Essen-Werden. Das Ruhrdeutsche und Waddisch Platt stehen am 12. Oktober im Mittelpunkt eines Festes in Essen-Werden. Welche Rolle eine bunte Fibel spielt.

„Waddisch on wi fieren de Heimotsproke – Waddisch und wir feiern die Heimatsprache“ ist das Motto einer Festivität, die am Samstag, 12. Oktober, im Zentrum 60plus stattfindet. Der Arbeitskreis Waddisch Platt „Komm-Omend“ lädt dazu von 13 bis 18 Uhr ein.

Die Feier richtet sich an all jene, die etwas mit der „aulen Modersprok“, der alten Muttersprache verbindet, oder neugierig darauf sind, mehr darüber zu erfahren. „Waddisch und Ruhrdeutsch werden nicht nur von der älteren Generation gesprochen“, sagt Marc Real und zielt auch auf jüngeres Publikum ab. Er selbst ist 26 Jahre jung, „Vörsetter“, also Vorsitzer der Mundartgruppe und freut sich, dass aus einer ersten Idee, die vor gut einem Jahr entstanden ist, nun ein großangelegter Infotag rund um den Dialekt wird.

Wie er auf die Idee gekommen ist, schildert Marc Real in einem ausführlichen Interview, auf das im Instagram-Account der Mundart-Gruppe hingewiesen wird:

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Zum Infotag am Samstag habe sich bereits viel Besuch angekündigt, vor allem befreundete Dialektgruppen aus der Region wollen in Werden vorbeischauen. Der Infotag habe viel Programm zu bieten: „Da gibt es alles, bloß kein Standard(-Deutsch)“, sagt Marc Real mit einem Augenzwinkern.

Präsentation der Waddisch-Fibel „Bramballe on Imseike“

Nach einem Grußwort von Oberbürgermeister Thomas Kufen und einem Vortrag auf Waddisch soll es denn am Samstag auch gleich praktisch werden: Vorgestellt wird die Waddisch-Fibel „Bramballe on Imseike“ (übersetzt: „Brombeere und Ameise“). Als sechstes Heft der Reihe „Wadden Kladden“ erscheint die bunt illustrierte Fibel, um junge und jung gebliebene Waddisch-Freunde zum Plattlernen zu animieren.

Die Waddisch-Fibel erscheint in einer Auflage von 300 Stück. Sie wird am Samstag vorgestellt.
Die Waddisch-Fibel erscheint in einer Auflage von 300 Stück. Sie wird am Samstag vorgestellt. © Uhlenbrock

„Sie ist sehr anschaulich und aufgebaut wie eine Schulfibel“, sagt Marc Real über das 48 Seiten starke Heft, das der in Werden ansässige Grafikdesigner Dirk Uhlenbrock gestaltet hat. 300 Stück wurden erst einmal gedruckt, eine zweite, erweiterte Auflage sei bereits in Aussicht.

„Die Waddisch-Fibel ist sehr anschaulich und aufgebaut wie eine Schulfibel. Und mit dem digitalen Dialekt-Wörterbuch wird unsere Sprache auch allen Zugezogenen und Nachgeborenen zugänglich.“

Marc Real, Vorsitzer der Mundart-Gruppe „Komm-Omend“

Außerdem werde das digitale Dialekt-Wörterbuch vorgestellt, kündigt Real an. „So wird unsere Sprache auch allen Zugezogenen und Nachgeborenen zugänglich. Forschende von der Uni Bonn und vom Landschaftsverband Rheinland zeigen, wie sie die Sprache auch bei uns im Ruhrtal untersuchen und wir reden über Sein oder Nicht-Sein unserer Dialekte.“

Mitglieder geben kurzweilige Sketche zum Besten

Die Vereinsmitglieder Bernhard Kahmann und Peter Gabka sowie Walburga Küthen und auch Marc Real selbst werden im Laufe des Tages kurzweilige Sketche auf Platt zum Besten geben. Auf der Bühne zu stehen, ist für den Werdener nichts Ungewöhnliches: Von 2014 bis 2016 war er bei der Schülerkabarett-Gruppe „Die Kettwichte“ aktiv.

Die Waddisch-Gruppe

Die künftigen Treffen der Mundart-Gruppe „Komm-Omend“ finden weiterhin im Werdener Zentrum 60plus, Heckstraße 27, statt, allerdings wechseln Tag und Uhrzeit: Nicht mehr am Freitagabend, sondern am Sonntagnachmittag ist der Termin.

Ab Mitte Oktober finden die regelmäßigen Waddisch-Treffen immer am zweiten und vierten Sonntag im Monat statt. Los geht es dann schon zur Kaffeezeit von 14 bis 16.30 Uhr. Marc Real: „Damit hoffen wir, unsere Treffen auch für Interessierte attraktiver zu machen, denen der späte Freitagstermin bisher ungelegen war.“

Weitere Informationen zu den Aktivitäten der Gruppe gibt es auf www.waddisch.de.

Worum wird es in seinem Sketch gehen? Ein kleiner Spoiler: Der Segen hängt in einem Fischlaker Mehrfamilienhaus gerne mal schief. Gekeif und Geträller vom Dach bis in den Keller. Und was bloß will denn Fritz Blaulicht, der 90-jährige, nicht mehr so rüstige Eigentümer schon wieder so plötzlich von Änne, der bräsigen Seele des Hauses? „Die Rolle des Rentners ist mir quasi auf den Leib geschrieben“, sagt der junge Student lachend.

Dialektinitiativen berichten über ihre Erfahrungen

Im Laufe der Veranstaltung werden befreundete Dialektinitiativen dann über ihre Erfahrungen berichten. Vorgestellt werden außerdem der Dialektatlas Mittleres Westdeutschland sowie ein App-Projekt des Landschaftsverbandes Rheinland.

Zum Ausklang des Tages gibt es noch eine Diskussionsrunde mit Gordon Strahl, Redakteur der Werdener Nachrichten, und Marc Real über „Waddisch heute“. Bereits seit den 1850er-Jahren gebe es regelmäßig Texte auf Platt in der Werdener Presse zu lesen. „Grund genug also, den Dialekt unserer Gegend jetzt noch einmal tüchtig zu feiern“, findet der Vorsitzer der Mundart-Gruppe.

Zur Feier des Tages werden übrigens auch die für Werden Land typischen Apfel- und Pflaumenkuchen angeboten, freut sich Marc Real auf viele Interessierte im Zentrum 60plus für den Essener Süden.

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