Essen-Bredeney. Ab 2025 müssen Autofahrer am Baldeneysee für Parkplätze zahlen. Die neue Regelung stößt auf Kritik bei Besuchern und Vereinen.
Mal eben für ein paar Stunden an den See fahren, sich vom Alltag erholen, aufs Wasser schauen: Viele Essener kommen mit dem Auto zum Baldeneysee, parken auf den Stellflächen am Regattaturm oder an der Freiherr-vom-Stein-Straße. Das wird im kommenden Jahr kostenpflichtig.
Wassersportler, Angler, Spaziergänger und Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind, nutzen die Parkplätze gern. Mit einem Stand-up-Paddleboard lässt sich schlecht Bahn fahren und Menschen mit Gehbehinderung können die S-Bahn-Haltestelle „Villa-Hügel“ nicht benutzen – es gibt nämlich weder einen Aufzug, noch eine Rolltreppe, um zum Bahnsteig zu kommen. Viele sind deshalb auf das Auto angewiesen.
Künftig werden sie zur Kasse gebeten. 60 Minuten sollen 1,50 Euro kosten, 120 Minuten 3,90 Euro. Es soll auch ein Tagesticket für fünf Euro geben. Ziel ist eine Reduzierung des Autoverkehrs am Baldeneysee.
Besucher halten wenig von der neuen Parkplatzregelung am Essener Baldeneysee
Vladimir Götte steht in der Nähe des Parkplatzes am Ufer des Baldeneysees. Er angelt und redet leise, um die Fische nicht zu verscheuchen. Er hat sein Equipment mit dem Auto an den See gefahren. „Ich denke, durch die Einführung der Parkgebühren werden sich mehr Leute vom See fernhalten. Ich werde mir auch neue Standorte zum Angeln suchen“, sagt Götte. Die neuen Parkgebühren würden den Standort unattraktiv machen. Besonders für Menschen, die aus weiter entfernten Stadtteilen kommen. „Mit dem ÖPNV hätte ich eine Stunde Anfahrt. Die Anbindung ist einfach zu schlecht.“
Ein paar Meter weiter steht ein Jogger an einer Laterne und dehnt sich. Am Baldeneysee absolviert Werner Grommich seine übliche Joggingrunde. Er wohnt in der Umgebung und läuft oft zum See. Früher sei er viermal in der Woche gejoggt. „Wenn ich mir da vorstelle, jedes Mal zahlen zu müssen, finde ich das schon sehr happig“, sagt der Essener.
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Nicht alle kommen in ihrer Freizeit zum Baldeneysee, einige müssen in dem Naherholungsgebiet auch arbeiten. Eine junge Frau arbeitet in einem Restaurant am See. Wie sie heißt und wo sie genau arbeitet, möchte sie lieber nicht sagen. „Für die Gäste ist das Ganze natürlich blöd. Viele parken hier und ich denke, dass durch die neue Regelung weniger kommen werden.“ Derzeit komme sie noch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, bald möchte sie aber mit dem Führerschein anfangen. Ob sie dann später mit dem Auto zum See fährt, weiß sie noch nicht.
Der Betreiber vom Essener Seaside Beach bleibt erst einmal entspannt
Seaside-Beach-Betreiber Holger Walterscheid bleibt bei den geplanten Ticketpreisen ruhig. Man müsse erst einmal Erfahrungswerte sammeln. Die Preise sind für ihn angemessen: „Fünf Euro für 24 Stunden. In Rüttenscheid zahlt man da deutlich mehr“, sagt Walterscheid. Parktickets seien mittlerweile nahezu überall zu zahlen und die jüngere Zielgruppe würde ohnehin eher mit dem ÖPNV kommen. „Eine Herausforderung wird es aber für die Mitarbeiter werden. Wir werden sehen, wie das Ganze sich in der Zukunft entwickeln wird.“
Vereine am Essener Baldeneysee hoffen auf eine Kompromisslösung
Rund um den Baldeneysee sind viele Vereine beheimatet, darunter der Etuf. Zwar hat der Verein eigene Parkplätze, dennoch würden die neuen Parkticketpreise die Arbeit des Vereins beeinflussen. „Angenommen, wir haben eine Gastmannschaft vor Ort. Die müssten dann auf dem öffentlichen Parkplatz ihr Auto abstellen und zahlen“, sagt Geschäftsführer Jens Wachowitz.
Der 53-Jährige arbeitet derzeit mit dem Verein an Lösungen, sodass die Gäste ebenfalls die eigenen Parkplätze nutzen können. Aber auch diese Parkplätze seien endlich. Bei größeren Veranstaltungen oder Turnieren müsste auf dem öffentlichen Parkplatz geparkt werden. „Die Politik verweist da gern auf den ÖPNV. Der ist hier aber eine Katastrophe. Eine Verbesserung wäre auf jeden Fall wünschenswert.“
Nicht alle Vereine am Baldeneysee in Essen haben einen eigenen Parkplatz
Eine eigene Stellfläche haben indes längst nicht alle Vereine am See. Der ESV Grün-Weiß Essen hat keine eigenen Parkplätze und muss deshalb auf die öffentlichen Flächen ausweichen. Steffen Buschmeier ist erster Vorsitzender des Vereins. Er ist vor allem unzufrieden mit der Kommunikation der Stadt. „Die Stadt hat gesagt, dass sie mit den Vereinen reden möchte. Bei uns hat sich zunächst nur leider keiner gemeldet.“ Laut Buschmeier sähe man oft nur die Vereine am Regattaturm. Die kleinen Vereine an der Freiherr-vom-Stein-Straße übersehe man.
„Die Menschen, die besonders betroffen sein werden, sind Ehrenamtler. Die kommen mehrmals in der Woche zum Verein, um zu helfen“, sagt Buschmeier weiter. Dennoch könne er das wirtschaftliche Interesse der Stadt verstehen. „Ich hätte gern eine Dauerkarte für Vereinsmitglieder, die dann einen Betrag pro Monat bezahlen.“ Noch mehr als diesen Tarif wünscht sich der Vorsitzende des Vereins eine bessere Kommunikation mit der Stadt Essen.
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