Essen-Karnap. In Karnap hat sich eine Weingesellschaft gegründet. Wie die Societas Vinum Carnap dem Rebsaft huldigt und was in Zukunft geplant ist.
Aus einer Enttäuschung wurde eine Idee und aus der Idee ein Projekt voller Leben: Karnap hat ab sofort eine Societas Vinum Carnap. Dahinter verbirgt sich eine Weingesellschaft mit Sitz im Sportpark Karnap an der Karnaper Straße, die Genuss mit Gemeinschaft verbinden und sich als lockerer Treffpunkt für Weinliebhaber etablieren will – Weinkönigin und Weinkönig inklusive.
Apropos geistreicher Adel: In der Pfalz, Weinbauregion von Grund auf, wird seit Monaten eine hitzige Debatte geführt, ob der Titel der Pfälzer Weinkönigin modernisiert werden sollte. Die zentrale Frage lautet, ob auch Männer diesen Titel tragen dürfen und ob „Weinkönigin“ noch zeitgemäß ist. Aus dem Essener Norden kommt nun die Antwort – nicht von einem König, sondern von einem Kaiser: „Wir haben beides“, erklärt Thorsten Kaiser, Mitbegründer und Präsident der Societas Vinum Carnap, „wir haben eine Weinkönigin und einen Weinkönig“.
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Ihre Namen: Vanessa I. und Sven I. Dass hinter ihren Namen jeweils die römische Ziffer eins prangt, hat einen Grund: Sie sind die ersten ihrer Art. Und auch die Weingesellschaft, die sie gekürt hat, ist noch jung, wurde erst Ende Oktober gegründet.
Karnap, das Napa Valley des Ruhrgebiets? Zugegeben: Der Essener Norden ist nicht gerade als Weinregion bekannt. Sonnendurchflutete Hänge mit malerischen Reben: Fehlanzeige. Auch geschichtsträchtige Anbaugebiete mit klangvollen Namen sucht man hier vergebens. Und selbst wenn im Sportpark Karnap bekanntlich zahlreiche Aktivitäten möglich sind – Weinanbau gehört nicht dazu.
Stammgäste organisieren Weintreffen in Essen-Karnap
Und so fußt die Geschichte der Societas Vinum Carnap auch nicht auf dem Barrique-Ausbau edler Traubensorten, sondern auf dem diesjährigen Wein-Tasting der katholischen Hippolytus-Gemeinde. „Die Veranstaltung in St. Marien war immer ein Highlight für den Stadtteil, aber in diesem Jahr waren die Karten binnen 30 Minuten ausverkauft“, erzählt Kaiser. Was zur Folge hatte, dass einige Stammgäste ohne Fahrschein blieben und sich die Frage auftat: Was nun? Die Antwort war schnell gefunden: ein eigenes Weintreffen organisieren.
Flugs wurden entsprechende Gläser organisiert. „Jeder bringt etwas mit, und wir probieren uns gemeinsam durch die Weine. Es war eine spontane Idee, aber es hat sofort funktioniert“, sagt Kaiser. Einziges Kriterium bei der Auswahl der Rebensäfte laut Vanessa I.: „Was man so im Schrank hat.“
25 Personen nahmen am ersten Abend teil, mit einer bunten Auswahl an Weinen, salzigen Brezeln und einer dazugekauften Käseplatte. „Wir hatten Flaschen von 2003 bis 2024 auf dem Tisch – über 20 Jahre Weingeschichte“, sagt Kaiser. Für Abwechslung war also gesorgt: Während das Wein-Tasting der Hippolytus-Gemeinde sich auf deutsche Weißweine konzentriert, probierten die Karnaper auch Rotes und Internationales. „Wir hatten einen großartigen Barolo dabei.“
Karnaper Weinkönigin durch Losverfahren bestimmt
Highlight des ersten Abends aber war die spontane Wahl eines Weinkönigs und einer Weinkönigin, die übergangsweise regieren sollen, bis ein geregeltes Verfahren zur Bestimmung der Hoheiten gefunden worden ist. Doch dazu später. Durch Losverfahren wurden Sven Schünemann und Vanessa Ostwald als erste Majestäten gekürt. „Eine Krone fehlt uns noch, aber das holen wir nach“, verspricht Kaiser. So spontan sei die Idee gewesen, dass die Lieferzeiten eines bekannten Internethändlers zu lang waren, um noch rechtzeitig zur Krönung schreiten zu können.
