Essen-Freisenbruch. Wasserrohrbruch, die Turnhalle ist dicht. Wie die Schule am Hellweg in Freisenbruch improvisiert, damit die Kinder Sport machen können.
„Fußball.“ Die Antwort kommt schnell. Welche Sportart er im Schulunterricht am liebsten macht, war die Frage, und für den zwölfjährigen Aland Eedo gibt es da nur eines: Fußball. „Ich mache eigentlich alles gerne“, sagt dagegen seine Mitschülerin Luna Adam. Beide gehen auf die Schule am Hellweg in Freisenbruch, beide sind in der Stufe M1. Doch im Moment sind viele der Sportarten gestrichen. Der Grund: Die Turnhalle kann nicht genutzt werden.
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Gleich mehrere Sporthallen in Essen sind derzeit Sanierungsfälle. Anfang September kam auch noch die Halle am Hellweg hinzu. Bei einem Rohrbruch war Wasser unter den Hallenboden gelaufen. Die Dauer der Schließung sei ungewiss, teilte die Stadt Essen mit und stieg umgehend in die Reparatur ein. „Dabei wurden leider auch noch Schadstoffe gefunden“, erklärt Schulleiter Volker Schwarzkopf. Das vorläufige Aus für den Sportunterricht und auch für das Kursangebot von Vereinen wie der MTG Horst (wir berichteten).
Essener Förderschule sucht kreative Lösungen
Für die Förderschule am Hellweg stellt sich der Wegfall von 32 Stunden Sportunterricht pro Woche besonders gravierend dar. Bewegung ist für die Schülerinnen und Schüler essenziell, da viele von ihnen unter motorischen Einschränkungen leiden oder aus sozialen Strukturen kommen, in denen Bewegung wenig gefördert wird. „Sport bietet diesen Kindern eine Möglichkeit, sich auszupowern und emotionale Spannungen abzubauen, was gerade für hyperaktive und verhaltensauffällige Kinder wichtig ist“, so Schwarzkopf.
Um dennoch Sportunterricht möglich zu machen, hat die Schule nach kreativen Lösungen gesucht: Es wurden Spielfelder auf dem Schulhof eingerichtet, zudem ein Basketballkorb installiert. Für den Sportunterricht ist man außerdem in den vergangenen Wochen auf umliegende Sportplätze ausgewichen, die teilweise zu Fuß oder nur mit Bussen erreichbar sind. Doch mit dem Herbst zeichnet sich das Ende der Nutzung von Außenanlagen ab. Immerhin: Ein Gemeindesaal in der Nachbarschaft steht ab sofort für Sportunterricht zur Verfügung. Ein Angebot, das die Schule dankend angenommen hat.
Essener Verein stellt Fahrräder zur Verfügung
Ein Lichtblick ist auch die Kooperation mit „Be Strong for Kids“. Der Essener Verein sammelt mit spektakulären Aktionen Spendengelder ein, die Kindern zugutekommen. So auch im vergangenen Mai: 15 Radfahrer des Café Cycle Clubs (CCC) hatten von Münster aus eine Charity-Fahrt gestartet. In 24 Stunden absolvierten sie 600 Kilometer bis Kopenhagen auf dem Rennrad. „Über Sponsoren, die für jeden gefahrenen Kilometer Geld gespendet haben, sind am Ende rund 20.000 Euro zusammengekommen“, erzählt Christian Krause von „Be Strong for Kids“. „Damit haben wir dann Fahrräder und Helme für Essener Förderschulen angeschafft.“ Unter anderem für die Schule am Hellweg. 16 neue Fahrräder stehen dort ab sofort fest zur Verfügung.
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Die Fahrräder in unterschiedlichen Größen sorgen nicht nur für Bewegung, sondern sind auch Teil der Verkehrserziehung, die an dieser Förderschule bis zur zehnten Klasse ein fester Bestandteil ist. Bisher mussten Fahrräder, beispielsweise für die jährliche Sportprojektwoche, mühsam von anderen Schulen oder vom Franz-Sales-Haus geliehen werden. Auch das war mit hohem Aufwand verbunden. „Unser Hausmeister ist dann immer mit einem Transporter durch die Gegend gefahren und hat die Fahrräder abgeholt und wieder zurückgebracht“, erzählt Schwarzkopf. „Nun können die Schülerinnen und Schüler jederzeit auf die Räder zugreifen, was den Unterricht flexibler und effektiver gestaltet. Besonders für Kinder, die noch nie auf einem Fahrrad gesessen haben, ist dies eine enorme Bereicherung.“
Beispielsweise für Luna. Die konnte anfangs nämlich nur geradeaus fahren. „Ich hatte immer Angst, dass ich in der Kurve vom Rad falle“, erzählt sie. Mittlerweile sei sie aber schon ganz gut. „Wir fahren sogar Slalom“, erklärt der zwölfjährige Leon Wagner, der am Fahrradfahren so richtig Spaß bekommen hat: „Dann fühle ich mich richtig frei“, sagt er und demonstriert auf dem Schulhof gleich mal, wie das ist, wenn ein Hindernis droht und man stark bremsen muss.
„Sportunterricht und Bewegungserziehung sind für diese Schule von immenser Bedeutung – sowohl für die körperliche als auch für die kognitive und emotionale Entwicklung der Kinder.“
Doch die nicht nutzbare Sporthalle ist nicht das einzige Problem der Schule. Eine Mauer am Rande des Schulhofs droht einzustürzen. Damit die Kinder nicht zu nahe herantreten und möglicherweise durch herabstürzende Teile verletzt werden, wurden Bauzäune aufgestellt. „Dadurch können sie aber den Außenweg zu den Toiletten nicht mehr nutzen und müssen immer durch das Gebäude“, so Schwarzkopf. Auch hier greift eine kreative Lösung: Auf dem Schulhof wurden zwei mobile Toilettenkabinen aufgestellt.
Schwarzkopf ist es wichtig zu betonen, dass die Stadt Essen alles tue, was in ihrer Macht stehe. „Der Schaden an der Turnhalle ist einfach zu groß“, sagt er. „Deshalb müssen die Reparaturen ausgeschrieben werden, und das dauert.“ Der Schulleiter hofft dennoch auf eine baldige Lösung des Hallenproblems, bleibt jedoch vorerst auf Alternativen angewiesen. „Mit den neuen Fahrrädern haben wir nun auch die Möglichkeit, Sportstätten außerhalb der Schule anzufahren und sind dafür nicht mehr auf den Bus angewiesen“, so Schwarzkopf. Denn am Sport festhalten will er auch während der Sanierungsphase auf jeden Fall. „Sportunterricht und Bewegungserziehung sind für diese Schule von immenser Bedeutung – sowohl für die körperliche als auch für die kognitive und emotionale Entwicklung der Kinder.“
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