis Germaine Krull 2025 für starke Positionen
Ort der Kunst und des gesellschaftlichen Dialogs: Das Museum Folkwang präsentiert sich im Ausstellungsjahr 2025 einmal mehr als offenes Haus, das die Stadtgesellschaft einbinden und Fragen der Zeit künstlerisch aufgreifen möchte. „Unsere Ausstellungen laden dazu ein, gemeinsam über zentrale gesellschaftliche Themen nachzudenken und sich eine andere, bessere Welt vorzustellen“, betont Peter Gorschlüter, Direktor des Museum Folkwang. Neben der Malerei und Fotografie sorgen Tanz, Film und Performance für breite Aufmerksamkeit und den Dialog der Künste.
Epochenübergreifend und interdisziplinär widmen sich die Ausstellungen dabei unterschiedlichen Themenkomplexen, vom Klimawandel bis zur Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit, von Fragen der weiblichen Selbstbestimmtheit bis zu den Auswirkungen der Apartheid. Das Museum hat aber nicht nur die „Kipp-Punkte der Welt“ im Blick, sondern sorgt auch für Austausch und Begegnung. Das überaus beliebte Sommerfest, das 2024 sogar mit einem Breakdance Battle lockte, dürfte im August 2025 wieder Tausende ins Museum Folkwang locken.
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Hip Hop eröffnet auch das Ausstellungsjahr 2025. Mit ihrer Dokumentation „50 Years of Hip-Hop“ präsentieren Yusuf Hassan/Blackmass Publishing visuelle und musikalische Positionen vornehmlich Schwarzer Kultur. Parallel zeigt „Photography Masters“ Abschlussarbeiten des Studienprogramms Photography Studies and Practice der Folkwang Universität der Künste
Das renommierte Folkwang Tanzstudio ist dabei, wenn der international bekannte Choreograf Richard Siegal seinen „Lunar Cycle“ .präsentiert. Die spektakuläre Performance in der großen Ausstellungshalle bringt Geodaten schmelzender Polkappen mit Bewegung und Live-Musik zusammen und läuft über den Zeitraum eines kompletten Mondphasenzyklus von Vollmond zu Vollmond. Für die performative Installation werden neben den Folkwang-Tänzern, dem Ballet of Difference und dem Ensemble Musikfabrik auch zahlreiche Freiwillige benötigt. (15. März bis 13. April).
Nicht Mond-, sondern tiefe Liebessehnsucht verhandelt die eher kleine, aber hochkarätige Ausstellung „Doppelbildnisse. Alma Mahler-Werfel im Spiegel der Wiener Moderne“, die Hauptwerke des berühmten Gemälde-Zyklus‘ erstmals seit über 30 Jahren wieder vereint. Leihgaben aus aller Welt von Tokio über Wien bis New York kommen für die Kabinettausstellung „Frau in Blau“ (22. März. bis 22. Juni) nach Essen und gruppieren sich um das im Folkwang beheimatete Doppelbildnis von Oskar Kokoschka und Alma Mahler (1912/13). Die Werke beleuchten die obsessive Beziehung zwischen dem Maler Oskar Kokoschka und der Wiener Komponistin und Salondame Alma Mahler und dürften „in dieser Vollständigkeit künftig kaum noch einmal zu sehen sein“, so Folkwang-Chef Peter Gorschlüter. Die Ausstellung wird von einem hochkarätigen Begleitprogramm umrahmt: Die Wiener Philharmoniker spielen unter anderem Mahlers 6. Sinfonie und das Komponistinnen-Festival „her:voice“ widmet sich Musik von Alma Mahler und Zeitgenossinnen. Auch die Alte Synagoge und die Folkwang-Universität der Künste sind beteiligt.
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Ein Aushängeschild regionaler Kooperation wird das Gastspiel der Ruhrkunstmuseen in der Villa Hügel. Unter dem Titel „21 x 21“ präsentieren die Häuser von Duisburg bis Dortmund dort gemeinsam Highlights aus ihren Sammlungen und sorgen für ein bislang einzigartiges Zusammenkommen von Spitzenwerken. (11. April bis 27. Juli).
Paula Regos Bilder besitzen Sprengkraft
Mit Paula Rego würdigt das Museum vom 16. Mai bis 7. September eine Künstlerin, die mit ihren schonungslosen Bilderwelten in ihrer britischen Wahlheimat zu den Größen der figurativen Malerei wie Lucian Freud oder Francis Bacon zählt. In Portugal, wo Rego 1935 zur Welt gekommen ist, wurde sie unter anderem zu einer der bekanntesten Aktivistinnen im Kampf für die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruches Dem Thema widmete sie sogar eine eigene Bilderserie. „The Personal and the Political“ zeigt neben Zeichnungen und Gemälden auch Puppen, die Rego in den 2000er-Jahren für ihre Kompositionen herstellte.
Germaine Krull, die kosmopolitische Pionierin der künstlerischen Fotografie, wird im Museum Folkwang nicht nur als Fotografin, sondern auch als Autorin vorgestellt (28. November bis 15 März 2026). Ihr Nachlass, den das Museum Folkwang aufbewahrt, bietet mit seinen zahlreichen Abzügen und Negativen, aber auch mit seinen (auto-)biografischen Texten, (Foto-)Büchern, Briefen und politischen Reportagen dabei reichlich Forschungsansätze. Die Ausstellung „Germaine Krull: Chien Fou“ soll dem Interesse weiteren Schub geben und neue Perspektiven auf Leben und Wirken der Jahrhundertfotografin eröffnen.
Poltisches und Persönliches kommt auch in den Arbeiten von William Kentridge zusammen. Dem vielseitigen Schaffen des Malers, Filmemachers und Theater-Regisseurs widmet das Museum Folkwang in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden eine große Schau zum 70. Geburtstag. „Listen to the Echo“ zeigt nicht nur Zeichnungen, Animationsfilme und Installationen aus vier Jahrzehnten. Die Schau will auch auch den Brückenschlag zwischen dem Heimatland des Künstlers, Südafrika, und dem Ruhrgebiet herstellen. (4. September bis 18. Januar 2026). Für einen besonderen Dialog der Künste sorgt dabei auch das Filmmusikwerk „Oh To Believe in Another World“, das in der Philharmonie Essen zur deutschen Erstaufführung kommt. Das Werk kombiniert die 10. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch, die sich mit den Auswirkungen der Gewaltherrschaft des Diktators Josef Stalin auseinandersetzt, mit Kentridge‘ künstlerischen Bilderwelten.
Der französische Konzeptkünstler Raphael Denis setzt sich im Folkwang mit dem 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs auseinander. „D‘un Musée L‘Autre“ heißt die Arbeit, die sich mit den Beschlagnahmungsaktionen der nationalsozialistischen Machthaber und mit den zahllosen entrissen Werken der Folkwang-Sammlung auseinandersetzt (ab April 2025).
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