Essen-Bredeney. Im Essener Seniorennetzwerk 59+ können sich Ältere gemeinsamen Interessen nachgehen. Das Angebot organisieren sie selbst.
Ende 2023 gründete sich das Netzwerk „Senioren in Bredeney 59+“. Zur Auftaktveranstaltung in der Goetheschule waren über 140 Ältere erschienen. Nicht nur der 81-jährige Hans-Ulrich Philipsenburg hatte Fragen: „Was ist das überhaupt? Was machen die da?“ Das Seniorennetzwerk, das 59+ ist wohl augenzwinkernd zu verstehen, möchte ältere Bredeneyer miteinander in Kontakt zu bringen. Unabhängig davon, ob sie noch berufstätig sind oder sich bereits im Ruhestand befinden.
Alle eint, dass sie aktiv bleiben wollen. Die 75-jährige Marion Bartels zum Beispiel ist sozial stark engagiert. Nun auch im Seniorennetzwerk: „Das verstehe ich als nachbarschaftliche Hilfe. Ich finde die Arbeit dort bereichernd. Und es ist schön, dass ich im Alter noch nützlich sein kann.“
Essener Senioren organisieren ihre Veranstaltungen und Gruppen selbst
Heinrich Pröpper nickt. Er und seine Frau waren dem Auftakt ferngeblieben: „Wenn ich ehrlich bin, waren wir da sehr skeptisch.“ Doch dann erlebte der 74-Jährige, was alles passieren kann, wenn man über seinen Schatten springt und einfach mal reinschnuppert: „Wir sind dann doch zu einem der Basistreffen gegangen und waren plötzlich mittendrin. Wir haben nette Menschen kennengelernt und sind dabei geblieben.“
Wobei er doch feststellen müsse, dass solch ein strikt selbstbestimmtes Vorgehen erst einmal erlernt sein wolle: „Wir haben ja keine Führung oder gar einen Vorstand. Wir sehen uns bei den Basistreffen, beim Stammtisch und in den Gruppen. Ich zum Beispiel mache das mit den kulturellen Veranstaltungen. Erst haben sich alle ratlos angeschaut. Da musste es einer in die Hand nehmen.“
Basistreffen in St. Markus
Die nächsten Basistreffen sind am Donnerstag, 19. September, und am 24. Oktober, jeweils um 18 Uhr im Elisabeth-Haus der Gemeinde St. Markus an der Frankenstraße 364. Der Stammtisch ist jeweils am ersten Mittwoch des Monats (außer an Feiertagen) ab 18.30 Uhr im ETB-Tennis-Clubhaus. Frankenstraße 300 c.
Die einzelnen Interessengruppen vereinbaren individuelle Termine, die nach Möglichkeit auf der Seite www.IloveBrdny.de veröffentlicht werden. Per E-Mail ist das Netzwerk unter Senioren.Bredeney.Netzwerk@gmx.de zu erreichen.
Er legt einen Programmzettel vor, der es in sich hat: Konzerte, Theater- und Musikstücke, Aufführungen. Auf Zollverein, in Aalto, Grend, Philharmonie oder im Musikforum Ruhr in Bochum wird gemeinsam Kultur erlebt. Die Karten werden zentral für alle bestellt, damit man auch gemeinsam in der Gruppe zusammensitzt. Wobei keinerlei Verpflichtung besteht, immer teilnehmen zu müssen.
Die Basistreffen der Gruppe finden in Essen-Bredeney statt
Marion Bartels entwarf den Flyer, der überall in Bredeney ausliegt und auch im Schaukasten neben der Post aushängt. Sie sorgte für eine WhatsApp-Gruppe und einen Mailverteiler. Und sie organisiert den monatlichen Stammtisch: „Die Leute, die zu uns kommen, sind halt gerne in Gesellschaft.“ Und sie wandern gerne gemeinsam, spielen Boule, gehen zusammen spazieren, besuchen Museen oder kulturelle Veranstaltungen, fühlen sich wohl in Spielegruppe, Lesekreis, Apple-Gruppe.
Beim ersten „Basistreffen“ kamen immerhin 60 Interessierte. Viele erwarteten offenbar, dass ihnen Angebote zur Freizeitgestaltung unterbreitet würden. Dem war und ist auch weiterhin nicht so. Die Senioren sollen ausdrücklich selbst bestimmen, was sie tun wollen und es dann auch selbst organisieren in Gruppen, die sich regelmäßig treffen und gemeinsamen Interessen nachgehen. Was eventuelle Motivationsprobleme überwinde, gibt Pröpper zu: „Man geht zu Veranstaltungen, weil man da mit anderen hingeht. Wozu man sich alleine nicht aufraffen würde.“
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Die Basistreffen spiegeln die Vielfalt der Gruppen wider, findet Philipsenburg: „Manche sagen die ganze Zeit über nichts, sind aber sehr aufmerksam. Andere wiederum reden ganz schön viel.“ Ihm scheint da der goldene Mittelweg die Richtschnur. Bei den Treffen werden Bekanntschaften geschlossen, Informationen ausgetauscht, Aktivitäten und Termine besprochen und Entscheidungen getroffen.
Inzwischen hat sich die Zahl der in verschiedenen Gruppen organisierten Teilnehmer auf etwa 80 eingependelt. Die Aufzählung der Gruppen ist übrigens weder vollständig, noch in Stein gemeißelt, betont Marion Bartels. Denn man freut sich über neue Ideen und Anregungen: „Letztens kam der Vorschlag einer Motorradgruppe, die gemeinsame Ausfahrten unternimmt.“ Da bekommt das Kinderlied von der Oma im Hühnerstall doch eine ganz neue Bedeutung…
Viele Essener hadern mit den Beschwerden des Alters
Hans-Ulrich Philipsenburg engagiert sich im Stadtteil, seit er zu den Rentnern zählt. Er sieht manches kritisch in der heutigen Gesellschaft, speziell ihren Umgang mit „den Alten“. Für viele sei der gemeinschaftliche Besuch von Veranstaltungen so etwas wie ein Rettungsanker: „Nicht jeder ist glücklich mit seinem Altsein.“ Marion Bartels gibt ihm recht: „Senioren klingt für viele irgendwie nach Altersheim.“ Was Heinrich Pröpper übrigens nicht so sieht: „Ich habe da keinerlei Befindlichkeiten.“
Natürlich sei Gesundheit das A und O, da sind sich die drei einig. Sie laden ein, doch einfach mal vorbeizuschauen, und schließen sich der freundlichen Aufforderung des Flyers an: „Mitmachen!“
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