„Jeder ist willkommen, unabhängig vom Wohnort oder Vorwissen. Es geht um den Spaß am Wein und das Miteinander.“
Übrigens: Allein durch ihre Anwesenheit gründeten die Karnaper an diesem Tag auch noch einen Verein – keinen eingetragenen, aber doch einen, der demnächst an einer Satzung arbeiten wird. Einer Weinsatzung, wie Kaiser augenzwinkernd anmerkt. Wobei sich sogleich die Frage stellte, wie der Verein denn heißen sollte. „Wir dachten zunächst an ,Weinfreunde‘, aber wir wollen ja keine ‚Schluckspechte‘ sein, sondern eine echte Gesellschaft für Genießer“, erklärt Kaiser den Namen Societas Vinum Carnap, was übersetzt Weingesellschaft Karnap bedeutet.
Das Ziel des Vereins sei klar, sagt Ostwald: „Gemeinschaft. Zusammen sein.“ Der Austausch über Weine, gemeinsames Lernen und die Förderung des Stadtteils stehen im Mittelpunkt. Dieser Gedanke verbinde die unterschiedlichsten Menschen, fügt Schünemann hinzu: „Von 38 bis 70 Jahren reicht die Altersspanne der Vereinsmitglieder, Wein-Neulinge treffen auf erfahrene Genießer.“
Für eben jene Neulinge gab es dank eines erfahrenen Mitglieds erste Lektionen über Weinqualität, wie etwa die Bedeutung des sogenannten Kirchenfensters, jener herabfließenden Schlieren, die sich an der Innenwand des Glases bilden, nachdem man den Wein kreisförmig geschwenkt hat. „Learning by doing“ lautet aktuell das Motto, aber künftig sollen vielleicht auch Experten eingeladen und thematische Weinproben organisiert werden. Erste Kontakte hat man gerade auf der Messe „Mode Heim Handwerk“ geknüpft, auf der sich der Sportpark Karnap e.V. präsentierte.
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Für die Zukunft sind weitere Events geplant, darunter eine Aktion, die mit viel Humor und kreativer Planung ins Leben gerufen werden soll. Denn wie kürt man eine Weinkönigin? In Karnap wird das im kommenden Sommer oder Herbst über das traditionelle Weintreten geschehen. Aus Rheinland-Pfalz wolle man Trauben besorgen, in einen großen Bottich geben und dann von den Kandidatinnen und Kandidaten mit den Füßen stampfen lassen. Und nach welchen Kriterien wird dann das nächste Weinpaar bestimmt? „Über diese Spielregeln müssen wir noch sprechen“, sagt Kaiser. „Aber es gibt ja vergleichbare Events in anderen Landesteilen. Und im nächsten Jahr machen wir das dann hier im Sportpark Karnap.“
Weintreten im Sportpark Karnap
Die Societas Vinum Carnap hat also bereits konkrete Pläne. Auch kurzfristiger Natur: „Im Januar treffen wir uns wieder, und dann wollen wir regelmäßig alle zwei Monate zusammenkommen“, so Kaiser. Auch größere Veranstaltungen wie Ausflüge und Weinreisen stehen im Raum. Über Facebook kamen bereits Anfragen von Interessierten, die sich der Gruppe anschließen möchten. Kaiser: „Jeder ist willkommen, unabhängig vom Wohnort oder Vorwissen. Es geht um den Spaß am Wein und das Miteinander.“
Die Karnaper Weingesellschaft informiert über den Facebook-Auftritt des Sportpark Karnap e.V. über weitere Aktionen.
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