Essen-Kettwig. Hobbyfotograf Arnold Engel starb im Mai. Seinen Kalender wird es 2025 dennoch geben. Wie die Tochter das Projekt mit Hilfe der Kettwiger fortführen will.
Für viele Menschen ist er Jahr für Jahr ein liebgewonnenes Kalendarium mit Fotomotiven aus der Heimat: der großformatige Kettwig-Kalender, fotografiert und gestaltet von Arnold Engel. Das Exemplar 2025 ist bereits erhältlich und der Erlös kommt, wie all die Jahre zuvor, der Opferorganisation Weisser Ring zugute. Das Erscheinen des aktuellen Kalenders konnte Arnold Engel allerdings nicht mehr erleben, er starb im Mai dieses Jahres.
„Es begann mit Bildern von privaten Spaziergängen rund um Ickten. Im Laufe der Jahre wurde der Kalender zu einem Herzensprojekt“, sagt seine Tochter Verena Engel. Sie ist Kommunikationsdesignerin und hat sich dieses Projektes angenommen, die Fotos für 2025 aus dem Nachlass herausgesucht und den Kalender gestaltet. Ein letztes Mal. „Ob und wie es weitergehen wird, hängt ganz von den Kettwigern ab.“
Schon der Großvater von Arnold Engel war Hobbyfotograf
Doch zunächst ein Blick zurück: Arnold Engel, geboren 1941 in Freiburg, wuchs in Chile, der Heimat seiner Mutter, auf. In Valparaíso besuchte er die deutsche Schule und studierte. 1965 machte er den Abschluss als Maschenbauingenieur, kehrte dann nach Deutschland zurück. „Er begann ein Aufbaustudium in Aachen. Später promovierte er“, berichtet Verena Engel.
Im Gepäck von Südamerika nach Deutschland reiste damals ein großer Koffer mit: Er war voller Glasplatten. „Schon sein Großvater war leidenschaftlicher Fotograf. Daher kam wohl die Begeisterung meines Vaters. Die Fotos waren auf zehn Mal zehn Zentimeter große Glasplatten gebannt, und zwar in Stereo. Die konnte man durch ein spezielles Gerät betrachten. Es waren vor allem Familienszenen aus Chile.“
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Dieser Fotobestand sei bei jedem Umzug mitgenommen worden, erinnert sich Verena Engel lächelnd. Gerne hätte sie das eine oder andere Original behalten. „Doch mein Vater war in dieser Sache recht eigen. Er hat alles digitalisiert und die Originale der Stiftung Deutsches Historisches Museum in Berlin gegeben.“
Bei Streifzügen durch Essen-Kettwig sammelte er viele Eindrücke
Auch seine eigenen Fotos, die der Ruhrgas-Ruheständler bei zahlreichen Streifzügen durch Kettwig und die nähere Umgebung erstellte, wurden zunehmend digitaler. „Zuletzt fotografierte er statt mit der großen Kamera lieber mit dem Handy. Die Bearbeitung für den Kalender hat er am Computer komplett alleine gemacht.“ Auch wenn dies für den gelernten Maschinenbauingenieur etliche Herausforderungen bereithielt. „Helfen lassen wollte er sich nicht. Aber am Ende stellte er die Druckdaten immer zeitgerecht zusammen und organisierte Marketing und Vertrieb des Kalenders im Stadtteil und darüber hinaus.“
„Die Bearbeitung für den Kalender hat er am Computer komplett alleine gemacht. Helfen lassen wollte er sich nicht. Aber am Ende stellte er die Druckdaten immer zeitgerecht zusammen.“
Der erste Kettwig-Kalender mit Fotos von Arnold Engel erschien 2005 und es folgten (bis auf 2007) jedes Jahr weitere fotografische Eindrücke, die er bei seinen Streifzügen gesammelt hatte. Der Erlös kam stets dem Verein Weisser Ring zugute, für den er in seinem Ruhestand als Ehrenamtler tätig war.
Fotowettbewerb ausgelobt
Der Benefiz-Kalender „Kettwig 2025“ ist erhältlich bei der Buchhandlung Decker, Hauptstraße 92, sowie im Kettwiger Reisebüro, Bürgermeister-Fiedler-Platz 3. Er kostet 15 Euro. Der Erlös geht an den Weissen Ring.
Neben den Angaben der Ferienzeiten in NRW sind im Kalendarium auch alle gesetzlichen und kirchlichen Feiertage verzeichnet sowie die Mondphasen und die Umstellung auf Sommer- beziehungsweise Winterzeit.
Für den Kalender 2026 soll ein Fotowettbewerb die 13 besten Kettwiger Motive ermitteln. Ab sofort bis spätestens zum 31. Juli 2025 ist jeder aufgerufen, eigene Fotos aus Kettwig und Umgebung einzureichen.
Für Infos zu den Teilnahmebedingungen und zur Einreichung der Beiträge (im jpg- oder tif-Format) bittet Verena Engel, sie per E-Mail an kalender@engelundnorden.de zu kontaktieren.
„Es hätte ewig so weitergehen können“, sagt seine Tochter. Auch im Januar 2024, als Sonne und Schnee das Kettwiger Umland in eine glitzernde Winterlandschaft verwandelten, war ihr Vater auf der Pirsch und legte vorausschauend diverse Winteransichten im Verzeichnis „Kalender 2025” ab. „Sein Herzstillstand im Frühjahr kam für uns alle unerwartet. Wir haben sein letztes Foto, das am 5. Mai entstanden ist und die Ruhrtalbrücke in Mintard zeigt, als Mai-Motiv in den Kalender aufgenommen.“
Neue Motive und ein Best-of von Bildern aus früheren Kalendern
Denn für seine Familie stand bald fest: Damit der Platz an so vielen Kettwiger Wänden nicht leer bleibt – einen Kettwig-Kalender zum Abschied sollte es auf jeden Fall geben. Verena Engel hat ihn mit seinen letzten Fotos, die er schon im 2025er Ordner abgespeichert hatte, und einem Best-of von Bildern aus früheren Kalendern bestückt. „Ich habe lediglich das Kalendarium etwas sichtbarer gemacht und die Monatsnamen stehen nun im Bild.“
Doch wie geht es weiter? Um die Tradition in den kommenden Jahren in seinem Sinne fortführen zu können, soll es nun einen Fotowettbewerb geben. Zwölf Monatsmotive und ein Foto für das Titelblatt werden gesucht. „Es wäre schön, wenn das Herzensprojekt meines Vaters auf diese Weise fortleben könnte.“
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