Essen-Heidhausen. Die Essener Krankenschwester Heike Asmuth möchte mit ihrem Hilfeverein einer krebskranken 16-Jährigen in Ghana helfen. Die Lage ist dramatisch.

Diese Bilder wollen Heike Asmuth, der Vorsitzenden des Heidhauser Hilfsvereins „Ghana Rural Health Care Support“, nicht aus dem Sinn: „Wir wurden Mitte August darauf aufmerksam gemacht, dass in Ghana im Dorf Asu Boni eine 16-Jährige eine Geschwulst am Bein hat.“

Ein Foto zeigt sie als lächelnde junge Frau, ein anderes mit dem riesigen Sarkom. Ein sehr seltener, besonders bösartiger Tumor: Eile ist geboten. Sonst wächst der Tumor in den Knochen und der Krebs streut, was tödlich enden würde.

Margaret Boadiwaa stammt aus einer Familie von Kakaobauern. Hart arbeitende, aber bitterarme Menschen, die eine aufwändige medizinische Hilfe nicht finanzieren können. Margaret benötigt dringend Operation und Chemotherapie. Ihr Schicksal erschüttert die Essener Kinderkrankenschwester Heike Asmuth, die eigentlich hart im Nehmen ist: „Kürzlich habe ich noch mit ihrem Onkel telefoniert und er war sogar zuversichtlich, dass bei einer baldigen Operation das Bein gerettet werden kann.“

Eine Linderung der massiven Probleme im ländlichen Ghana

Bei einem privaten Aufenthalt 2016, der eigentlich der angeheirateten Familie galt, besuchte Heike Asmuth das Dorf Aseseeso. Sie war ergriffen von der prekären Situation der Krankenstation: „Es fehlte an allem.“ Die Landbevölkerung in Ghana ist von Armut betroffen und hat kaum Zugang zu Bildung, medizinischen Einrichtungen oder sauberem Wasser. Die Heidhauserin sprach Freunde und Verwandte an, um Spenden zu sammeln. Ein Verein wurde gegründet, der inzwischen auf vielerlei Art für Linderung der massiven Probleme im ländlichen Ghana sorgt.

Die neu gebaute Schule in Ghana, die mit den Spenden der Essener Ghana-Hilfe realisiert werden konnte.
Die neu gebaute Schule in Ghana, die mit den Spenden der Essener Ghana-Hilfe realisiert werden konnte. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Heike Asmuth und ihre Mitstreiter helfen, wo sie können: „Das bin nämlich nicht ich alleine, sondern ein ganzes Team und auch großzügige Spender.“ Der Verein stattet Krankenstationen auf dem Lande mit medizinischer Grundausstattung aus, sorgt für Wasserversorgung, baute sogar schon eine Schule. Stets werden lokale Handwerker beauftragt, um die Wirtschaft vor Ort anzukurbeln.

Essener Verein kann mutmachende Erfolge vorweisen

Über mutmachende Erfolge kann Heike Asmuth sprechen: „Einem Geschwisterpaar, sie sind Waisen, konnten wir in der Hauptstadt eine Operation am grauen Star ermöglichen. Jetzt, wo sie wieder sehen können, sind sie richtig gut geworden in der Schule.“ Auch gebe es zwei Jungen, die volljährig wurden und somit dem Waisenhaus entwachsen sind: „Denen ermöglichen wir eine Ausbildung, indem wir das in Ghana fällige Lehrgeld übernehmen. Wir helfen zwei Menschen, selbstständig zu werden, und ich habe ein supergutes Gefühl dabei.“

Böses fürchte sie jedoch für Margaret. Die könnte in der Hauptstadt Accra operiert und behandelt werden. Doch in Ghana gilt nun mal: „Kein Geld, keine Behandlung“. Der Kostenvoranschlag des „Korle Bu“ Universitätskrankenhauses in Accra beläuft sich auf umgerechnet etwa 4000 Euro. Allerdings lägen die Gesamtkosten höher: „Hinzu kommen sicherlich noch bis zu 2500 Euro für die anschließende Wundbehandlung, Verpflegung und dringend benötigte Medikation. Denn darum müssen sich in Ghana die Verwandten kümmern. Aber die haben das Geld nicht.“

„Zu den OP-Kosten von 4000 Euro kommen sicherlich noch bis zu 2500 Euro für die anschließende Wundbehandlung, Verpflegung und dringend benötigte Medikation hinzu.“

Heike Asmuth, Gründerin von „Ghana Rural Health Care Support“

Schnelles Handeln sei vonnöten: „Normalerweise kommen wir mit den Spenden über die Runden, aufgrund des Zeitdrucks möchten wir eine Sondersammlung für Margaret veranstalten. Außerdem wäre es auch schön, wenn wir uns auf diesem Wege bei den Spendern bedanken können. Ganz oft ist nämlich kein Kontakt angegeben.“

Netzwerk von ehrenamtlichen Helfern

Der 2017 gegründete Verein „Ghana Rural Health Care Support“ hat mittlerweile ein großes Netzwerk von ehrenamtlichen Helfern. Kosten für Flüge und Unterkunft werden von den Teammitgliedern selbst getragen und nicht durch Spenden finanziert.

Durch die Einbindung örtlicher „Chiefs“ und Behörden und des regionalen „Ghana Health Service“ erhält der Verein administrative Hilfe und Beistand.

Weitere Informationen und Möglichkeiten, wie man spenden kann, sind auf der Homepage www.ghanasupport.de zu finden.

Die Schultoilette ist ein Zement-Viereck ohne Dach

Ein weiteres Projekt klingt weniger dramatisch, offenbart aber ein grundsätzliches Problem in Afrika: „Die Mädchen der Basic School in Akuni scheuen sich, die Schultoilette zu benutzen. Das ist ein Zement-Viereck ohne Dach, mit einem Loch in der Mitte. Es gibt keine Möglichkeit, die Hände zu waschen, geschweige denn Privatsphäre zu wahren. Während der Menstruation ist das besonders schwierig. Wir möchten ein kleines Toiletten-Gebäude bauen, in dem die Mädchen sich sicher fühlen und angemessene hygienische Sanitärversorgung erhalten können.“ Ein Wassertank soll Regenwasser für die Toilettenanlage auffangen.

Heike Asmuth reist im November nach Ghana, wird dort vier Wochen lang die vielen Projekte des Vereins besuchen und wirklich überall nach dem Rechten schauen: „Dafür habe ich unbezahlten Urlaub genommen.“ Aber momentan kann sie nur an Margaret denken: „Hoffentlich kommt unsere Hilfe rechtzeitig.“

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