Essen. In Essen hat das „her:voice“-Musikfestival Werke von Frauen gewürdigt. Es war das erste Festival dieser Art. So lief es.

Mit großem Ehrgeiz, gutem Publikumszuspruch, hoher Qualität und bunter Vielfalt hat sich das neue Festival „her:voice“ gleich im ersten Anlauf bewährt. Vier Tage standen das Essener Aalto Theater und die Philharmonie im Zeichen komponierender Frauen.

Auch wenn seit einiger Zeit Komponistinnen allgemein stärkere Beachtung finden, ist der Nachholbedarf noch groß. Das betrifft vor allem Komponistinnen früherer Jahrhunderte und groß besetzter Gattungen wie der Oper und der Symphonie, bei denen es Frauen besonders schwer hatten, sich Gehör zu verschaffen.

„her:voice“ in Essen im nächsten Jahr mit zwei Opern

Diese Lücken nehmen Intendantin Merle Fahrenholz und ihr Team in den nächsten Jahren noch stärker in Angriff, so dass für die schon beschlossene Fortsetzung des Festivals im Mai des kommenden Jahres gleich zwei Opern komponierender Frauen vorgesehen sind. Bereits in diesem Jahr standen mit Louise Bertins Oper „Fausto“ und einem ambitionierten Sinfoniekonzert kapitale und aufwändige Stücke auf dem Programm.

Und in die ebenso auf- wie anregende Werkstatt barocker Opernkomponistinnen ließ niemand Geringere als Christina Pluhar mit ihrem renommierten Ensemble „L’Arpeggiata“ auf dem aktuellen Stand historischer Aufführungspraktiken schnuppern.

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Verleugnen will man freilich nicht, dass Frauen vor allem kleinere Gattungen wie das Lied sowie Klavier- und Kammermusik vorbehalten waren. Das schlug sich in einer Liedermatinee französischer Komponistinnen und einem Portraitkonzert Clara Schumanns nieder. Für die Würdigung der ihrerzeit berühmten Pianistin und Gattin Robert Schumanns saß mit Heike-Angela Moser sogar eine leibhaftige Ur-Ur-Enkelin des Komponistenpaares am Klavier, die sich leidenschaftlich für das Schaffen ihrer Ahnin einsetzt.

„her:voice“: Geschickte Moderation von Anja Renczikowski

Und genau so leidenschaftlich agierte sie als Klavierpartnerin in einigen Schlüsselwerken Clara Schumanns. So in den Drei Romanzen für Violine und Klavier op. 22 mit der Geigerin Birgit Seibt, im Dialog mit dem Cellisten Emanuel Wehse beim langsamen Satz des Klavierkonzerts, das Clara im Alter von 14 bis 16 Jahren schuf, und mit beiden zusammen beim reifsten Beitrag der Komponistin, dem groß angelegten, stilistisch filigranen und emotional berührenden Klaviertrio in g-Moll op. 17. Hilfreich war die geschickte Moderation von Anja Renczikowski.

Wie ernst man es in Essen mit der Aufarbeitung dieses lange Zeit vernachlässigten Kapitels der Musikgeschichte nimmt, zeigte sich an dem mehrstündigen, über alle Tage verstreuten und mit zahlreichen renommierten Experten bestückten Symposion im Foyer des Aalto Theaters, das das Thema mit wissenschaftlichem Anstrich vertiefte.

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