Essen. Die Höhenretter der Feuerwehr Essen haben einen Einsatz geübt - und von aufregenden Momenten ihrer Amtszeit erzählt. Wir waren dabei.

Höhenretter der Essener Feuerwehr haben an der Fassade des Rathauses eine Übung absolviert. 106 Meter ist das Gebäude hoch. Mehrere Einsatzkräfte ließen sich, gesichert mit Seilen, an der südöstlichen Seite herunter.

„Wenn bei einem Einsatz die Leiter oder die Drehleiter nicht mehr ausreicht, dann kommen wir ins Spiel“, sagt Daniel Johann, der Leiter der sogenannten Sondereinsatzgruppe „Höhenretter“. 45 Mann ist sie derzeit stark, alles Berufsfeuerwehrleute, alle mit regulären Feuerwehrjobs, aber weiter- und fortgebildet zu Höhenrettern. Man zählt derzeit etwa 80 bis 90 Einsätze im Jahr, und es geht nicht nur hoch hinaus, sondern auch tief hinunter: „Die genaue Bezeichnung unseres Aufgabengebietes lautet: ,Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen‘“, erklärt Johann. Das heißt: Sein Trupp kommt auch dann, wenn jemand in eine Grube gefallen ist und eine Rettung mit Seilen nötig wird.

Die Fenster am Rathaus Essen werden zweimal jährlich geputzt

An diesem Freitag hat die Feuerwehr eine Einladung des Rathauses angenommen, an der Fassade entlang zu üben: Denn so lange wie das Rathaus steht, 45 Jahre mittlerweile, gibt es auch eine Gondel, die auf dem Dach befestigt ist und zweimal jährlich an der Fassade entlangfährt: Für die Fensterputzer, „und außerplanmäßig natürlich, wenn Teile der Fassade instandgesetzt oder repariert werden müssen“, sagt Hartmut Kühnapfel von der städtischen Immobilienwirtschaft, der Leiter der Rathaus-Verwaltung.

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Und was ist, wenn die Gondel mal auf halbem Weg an der Fassade hängen bleibt und sich weder vor noch zurück bewegen lässt? Oder was ist, wenn ein Fensterputzer einen Notfall erleidet bei der Arbeit und sofort Hilfe braucht?

Ein Feuerwehrmann seilt sich ab an der Rathaus-Fassade.
Ein Feuerwehrmann seilt sich ab an der Rathaus-Fassade. © Martin Spletter | Martin Spletter
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Das war die gedachte Ausgangslage an diesem nebligen, verregneten Mittwochmorgen: Einer der Höhenretter stieg in die Gondel und ließ sich vom Dach des Rathauses etwa zehn Meter tiefer fahren, und dann waren die Höhenretter gefragt: Es galt, sich mit Seilen hinab zur Gondel zu bewegen und dann den Kollegen quasi huckepack zu nehmen und sich gemeinsam abseilen zu lassen, bis der Boden erreicht ist.

Besonders spektakulärer Einsatz der Essener Höhenretter: Im Oktober 2018, an der A42

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Rund zwei Stunden lang dauerte die Übung an der südöstlichen Seite der Rathausfassade, und zur Wahrheit gehört auch, dass ein Großteil der Arbeit von Höhenrettern darin besteht, Menschen mit Suizid-Absichten von ihrem Vorhaben abzubringen. „Wir sind alle geschult in der Erst-Ansprache dieser Menschen“, sagt Daniel Johann.

Ansonsten wird das Höhenretter-Team gerufen, wenn lose Teile an Fassaden hängen, so hoch, dass man mit keiner Leiter drankommt, oder Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen in ausweglosen Situationen hoch oben oder tief unten fest sitzen. „Der spektakulärste Einsatz meiner bisherigen Amtszeit“, erinnert sich Daniel Johann, „war im Jahr 2018“. Damals, vor ziemlich genau sechs Jahren im Oktober, verfing sich an der Stadtgrenze zu Bottrop an der A42 ein Heißluftballon in einer Hochspannungsleitung. Sechs Menschen wurden gerettet. Der Ballonführer (74) kam im Gerichtsprozess mit einer Geldstrafe davon.

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