Essen-Werden. Die Begeisterung für den Denksport am Brett wächst: Die Schachfreunde Essen-Werden ziehen im Jubiläumsjahr besonders viele junge Talente an.

Ihr hundertjähriges Bestehen feiern die Schachfreunde Essen-Werden mit verschiedenen Veranstaltungen über das ganze Jahr. So beispielsweise vor kurzem mit einem prominent besetzten Turnier.

Aktuell habe der Verein 111 Mitglieder, davon etwa die Hälfte Kinder und Jugendliche, sagt der Vorsitzende Till Engel: „Die rennen uns gerade die Bude ein. Wir hatten einen sagenhaften Anstieg an Mitgliedern.“ Gerade während Corona explodierte das Interesse. Vor allem junge Menschen bekamen Lust auf Schach, denn das geht auch prima daheim am Computer. Genutzt werden dazu unter anderem die werbefreien und kostenlosen Schachserver Chess.com und Lichess.org.

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Das Ticken gibt es nicht mehr: Digitale Uhren sind geräuschlos

Nach erfrischend knapp gehaltenen Reden des Vorsitzenden sowie des Schirmherrn, Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen, ging es im Forum des Werdener Mariengymnasiums an die Bretter, die hier die Welt bedeuten. Beim Jubiläums-Open arbeiteten die Hirnzellen auf Hochtouren und verbrannten sogar Kalorien. Denn Schach sei Sport, betonte der stellvertretende Vorsitzende Stefan Eggebrecht: „Die Spieler haben jetzt einen Adrenalinspiegel wie ein 100-Meter-Läufer.“ Man meinte förmlich, die Gedanken knistern hören zu können.

Der Vorsitzende Till Engel zeigte sich mit dem bisherigen Verlauf des Jubiläumsjahres sehr zufrieden.
Der Vorsitzende Till Engel zeigte sich mit dem bisherigen Verlauf des Jubiläumsjahres sehr zufrieden. © D. Henschke

„Die rennen uns gerade die Bude ein. Wir hatten einen sagenhaften Anstieg an Mitgliedern.“

Till Engel
Vorsitzender, freut sich über das Interesse junger Menschen

Es geht darum, den Gegner in die Falle zu locken und stolpern zu lassen. Nicht umsonst stammt der Name der taktischen Eröffnungsvariante „Gambit“ vom Italienischen „dare il gambetto“ und meint „Beinchen stellen“. Strategische Spiele wie Schach schulen das logische Denken. Tief versunken über 60 schwarz-weiß karierte Bretter grübelnd, blendeten die Teilnehmer alles um sich herum aus.

Selbst die Schachuhren schwiegen. Die alten, mechanischen Uhren haben noch getickt, die modernen laufen digital und daher geräuschlos, so der Vorsitzende: „Gerade bei Jugendturnieren bin ich immer wieder verblüfft. Überall ist Gewimmel und ein hoher Lärmpegel. Die Kinder zappeln regelrecht rum, weil sie es kaum abwarten können. Doch dann werden die Bretter freigegeben und man hört null Geräusch. Faszinierend.“

Fünf packende Spielrunden beim Jubiläumsturnier

Die Schachfreunde bieten verschiedene Trainingsgruppen für Kinder ab sechs Jahren und für Jugendliche an. Der Club geht für Schach-AGs in die Werdener Gymnasien und mit vier Jugendmannschaften ins Rennen. Bei den Erwachsenen sind es neun Mannschaften.

Mit 30 Startern im A- und B-Open waren die Schachfreunde Werden beim Jubiläumsturnier stark vertreten. Nach fünf packenden Spielrunden holte sich der Favorit, Großmeister Daniel Fridman, mit der Maximalzahl von fünf Punkten den Titel. Zweiter wurde mit Alexandre Dgebuadze ein weiterer Großmeister. Als bester Werdener im A-Turnier schloss Markus Roth auf dem 15. Platz ab.

Trainingszeiten und Podcasts

2001 fusionierte man mit der Schachabteilung der SG Werden 80, seitdem tragen die Werdener Schachfreunde auch die „80“ im Namen.

Das Jugendtraining im Jugend- und Bürgerzentrum Werden findet freitags ab 17 Uhr statt. Ab 19 Uhr üben die Erwachsenen, Ende offen.

Nähere Infos über die Schachfreunde Essen-Werden 1924/80 sind auf der Homepage www.sf-werden.de zu erhalten. Dort gibt es zum Beispiel überaus spannende Podcasts rund um die Schachfreunde zu hören. Rede und Antwort standen u.a. die beiden Vorsitzenden Till Engel und Stefan Eggebrecht.

Lange Videonacht mit der Netflix-Serie „Das Damengambit“

Der Vorsitzende Till Engel zeigte sich mit dem bisherigen Verlauf des Jubiläumsjahres sehr zufrieden: „Wir hatten bei allen unseren Veranstaltungen regen Zuspruch. Viele freiwillige Helfer sorgen dafür, dass alles wie am Schnürchen klappt. Nun freue ich mich auf die aufwendig gestaltete Festschrift, die im November erscheinen wird.“

Eine lange Videonacht wird sich mit „Das Damengambit“ befassen. Die berühmte Netflix-Serie rund ums fiktive Schachgenie Elizabeth „Beth“ Harmon macht die Faszination auch für Nicht-Schachspieler begreifbar. Im Dezember kommen noch ein Nikolausturnier und das Weihnachts-Blitzturnier.

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